Palma de Mallorca. . Die Hoteliers der deutschen Lieblingsinsel haben die Nase voll von Negativschlagzeilen. Sie fürchten, dass Sexskandale, Alkoholexzesse und Drogenmissbrauch Mallorcas Image nachhaltig beschädigen. Nun schrieben sie einen Brandbrief.

Sexskandale, Alkoholexzesse, Drogenmissbrauch – viele Hoteliers auf Mallorca haben die Nase voll von derartigen Negativschlagzeilen. Denn sie beschädigen das Image der beliebtesten Urlaubsinsel Europas. Und sie fordern, gegen Ausschweifungen durchzugreifen und Schmuddeltourismus konsequent zu bekämpfen.

Vor allem in den Party-Hochburgen, am „Ballermann“-Strand Playa de Palma und in Magaluf, soll nun aufgeräumt werden. Die Touristen, bei denen Deutsche und Briten das größte Kontingent stellen, sollen vor allem mit Kampagnen zu gutem Benehmen gebracht werden – aber auch Geldstrafen sind, wie berichtet, inzwischen möglich.

Verordnung für„zivilisiertes Zusammenleben“

„Es ist Zeit, laut und deutlich zu sagen, dass wir diese Art von Tourismus nicht wollen“, sagt Gabriel Escarrer Jaume, einer der prominentesten Hotelbesitzer der Insel. Er ist als Vizechef der internationalen Meliá-Hotelgruppe eine Leitfigur des Gewerbes, und er sorgte gerade mit einem offenen Brief namens „SOS Magaluf“ für Aufsehen: Man dürfe nicht zulassen, dass der Ruf des Ferienparadieses weiter „in den Dreck gezogen“ werde, empörte er sich. Die Hotelbranche, die sich seit Jahren um „Qualitätstourismus“ bemüht und ihre Herbergen aufrüstet, dürfte Beifall klatschen.

Der Wutausbruch Escarrers kommt, nachdem eine ganze Reihe von Nachrichten aus Mallorca die Urlauberwelt erschütterten: So sorgte etwa das Sittengesetz in der Inselhauptstadt Palma und an der naheliegenden Playa de Palma für Aufregung. Auch weil die „Verordnung für zivilisiertes Zusammenleben“ von manchen Mallorca-Freunden irrigerweise als „Partyverbot“ interpretiert wurde. Dabei betrifft es nur die Ordnung im öffentlichen Raum, wo etwa Sangria-Saufen aus Eimern, Straßenprostitution, Strandverschmutzung oder Ruhestörung verboten werden.

„Wir wollen das Feiern nicht untersagen“, sagt Palmas Tourismusdezernent Álvaro Gijón, in den Bars und Biergärten könne wie bisher weitergebechert werden. Es gehe allein darum, Ausschweifungen einzudämmen, „die viele Touristen und auch Mallorquiner extrem stören“. In der Tat lassen die Umfragen der Inselpresse wenig Zweifel daran, dass eine breite Mehrheit der Bewohner und Tourismusunternehmer dieses Sittengesetz unterstützen. Auch wenn die kleine linke Insel-Regionalpartei Més in diesen Benimmregeln eine „Rückkehr zur Franco-Diktatur“ sieht.

Seit diesem Sommer geht die Polizei mit Geldstrafen gegen „unbürgerliches Benehmen“ in Palma vor. Als solches gilt zum Beispiel auch, nur mit Bikini oder nacktem Oberkörper durch die Altstadt oder die Geschäftsstraßen der City zu bummeln. Die Hoteliers verteilen Broschüren, in denen auf Deutsch unter der Überschrift „freier Oberkörper“ erklärt wird: „Dies kann als respektlos und belästigend empfunden werden und zu einem Mangel an Hygiene führen.“ Zuwiderhandlungen könnten mit 50 Euro Geldstrafe geahndet werden. Nur am Strand und entlang der Strandpromenade sei Badebekleidung angemessen.

Für Ärger sorgten auch Meldungen aus dem britischen Vergnügungszentrum Magaluf westlich von Palma: Dort treibt der organisierte Sex- und Sauftourismus immer wildere Blüten. In Magaluf werden in manchen Schmuddelbars Besucherinnen mit Freigetränken belohnt, wenn sie an männlichen Gästen sexuelle Handlungen vornehmen. Oder schon, wenn sie auf der Bühne ihre Brüste vorzeigen. Auch hier soll nun versucht werden, derartigen Auswüchsen einen Riegel vorzuschieben.

„Die Raffgier und die Skrupel­losigkeit einiger weniger Unternehmer“ dürften nicht den Ruf Mallorcas zerstören, warnt Hotelier Gabriel Escarrer. Es müsse verhindert werden, dass Mallorca „in den Augen der gesamten Welt zum Paradigma für einen widerlichen und schmutzigen Tourismus wird“. Escarrer forderte die Hotelbranche zum gemeinsamen Handeln gegen touristische Schmuddelangebote auf, „damit all diejenigen, die diese Art von Urlaub suchen, ihn schlichtweg hier nicht finden können“.