Essen. Der Golf von Roses gilt in Spanien als Mekka der Kiter. Auch sonst hat die Costa Brava einiges zu bieten. Viel Natur und 115 Campingplätze zum Beispiel. Wer gerne Partyurlaub macht, kommt hier ebenso auf seine Kosten wie Urlauber, die es lieber ruhiger mögen.
In Roses trank sie ihre erste Sangria, flirtete mit ihrer ersten Urlaubsliebe. Juan hieß er, oder war es José? Die halbe Nacht verbrachte ihre Clique am Strand oder in der Disko, wo sie Julio Iglesias spielten. Jetzt ist Karin an die Costa Brava zurückgekehrt, das erste Mal nach über 30 Jahren. Sie hat sich nicht abschrecken lassen von den Nachrichten über die Saufgelage vergnügungssüchtiger Abiturienten oder die vielen Hotelbauten, die die Küste immer mehr betonieren. „Man sollte wissen, was man will und wo man hingeht. Für mich muss es nicht gerade Lloret de Mar sein.“
Statt All-inclusive in der Partyhochburg haben sich Karin und ihr Mann Rainer den Campingplatz La Gaviota in Sant Pere Pescador ausgesucht. Der Platz in der Bucht von Roses liegt außerhalb des Ortes, wie es für Campingplätze üblich ist. La Gaviota befindet sich unmittelbar am Meer. Bevor die ersten Badegäste auftauchen, können sich Frühaufsteher schon mal mit der ersten Tasse Kaffee an den Strand hocken und den Wellen zuschauen. Direkt neben dem Campingplatz beginnt ein unbebauter Strandabschnitt. Man kann Kilometer weit durch den feinen Sand laufen, eine Pause in einer der einfachen Strandbars einlegen und sich die Kunststücke der Kitesurfer angucken.
115 Campingplätzen an der Costa Brava
Der Golf von Roses gilt in Spanien als Mekka der Kiter, neben Tarifa weiter im Süden. Ab September vollführen die sportlichen Jungs ihre Loopings wieder unmittelbar vorm Campingplatz. In der Hochsaison müssen sie die Segel streichen und sich mit einem kleinen Revier außerhalb begnügen, dann ist der zentrale Strand nämlich den Badegästen und Sandburgenbauern vorbehalten.
Insgesamt hat man die Wahl zwischen 115 Campingplätzen an der Costa Brava. Sie verteilen sich auf die 220 Kilometer lange Küste zwischen Portbou nahe der französischen Grenze und Blanes, kurz vor Barcelona. Die gesamte Küste gehört zur katalanischen Provinz Girona, die gleichnamige Provinzhauptstadt Girona ist ausgesprochen sehenswert – eine quirlige Studentenstadt mit intakter Altstadt, prachtvollen Bürgerpalästen und einer von Gustave Eiffel konstruierten Eisenbrücke über den Riu Onyar.
Auch die mittelalterlichen Städtchen im Hinterland wie Peratallada, Besalu oder Santa Pau lohnen einen Besuch, wenn man ein Kontrastprogramm zum Strand sucht. In Santa Pau am Rande des Vulkanparks Garrotxa, der 1982 von der katalanischen Regierung unter Naturschutz gestellt wurde, lebt José. Er ist ein Mann für alle Fälle. José betreibt nicht nur die örtliche Autowerkstatt sowie die Bar Can Pauet, den zentralen Treffpunkt der 1600-Einwohner-Gemeinde, sondern agiert außerdem als Wetterprophet.
Dicke Felsbrocken und kleine Buchten
Wenn eine große Open-air-Veranstaltung geplant ist, fragt man José nach dem passenden Termin für das Ereignis. Der Hobby-Meteorologe schaut dann die Zwiebeln an, die er zum Jahreswechsel aufgeschnitten und mit Salz bestreut hat. Mit seinem Zwiebelorakel hat es José bereits ins spanische Fernsehen gebracht. Wir genießen das Wetter lieber live, schlendern bei strahlendem Sonnenschein durch den ruhigen Ort, suchen zwischendurch den Schatten der mittelalterlichen Arkaden.
Auch interessant
Costa Brava heißt übersetzt „wilde Küste“. Auf dem Küstenwanderweg Cami di Ronda, im Abschnitt von Platja del Raco über das Cap Begur in Richtung Palamos, kann man nachvollziehen, warum das so ist. Dicke Felsbrocken, kleine Buchten zwischen steil aufragenden Hängen, dazu ein Weg, der sich durch die Macchia bahnt. Es war früher ein alter Schmugglerpfad, jetzt ist es ein Wanderweg. Es duftet nach Pinien und Kiefern, unten glitzert das Meer, zwischendurch tauchen die Dächer und Pools schicker Villen auf.
Wo die Reichen ihre Ferienhäuser bauen
Hier haben die Reichen aus Barcelona ihre Ferienhäuser gebaut. Zu gerne würde der Fremde einen Blick auf die Terrasse werfen, doch die Herrschaften haben sich geschickt abgeschirmt. Die Campingplätze in diesem Bereich der Costa Brava – zwischen Begur und Calella de Palafrugell – liegen ein Stück landeinwärts. Die zerklüftete Küste bietet nicht die nötige Fläche.
Manche Plätze, die nicht direkt am Strand liegen, bieten einen kostenlosen Shuttleservice zum Meer oder aber die Möglichkeit, Sonnenschirme, Liegen und aufgeblasene Krokodile am Strand zu deponieren. Auf Familien haben sich die Campings ohnehin eingestellt – kein Platz ohne Schwimmbad, Spielgeräte, die meisten auch mit WLAN, ansonsten würden die Teenies den Familienurlaub wohl sofort abbrechen.
Dank der hohen Campingplatzdichte kann man prima den Standort wechseln: Eine Woche am Golf von Roses, von dort ein Ausflug zum Dali Museum in Figueres. Ein paar Tage an der „wilden Küste“, zum Beispiel auf dem Camping Benelux, rund 500 Meter vom wunderschönen Strand von Castell entfernt, oder auf dem Camping Treumal an der Platja d’Aro bei Calonge. Und zu guter Letzt ein Aufenthalt auf dem fantastisch gelegenen Camping Cala Llevado bei Tossa de Mar, von dort ein Abstecher ins 90 Kilometer entfernte Barcelona. Die mobile Art zu reisen macht schließlich den Reiz des Campings aus.