Essen. Für Auslandsurlauber klingt es eigentlich sehr praktisch: Am Geldautomaten ein paar einheimische Scheine ziehen und sich den Weg in die Wechselstube sparen. Doch in vielen Fällen zahlen Touristen dabei ordentlich drauf. Und ist das Geld vom Konto abgebucht, ist es für eine Beschwerde oft zu spät.
Es ist ja so einfach: Karte einschieben, Geheimzahl und Summe eingeben, Geld heraus nehmen. Deshalb hat sich das Geldabheben am Automaten im Ausland auch weltweit durchgesetzt. Allerdings ist auf Reisen außerhalb der Eurozone Vorsicht am Automaten geboten. Deren Betreiber haben sich nämlich die übelsten Eigenschaften klassischer Wechselstuben angeeignet und zocken ahnungslose Urlauber durch schlechte Wechselkurse und undurchsichtige Aufschläge ab.
Irgendwo „unterwegs“ wird Geld gewechselt
Vorsicht ist stets geboten, wenn der Automat anbietet, die ausgezahlten polnischen Zloty, Schweizer Franken oder türkischen Lira sofort in Euro umrechnen zu lassen. Dann wird es nämlich meist teuer. Das fanden gerade die Fachleute der Stiftung Warentest heraus (Zeitschrift Finanztest 6/2014).
Der Grund: Wer im Ausland Geld in einer fremden Währung abhebt, dem wird die Auszahlung am Ende immer auf seinem Konto in Euro abgezogen. Irgendwo „unterwegs“ müssen also die erhaltenen tschechischen Kronen oder kroatischen Kuna in Euro gewechselt worden sein. Aber wer führt die Umrechnung durch? Und zu welchem Kurs?
Genau darum wird hinter den Kulissen gerangelt. Der Automatenbetreiber in Prag oder Antalya ist meist eine lokale Firma, die mit der Bank des Urlaubers nicht mehr zu tun hat als der Hotelier oder die Fluggesellschaft. Alle drei holen sich des Urlaubers Geld von dessen Hausbank. Klassischerweise geschieht das in lokaler Währung.
Beim Geldwechseln zahlt der Tourist drauf
Immer häufiger versuchen die Automatenaufsteller aber, den Kunden zu überreden, dass sie Geldwechsler spielen dürfen. Die Lockbegriffe am Display heißen meist „sofortige Umrechnung“ und „garantierter Wechselkurs“. Wer darauf eingeht, der zahlt eigentlich immer drauf. Das stellte jedenfalls das Testteam der Stiftung Warentest beim Abheben in fünf Nicht-Euro-Ländern (Polen, Tschechien, Großbritannien, Türkei, Schweiz) fest.
Betreiber gönnen sich einen ordentlichen Aufschlag
Besonders teuer wurde die Sache in Tschechien, Polen und Großbritannien: Dort rechneten die Betreiber nicht nur ungünstig um, sondern genehmigten sich auch noch einen saftigen Aufschlag. Wählt der Geldabheber dagegen die klassische Auszahlung in Landeswährung ohne Abrechnung in Euro, dann bleibt dem Automatenbetreiber nichts anderes, als den lokalen Auszahlungsbetrag an die Bank des Kunden zu melden. Erst die rechnet ihn dann – in der Regel zu einem deutlich faireren Wechselkurs – in Euro um und belastet damit das heimische Kundenkonto.
Dass es dabei nicht nur um Centbeträge geht, zeigen die Zahlen: In der Türkei und der Schweiz verloren die Tester bei Umrechnung durch den Automatenbetreiber etwa drei Prozent gegenüber Umrechnung durch die Hausbank. In Großbritannien waren es bereits mehr als sechs Prozent. Und in Polen und Tschechien schoben sich die Automatenfirmen fast zehn Prozent zusätzlich in die Taschen. Da sind bei 300 Euro Abhebung schnell 30 Euro verloren.
Die Tricks der Abzocker
Besonders trickreich: Die Darstellung am Automaten ist oft so, dass der Urlauber unwillkürlich die teure Variante wählt. So berichten die Tester von einem Automaten in Prag, bei dem die preiswertere Auszahlung ohne Umrechnung in warnend roter Schrift „Kein garantierter Wechselkurs“ und die teure Variante in grüner oder weißer Schrift „Garantierter Wechselkurs“ angezeigt wurde.
Die meisten Urlauber bekommen von den Wechselkurstricksereien übrigens noch nicht mal etwas mit. Denn wer hat schon Summe und genauen Wechselkurs im Kopf, wenn er Wochen später daheim auf dem Kontoauszug nur noch einen Euro-Betrag abgebucht sieht?
Für Beschwerden ist es meist zu spät
Und selbst wenn der Urlauber die Übertölpelung bemerkt, wäre es doch in jedem Fall zu spät. Bei seiner Hausbank kann er sich jedenfalls nicht mehr beschweren. Denn für den ungünstigen Kurs war allein der Automatenbetreiber im Ferienland zuständig.
Der aktuelle Bericht zum Thema „Geldautomaten im Ausland“ kann auf der Homepage der Stiftung Warentest/Finanztest gegen eine Gebühr herunter geladen werden: www.test.de