Essen. Die Ostseebäder haben eine lange Tradition. Besonders auf Usedom konnte man prachtvoll und elegant residieren. Die Villen der Reichen aus der Kaiserzeit sind heute ein kulturhistorischer Schatz erster Güte. Urlauber können heute den Flair der Insel und die einzigartige Atmosphäre genießen.

Preisfrage: Was haben Theodor Fontane, Johann Strauß, Engelbert Humperdinck, Alexej Tolstoi, Kurt Tucholsky, Viktor Klemperer, Lyonel Feininger, Maxim Gorki oder Heinrich und Thomas Mann gemeinsam?

Gewiss: Geniale Künstler waren unbestritten alle, durch die Bank aber auch große Liebhaber der Usedomer Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin. Nirgendwo sonst an der Ostsee nämlich konnte man so prachtvoll und elegant residieren, so standesgemäß und stilvoll logieren wie auf der schönen Sonneninsel.

Der Traum vom Häuschen am Meer

1872 begann die Geschichte des exklusiven Booms, als schwerreiche Berliner Prominente ihre Träume vom „Häuschen“ am Meer tatkräftig umsetzten und dabei gewaltig klotzten. Architektonisch griffen sie auf Bau- und Stilelemente aus Renaissance und Barock, Klassizis-mus und Gründerzeit zurück. Das Ergebnis: die so genannte Bäderarchitektur. Friese und Gesimse, Dachreiter und Türmchen, Pfeiler und Säulen, Kapitelle und Holzloggien, Giebel und Erker, Freitreppen und Jugendstilfenster, Putten und Ranken, steinerne Schmuckelemente und filigrane Schnitzarbeiten – all das findet sich wieder in diesem Mix, der keine spezielle Kunstgattung ist, sondern als Sammelbegriff das irre Sammelsurium aus Stilen und Epochen beschreibt.

Heute sind die Villen der Reichen von einst nicht nur ein kulturhistorischer Schatz erster Güte. Sie sehen samt und sonders auch wieder genauso schnieke aus wie zu Kaisers Zeiten. Dabei schießt Heringsdorf den exklusivsten Vogel ab, denn nirgendwo war und ist Bäderarchitektur imposanter, das Flair von einst intensiver spürbar als im „Nizza der Ostsee“. Im mondänsten Seebad des Usedomer Dreigestirns schimmern allein in der Strandpromenade ein halbes Dutzend extravagante Ikonen.

Urlaubsgäste dürfen sich fühlen wie Mini-Monarchen

Die Villa des Großkaufmanns Wilhelm Staudt etwa, dessen Frau Kaiser Wilhelm II. hier regelmäßig zum Teekränzchen empfing. Bankier Benoit Oppenheims strahlend weiße Residenz, in der Lyonel Feininger von 1908 bis 1912 seine Sommer verlebte. Hans von Bleichröders neo-barockes Bauwerk, in dessen piekfeinem Interieur sich Urlaubsgäste heute fühlen dürfen wie Mini-Monarchen. Oder die ockerfarbene Villa Oechsler von 1883 mit Portikus-Säulen aus schwedischem Porphyr und venezianischem Giebelmosaik, bei dem jedes einzelne Steinchen mit Goldgrund unterlegt wurde – solch sündhaft teuren Glanz gab es sonst nur bei Kirchen und Königen.

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Insgesamt etwa drei Dutzend schicke Bäderarchitektur-Juwelen sind allein in Heringsdorf zu bestaunen. Bildschöne Häuser wie „Villa Augusta“, „Villa Oasis“, „Villa Ikarus“ oder der Altrosa-Jugendstil-Traum „Villa Hintze“. Paläste wie das Hotel Esplanade oder das Seeschloss. Holzbauten wie der lang gestreckte „Kaiser Pavillon“ oder ein „Hexenhäuschen“-Fachwerk mit grünspanigem Türmchendach. Manch bildschönes Kleinod erwählten sich Reiche von heute zum standesgemäßen Domizil. Andere wie die Apotheke residieren seit über 100 Jahren im gleichen noblen Ambiente.

Und was es so wohl auch nur in Heringsdorf gibt – selbst die Polizeistation steckt hier in einer dreistöckigen repräsentativen Villa.

Per Flugzeug auf die Insel

Übrigens: Der Weg in diese Schatzkammer an der Ostsee muss nicht zwangsläufig lang und mühsam sein. Von Dortmund, Köln und Düsseldorf fliegt Germanwings ab dem 3. Mai immer samstags in jeweils 75 Minuten nach Heringsdorf. Zum Direktflug können auf Wunsch gleich auch das passende Hotel, die komfortable Ferienwohnung oder diverse Erlebnisbausteine gebucht werden.