Cortegada. Laut dem nationalen Statistikinstitut gibt es rund 2900 verlassene Dörfer in den Provinzen Spaniens. Nun sollen neue Eigentümer gefunden werden. Denn die verlassenen und meist renovierungsbedürftigen Dörfer oder Weiler stehen nicht nur zum Verkauf, sondern werden auch zum Nulltarif angeboten.
Dorf zu verkaufen, renovierungsbedürftig, null Euro: In den nordspanischen Provinzen Galicien und Asturien suchen tausende verlassene Weiler neue Eigentümer, die sie wieder zum Leben erwecken. Der zum Nulltarif angepriesene Flecken A Barca beispielsweise besteht aus zwölf moosbewachsenen Steinhäusern und erstreckt sich auf 31.000 Quadratmetern oberhalb des Miño-Flusses inmitten grüner Natur. Rund 2900 verlassene Dörfer gibt es nach Angaben des nationalen Statistikinstituts in ganz Spanien, sagt Rafael Canales, der die Website adeasabandonas.com betreibt.
Für A Barca nahe der portugiesischen Grenze müssen Interessenten nach dem Willen der Behörden ein Entwicklungskonzept mitbringen, das alle Gebäude einbezieht. Einige Bewerbungen seien schon eingegangen, sagt der Bürgermeister der zuständigen Gemeinde Cortegada, Avelino Luis de Francisco Martínez. Doch er würde ein Tourismusprojekt bevorzugen, "das den Leuten und den örtlichen Firmen eine Perspektive bietet".
Das Dorf aus dem 15. Jahrhundert steht seit den 60er Jahren leer. Damals wurde ein Staudamm gebaut, der das Ackerland unter Wasser setzte. Doch die meisten Dörfer wurden aufgegeben, weil ihre Bewohner in größere Städte abwanderten oder zu fruchtbareren Böden. Spaniens langwierige Wirtschaftskrise mit einer Arbeitslosenrate von inzwischen über 26 Prozent treibt immer mehr Eigentümer dazu, ihre alten Güter zum Verkauf anzubieten.
400 aufgegebene Dörfer entdeckt
Wie Canales betreibt auch der Brite Mark Adkinson ein Online-Portal unter galicianrustic.com, das sich auf den Verkauf von verlassenen Dörfern spezialisiert hat. Allein im Osten Galiciens habe sein Unternehmen 400 aufgegebene Dörfer entdeckt, sagt er. Finde er unbewohnte Höfe und Weiler, forsche er zunächst nach den Eigentümern. Das sei manchmal schwierig, sagt Adkinson: Oft seien die Besitzurkunden verschwunden, die Eigentümer verstorben und manche Erben wüssten noch nicht einmal von der Existenz der alten Häuser. In manchen Fällen kämen jedoch auch die Eigentümer auf ihn zu und böten die Immobilien an, so Adkinson, der seit fast 30 Jahren in Galicien lebt.
Zu den Kunden zählen nach Angaben von Canales viele Schriftsteller, Maler oder Geschäftsleute aus dem ländlichen Tourismus. Vor allem Ausländer kauften die verlassenen Weiler. Einer davon ist Neil Christie, ein 60-jähriger Brite im Ruhestand. Er erwarb für 45.000 Euro den Weiler Arruñada in Asturien, bestehend aus drei Steinhäusern und einem Getreidespeicher. Etwa 30 Kilometer südlich der Atlantikküste liegt das alte Gehöft inmitten grünen Weidelands.
Die vergangenen vier Jahre verbrachte Christie mit der Renovierung des Haupthauses, Ende des Jahres will er einziehen. "Ich wollte dem Stress in London entkommen", erzählt er. "Dies hier war nur ein Haufen Ruinen. Doch so etwas würde ich mir in England nie leisten können. Es ist eine sehr schöne Region, die Leute sind sehr nett, das ist wahre Lebensqualität hier."
Unter den Käufern sind viele Briten, doch auch Deutsche, Norweger, US-Bürger, Russen und sogar Mexikaner, wie Makler José Armando Rodil López angibt. "Allgemein sind die potenziellen Käufer ab einer Grenze von 80.000 Euro Ausländer", erzählt er bei einem Rundgang durch den Weiler Pena Vella in Asturien. Das 13.000 Quadratmeter große Anwesen besteht aus fünf Steinhäusern mit Schieferdächern und ist umgeben von Kiefern und Eukalyptusbäumen. Kostenpunkt: 62.000 Euro.(AFP)