Essen. Vor der Küste Queenslands im Nordosten Australiens liegen die 74 Inseln der Whitsundays. Eine Inselwelt, die der gängigen Vorstellung vom Paradies recht nahe kommt. Mit einer gecharterten Yacht können Urlauber in aller Ruhe die einmaligen Inseln entdecken und im Luxus schwelgen.

Christophe steht an der Reling des Katamarans „Dimanche“, schaut auf die Wellen in der Bucht und stellt zufrieden fest: „Wir leben heute hier wie ein Millionär ohne die Probleme eines Millionärs.“ Probleme? „Ja“, sagt der Skipper von Yacht Charters aus Airlie Beach, der das eine Million Euro teure Schiff steuert, „als Millionär hast du ständig Angst, dass dein Geld weniger wird“.

Für eine Woche kreuzt Christophe mit seinen deutschen und australischen Gästen durch die 74 Inseln der Whitsundays vor der Küste Queenslands im Nordosten Australiens. Das Great Barrier Reef liegt vor dem Bug. Yacht Charters verleiht Schiffe der Eigentümer an Gäste. Jeder kann sich einbuchen. Vier Stunden Einweisung genügen – schon sticht der Freizeitkapitän in See. „Ich zeige den Anfängern gern, wie das Boot zu steuern ist“, erläutert der erfahrene Skipper.

Bevor es heute zum Schnorcheln geht, ist er in der ruhigsten Bucht des Archipels vor Anker gegangen. „Wir besuchen die Ngaro“, kündigt er an, während er das gelbe Beiboot zu Wasser lässt. Die Aborigines lebten rund 9000 Jahre hier auf Hook Island und haben oben in einer Höhle noch gut sichtbare Felszeichnungen hinterlassen.

Leichtigkeit und Lebensfreude

Das Beiboot legt im seichten Wasser an. Barfuß geht es hinein ins 28 Grad warme Meer und die paar Schritte zu den Treppenstufen hinauf zum Traumpfad. „WoodaMoolie – welcome friends“, lautet die Ankündigung auf der Tafel. „Mein Urururgroßvater lebte einst hier, meine Mutter war Französin“, fantasiert Christophe, der aus Frankreich stammt und seit 20 Jahren in Australien lebt. Er lacht dazu und rückt seine Sonnenbrille zurecht. Die Leichtigkeit des Seins an diesem immer warmen Ort Queenslands ist zu spüren. Lebensfreude gluckst aus Christophe heraus. Das steckt die Gäste an.

Die Blicke fallen vom Hang in die azurblaue Bucht, auf den grünen Waldsaum gegenüber mit den Wasserfällen darin, und dazu serviert der Australier Dreamtime-Geschichten seiner angeblichen Vorfahren. Was die roten Zeichnungen, die an Freiluftballons erinnern, wirklich bedeuten, weiß auch Christophe nicht. Aber der Geist der Eingeborenen, die mit Speeren im Flachwasser Fische erlegten, sich mit Bedacht die windstille Bucht ausgesucht haben und in Großfamilien hier Jahrtausende lebten, ist zu spüren.

1500 Fischarten leben im Riff

Zurück an Bord eröffnet der Feinschmecker das Büfett. Scampis und Weißwein, Chicken und Rotwein. Melone, Passionsfrucht und ein Wasser. Es kommt wieder die Stimmung auf für die Geschichten der Vorfahren, die nicht diese Vielfalt an Genuss hatten. „Jeden Tag Fisch ist auch keine Lösung.“ Doch dann ist Zeit zum Anschauen der lebenden Fische. Über 1500 Arten sind im Riff zu finden. 400 Arten von Korallen haben sich in diesem größten lebenden Organismus der Welt vor der Ostküste Australiens gebildet.

Jetzt übernimmt Debbie das Ruder. „Wir ankern vor Hayman“, kündigt die junge Australierin an. Diese Luxusinsel besteht nur aus einem Hotel, das zur Weltspitze gehört. Die Gäste kommen im Wasserflugzeug oder per Schiff. „Champagner ist das erste, was an Bord serviert wird“, erinnert sich Jana aus Deutschland, die dort drüben schon einmal eine Woche den Luxus aus Gourmet-Restaurants, Spas sowie Swimmingpool-Landschaften, Livemusik und Wandern genossen hat.

Ein pralles Unterwasserleben

„Da, eine Wasserschildkröte“, ruft Debbie. Das riesige Exemplar reckt den Hals aus dem Wasser. Klar zum Schnorcheln – ab ins warme Wasser. Vor einer Sandbank sind Korallen mit den weiß-orange gestreiften Nemos zu sehen. Das sind Anemonenfische. Selbst wer nur Minuten im Wasser bleibt, erlebt das pralle Unterwasserleben. Die einzige Gefahr sind giftige Quallen. Sie sind vereinzelt zwischen November und Mai in dem Gebiet anzutreffen. Die Haut brennt nach Berührung und sollte schnell mit Essig behandelt werden.

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Das Logbuch der nächsten Tage: Steuern durch die funkelnden Wellen. Ankern in stillen Buchten. Sonnen an Deck. Schlafen in schmucken Kojen. Champagner trinken unter der Sternenkuppel des Nachthimmels. Frühschwimmen vom Heck des Schiffes aus. „Und kein Handyempfang“, jubelt Jana.

Die Whitsundays zeigen sich als Inselwelt, die der gängigen Vorstellung vom Paradies recht nahe kommt. „Heute legen wir im Osten der größten Insel an – Whitsunday Island“, kündigt Christophe an. Was sich an der Ostküste von Whitsunday Island ausbreitet, ist der feinste Sandstrand der Welt. Sieben Kilometer kleinste Korngröße, fast wie Salz so fein. Whitehaven Beach ist das Ziel fast eines jeden Ausflugsschiffes, das Airlie Beach verlässt. Der Kapitän steuert auf den Strand zu, stoppt erst fünf Meter davor und schiebt eine lange Leiter an Land. Die Gäste steigen die Stufen hinab und sind begeistert: blauer Himmel, grüne Bäume, hellgelber Sand.

Wale verkörpern die Freiheit

An diesem Traumstrand im seichten Wasser zu liegen, ist für alle ein Hochgefühl. Debbie erzählt noch, wie eine Freundin hier geheiratet habe. „Sie flog im Hubschrauber ein, er kam im Wasserflugzeug, dann standen sie in Hochzeitskleidung unter einem weißen Sonnensegel und wurden getraut“, erzählt sie mit leicht verträumtem Blick. „Dann sind sie im Flugzeug beide zusammen zurückgeflogen, aber haben eine Runde über das kleine Riff in Herzform gedreht“, setzt sie noch nach. „Das wollen doch alle sehen.“

Für die „Dimanche“ liegt es zu weit draußen. Es ist auch nur aus der Luft gut zu sehen. So nähert sich der Katamaran Daydream Island. „Was für ein Name“, freut sich Jana. „Kannst du kaufen“, schlägt Christophe vor, „das Resort sucht gerade einen neuen Eigentümer.“ Die junge Urlauberin winkt ab. „Dann habe ich die Probleme eines Millionärs“, erklärt sie. „Ich komme lieber im Juni wieder, dann ziehen hier die Wale durch, die verkörpern für mich die Freiheit.“