Straßburg. . Die Gemeinschaft von Taizé symbolisiert die Versöhnung zwischen Christen verschiedener Länder. Bei diesen internationalen Jugendtreffen tauschen sich Jugendliche über Politik und Soziales aus, knüpfen Freundschaften und stärken ihr Zusammengehörigkeitsgefühl. Abenteuerlust gehört zu dem Trip.

Sie tragen schwere Rucksäcke, tappen durch den Regen und strahlen gute Laune aus: 20.000 christlich gesinnte Jugendliche sind zum internationalen Jugendtreffen der Taizé-Gemeinschaft nach Straßburg gekommen. Bis zum 1. Januar beten sie zusammen, debattieren über Politik und Soziales und knüpfen Freundschaften mit Polen, Ukrainern, Kroaten, Deutschen oder Italienern. "Wenn Politiker über Europa reden, ist das abstrakt. Wir machen das konkret", sagt eine Studentin aus Italien.

Etwas Abenteuerlust gehört schon zu dem Trip. Ein 23-Jähriger aus Weißrussland hat zwei Tage für die Busreise von seiner Heimat gebraucht. Unterwegs hat er im Schlafsaal einer Kirche übernachtet. Was hat ihn nach Straßburg gebracht? "Das Gebet" sagt er. In Straßburg hat man ihn im Gemeindesaal einer Kirche am Stadtrand einquartiert.

Fragen zur politischen Lage

Aufmerksam lauscht man der großen Gruppe von Ukrainern und Weißrussen, die erstmals bei dem Jugendtreffen dabei sind. "Alle fragen uns nach der politischen Lage in unserem Land", sagt die 20-jährige Psychologie-Studentin Irena aus der Westukraine. "Wir wollen frei sein und unsere Meinung sagen, das ist sehr wichtig für uns." "Wir brauchen die Unterstützung der anderen" sagt ihre Reisegefährtin Julia. "Wir beten alle für die Zukunft der Ukraine".

Die Taizé-Gemeinschaft arbeitet seit Jahrzehnten an diesem konkreten Austausch zwischen den Kulturen in Europa. Die Treffen vergangener Jahre, ob in Rom, Berlin, Brüssel oder Rotterdam, sind vielen in bester Erinnerung.

Bruder Benoît von der Taizé-Gemeinschaft erklärt den begeisterten Zulauf unter anderem mit einem spirituellen Bedürfnis. "Jugendliche brauchen den Austausch mit anderen, wenn es um die wichtigen Fragen des Lebens geht", sagt er der Nachrichtenagentur dpa. "Bei den Gebeten entsteht eine innere Harmonie zwischen ihrer persönlichen Beziehung zum Glauben und dem Glück, mit den anderen zusammen zu sein".

1500 freiwillige Helfer

Die Logistik dieses Massentreffens haben die Brüder der Taizé-Gemeinschaft und ihre 1500 freiwilligen Helfer bestens im Griff. An- und Abfahrten der Busse sind geregelt, Ordnungsdienste weisen beim Abendgebet die Plätze in den weitläufigen Messehallen an. Dort wird auch das Essen ausgeteilt, das die Teilnehmer spartanisch auf dem Boden sitzend verzehren - immer in lebhaftem Gespräch.

Dutzende Mitarbeiter koordinieren per Handy die Busse, die die Gruppen zwischen ihren Gastgemeinden und den Versammlungsorten in Kirchen und den Straßburger Messehallen hin und her transportieren. Die französische Eisenbahn hat Sonderzüge quer durch das Elsass eingesetzt.

Monatelange Vorbereitung

Die grenzüberschreitende Suche nach Unterkünften im Elsass und im baden-württembergischen Ortenau-Kreis wurde vor Monaten vorbereitet. "Anfangs waren die Bewohner etwas skeptisch, aber wenn sie einmal überzeugt waren, dann wollten sie den Gästen nicht nur einen Platz für ihren Schlafsack geben, sondern ihnen auch ein richtiges Bett und ein anständiges Essen anbieten", sagte eine Helferin aus Norddeutschland.

Die ehrenamtliche Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft machte die Reise auch für schmale Geldbeutel erschwinglich. Deutsche zahlten 75 Euro für das Treffen, für Osteuropäer galt ein Sonderpreis von 35 Euro. Die Gemeinschaft in dem kleinen burgundischen Ort Taizé organisiert diese Treffen seit 36 Jahren in Europa. (dpa)