New York. Einst trank der New Yorker seinen Bourbon in versteckten Kneipen und genoss sein Ale aus Teetassen. Die Jahre der nordamerikanischen Prohibition war die Blütezeit der “Speakeasies“, oder Flüsterkneipen. Einige davon stehen noch heute, oder greifen den Charme der frühen Jahre wieder auf.
Die Speakeasies, Flüsterkneipen, sind wieder angesagt. Sie sind in Kriminalromanen des berühmten Raymond Chandler verewigt; die unvergesslichen Komödie „Manche mögen’s heiß“ mit Marilyn Monroe, Tom Curtis und Jack Lemmon hat den Kellerbars ein Denkmal gesetzt. Sie zu finden ist aber nicht leicht – und das hat seinen Grund. Stammen die meisten Bars doch aus der Zeit der Prohibition. Heute wird wieder legal Alkohol ausgeschenkt. Ein Zug durch New Yorks Speakeasies.
Back Room:
Ein riesiger Raum mit hohen Decken, langer Theke, Couchen und Sessel wie anno dazumal und ein offener Kamin: Bei wenig Licht erschließt sich das alles erst nach zwei, drei Blicken. Das also ist der „Back Room“, eine der wenigen originalen Speakeasies aus der Zeit der Prohibition – dem gesetzlichen Alkoholverbot von 1919 bis 1933 in fast allen US-Staaten und Kanada. Trotzdem wurde Alkohol ausgeschenkt. „Weil auch das illegal war, versteckten sich die Bars meist in Kellern und hatten keine Schilder. Das Geschäft lief über Mundpropaganda“, erklärt Bar-Manager Tim Bassett.
www.backroomnyc.com
PDT:
Ins PDT, eine jüngere Bar im Speakeasy-Style, finden Gäste nur, wenn sie sich einige Stufen hinab in einen Hot-Dog-Imbiss begeben, hier die alte Telefonzelle betreten und dort eine Klingel drücken. Nun öffnet sich in der Zelle eine Wand und das Gesicht einer jungen Dame erscheint, die im Flüsterton nach der Reservierung fragt. PDT steht für „Please Don‘t Tell“. Diese Geheimnistuerei und der Bezug zur Historie, egal, ob alt oder nachgemacht – das kommt an.
www.pdtnyc.com
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Decibel:
Das „neue“ Decibel spielt auf die Lautstärke an, die es damals so nicht gab – daher der Begriff „Speakeasies“. In der Prohibition hieß in den illegalen Bars die Devise flüstern, damit die Polizei nichts hörte. Ins Decibel führt eine unscheinbare Holztür in Tiefparterre. Die Bar ist winzig: Minitresen und kleine Tischchen. Weil so mini, ist der Laden schnell rappelvoll und nichts für Leute mit Angst vor hautnahem Kontakt. Aber nix von wegen flüstern wie anno 1920: Die Musik spielt laut und ist von weitem gut zu hören. Spezialität: Sake, ein Reiswein nach japanischer Tradition. Den kredenzt die Bar in zig Sorten pur, außerdem Cocktails und Bier.
www.sakebardecibel.com
Bar Downstairs:
Die Kellerbar im Speakeasy-Style liegt gegenüber der Bücherei und gehört zum Andaz Hotel. Wie seinerzeit ganz typisch hat dieses Speakeasy Wände aus unverputzten Klinkersteinen und verfügt über eine offene Küche, die köstliche Tapas kredenzt.
www.newyork.5thavenue.andaz.hyatt.com
Flute:
Ein paar Ecken weiter liegt New Yorks Theaterdistrikt und dort 14 Stufen in der Unterwelt die „Flute“ – zu Deutsch Champagnerflöte. Ein originales Speakeasy, das inzwischen aber vor allem Champagner serviert. Doch nicht alles kommt in der kleinen Bar in Champagnerflöten auf den Tresen. Der eine oder andere Gast hält einen Kaffeebecher in der Hand, gefüllt allerdings ausschließlich mit Hochprozentigem – alles nur Tarnung und Relikt aus der Prohibition.
www.flutebar.com
William Barnacle:
Das alte Speakeasy „William Barnacle“ war damals „eine namenlose Lasterhöhle aus dem kriminellen Imperium von Gangsterboss Walter Scheib“, weiß der heutige Inhaber Lorcan zu erzählen. Sein Vater habe die Bar in den 60er Jahren gekauft und um ein Theater ergänzt. Die Bar wird beherrscht von einer voluminösen Theke, auf der ein elegantes Glasgefäß im Art-Deko-Stil der 20er Jahre ins Auge fällt. Es enthält Absinth, der in den USA sogar bis 2007 illegal war.
www.theatre80.net