Berlin. Mit Ausnahme der Türme, Sendemasten und Schlote: Berlins höchste Bauwerke messen um die 120 Meter. Eine Rundtour zu den begehbaren Höhepunkten der Hauptstadt, darunter ein Berg, der eigentlich ein Trümmerhaufen ist und im Winter als Skihang genutzt wird.
"Passen Sie bloß auf!" Der Toilettenmann kauert auf einem Stuhl und wartet, dass die Münzen auf die Untertasse klimpern. Jetzt aber muss er aufstehen und nach dem Rechten sehen. Er beobachtet, wie ein Besucher seine Arme weit durchs Geländer streckt und senkrecht nach unten fotografiert. "Dieses Jahr sind schon 14 Apparate in die Tiefe gesaust", warnt er.
Ein Aufzug katapultiert auch Besucher mit maximal 8,5 Meter pro Sekunde zum "Panorama Punkt" auf dem Kollhoff-Tower am Potsdamer Platz in Berlin Mitte. Das sind über 30 km/h. Die Aussichtsplattformen auf 90 Metern Höhe im 24. und 25. Stock sind im Freien. Eine große Portion Berliner Luft ist garantiert. Die Blitzfahrt nach unten dauert 20 Sekunden.
Rundumblick und Modellbahn-Effekt
Doppelt so lange braucht es, auf den Fernsehturm am Alexanderplatz zu gelangen: 40 Sekunden habe sie Zeit, ein paar Takte zu sagen, leiert die Liftdame herunter. "Heute ist es ein bisschen neblig, aber die Sicht liegt trotzdem bei zehn Kilometern." Also sei immerhin die Siegessäule mit der vergoldeten Viktoria-Figur zu sehen - selbst ein beliebter Aussichtspunkt, wenn auch nur 69 Meter hoch. "Wir sind da, viel Vergnügen", zwitschert es am Ausstieg auf 203 Metern Höhe.
Berlin von oben neu entdecken
Die höchste öffentlich zugängliche Plattform der Hauptstadt bietet einen Rundumblick und macht den Modellbahn-Effekt perfekt. Kleine Kinder wollen die spielzeuggroßen Regionalbahnen, die am zu Füßen liegenden Bahnhof verkehren, in die Hand nehmen, bis sie begreifen, dass sie hinter einer Panzerglasscheibe stehen, und alles ganz weit unten ist.
In hohe Gefilde der Berliner Luft kann man sich auch anderen Orten befördern lassen. Der backsteinerne Borsigturm von 1922 in Tegel am nordwestlichen Ende der Stadt wird oft als erstes Hochhaus Berlins bezeichnet. Die Rotunde auf 60 Metern Höhe steht Besuchern bei Veranstaltungen offen.
Skihang und Langlaufloipe
Einen Hauch von Trekking verspricht ein Aufstieg auf Berlins höchste Erhebung, den Teufelsberg. Der Buckel am Rande des Grunewalds ist gar kein richtiger Berg, sondern ein begrünter Trümmerhaufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde hier der Rohbau der Wehrtechnischen Fakultät gesprengt, die als Teil der von den Nazis geplanten Welt- und Reichshauptstadt Germania entstehen sollte.
Das Plateau auf nach jüngsten Vermessungen 120 Metern über Meeresniveau darf allerdings nur im Rahmen von Führungen betreten werden. Auch bei Wind und Wetter wird der Teufelsberg genutzt: Gleitschirmflieger suchen ihn auf. Und im Winter gibt es einen Skihang, eine Langlauf-Loipe wird gespurt. (dpa)