Essen. Es ist ein Naturschauspiel, wenn das Wasser des Rio Negros auf das Wasser des Rio Solimoes trifft. Beide Ströme fließen unberührt weiter, erst nach einigen Kilometern vermischen sie sich. Der Rio Negro befindet sich im Herzen des Regenwaldes und hat neben Flora auch eine Menge Fauna zu bieten.
Sie blitzen in der Nacht, die Augen der Kaimane. Trifft ein Lichtstrahl auf Kaiman-Pupillen, funkeln diese feuerrot zurück. Dann spüren die Touristen, wie ihnen ein leichter Schauer über den Rücken läuft. Sie sitzen im Boot, eng beieinander und beobachten gebannt wie der Guide mit der Lampe das seichte Wasser absucht. Ganz nah am Ufer liegen die Reptilien regungslos, um dann blitzschnell abzutauchen. Der Amazonas – die größte Flusslandschaft der Welt, ihre einzigartige Vielfalt an Tieren und Pflanzen, die schier endlos wirkenden tropischen Regenwälder – das Gebiet gehört zweifellos zu den Traumzielen dieser Welt.
Flusskreuzfahrten starten meist in Manaus, am Rio Negro, mitten im Herzen des tropischen Regenwaldes. Die „Amazon Clipper Premium“ wartet auf ihre Passagiere. Gebaut wurde es speziell für diese Route. Weil der Tiefgang so gering ist, schafft es die Amazon Clipper Premium auch in die seichten Seitenarme des Rio Negro. 32 Meter lang ist das Schiff, drei Decks gibt es plus Sonnen- und Beobachtungsdeck. Von hier oben kann man einen überwältigenden Panoramablick auf die umliegende Landschaft genießen. Ein Luxus, den man sich nicht mit vielen Menschen teilen muss, es gibt gerade einmal 15 Außenkabinen. Im Bordrestaurant wird eine exzellente Küche in Buffetform serviert.
Aufeinandertreffen des Rio Negro mit Rio Solimoes
Die Amazon Clipper Premium legt ab und nähert sich einem ungewöhnlichen Naturschauspiel: Da trifft das dunkle Wasser des Rio Negro auf die hellen, gelben Fluten des Rio Solimoes. Daraus wird noch lange kein Milchkaffee, beide Ströme fließen unberührt voneinander weiter. Als wäre dort eine unsichtbare Wand. Das Phänomen erklärt sich durch unterschiedliches Fließtempo und Temperatur. Erst nach einigen Kilometern vermischen sich die Gewässer – und dann erst tragen sie den Namen Amazonas-Fluss.
Bei Sonnenaufgang treiben ein paar Fischerboote still im Wasser, während Familien unterwegs zur Arbeit an ihnen vorbei knattern. An einem Steg warten Kinder auf die Fähre, die sie zur Schule abholt. Der Amazonas wird immer größer, die Ufer liegen bald kilometerweit auseinander. Man sieht nicht viel, nur Wasser. Doch die Amazon Clipper kehrt bald um und schippert den Rio Negro stromaufwärts, vorbei an Manaus zur Anavilhanas Inselgruppe, die sich mit rund 400 Eilanden über 90 Kilometer im Fluss ausbreitet.
Rosafarbene Flussdelphine umkreisen die kleinen Ausflugsboote, prusten beim Auftauchen und zeigen kurz ihre Rücken. Dann verschwinden die Safarischiffe im Labyrinth der Anavilhanas-Inseln. Sie gleiten vorbei an lehm- oder sandfarbenen Uferstreifen. Dahinter wachsen die Flusswälder, die sich mit ihrem undurchdringlichen Grün auf der Wasseroberfläche spiegeln.
Baumkronen reichen in den blauen Himmel, und in einigen Metern Höhe erkennt man dunkle Färbungen der Baumrinde: So weit steigt der Pegel jedes Jahr in der Hochwasserperiode, zwischen neun und 15 Metern. Dann ist vom Anavilhanas-Archipel kaum noch etwas zu sehen, dafür kann man mit dem Boot auf Baumwipfelhöhe hindurch schippern.
Landschaft zeigt sich in voller Pracht
Doch jetzt zeigt sich die Landschaft in voller Pracht. Ein Rabengeier mit nacktem Hals und schwarzem Gefieder zieht mit lässigem Flügelschlag vorüber, kreischende Papageien flüchten vor Schreck und flinke Eisvögel wollen sich partout nicht vom Fotoapparat einfangen lassen. In den Baumwipfeln turnen Totenkopfäffchen, während ein Faultier sich kaum die Mühe macht, ein Auge zu öffnen.
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Bei Ausflügen an Land lauern dann schon die kleinen Dschungel-Biester. Bissige Riesenameisen, Insekten mit langen Greifzangen, dann die Tarantel: Sie hat sich nahezu unsichtbar zwischen Blättern auf dem Boden in Stellung gebracht. Das Spazieren erfordert höchste Konzentration – einmal nicht hingeschaut, schon umwickelt irgendeine Schlingpflanze den Fuß und krallt sich mit kleinen spitzen Stacheln fest. Lang ist die Liste der Grausamkeiten, und der Guide wird nicht müde, die Ahnungslosen zu warnen. Die wichtigste Botschaft lautet: Im Ernstfall nur stehend schlafen, keinesfalls hinlegen!
Wie eine magische Kraft zieht es die Boote immer tiefer hinein in die Dschungel-Wasserlandschaft, auf schmalen, teils überwachsenen Kanälen. Immer geheimnisvoller wirken die fremden Geräusche und die dunklen Schatten in der Dämmerung. Dann grüßt das Flussschiff mit erleuchteten Fenstern. Die mobile Zivilisation liegt gut verankert im Wasser. Rot leuchtet der Mond über dem Rio Negro und verzaubert den brasilianischen Dschungel.