München. Teuer, dafür bessere Angebote für Familien: Der neue Rastanlagentest des ADAC bestätigt pünktlich zur Hauptreisezeit einmal mehr die Unterschiede zwischen Raststätten und Autohöfen - gleichzeitig warnen die Tester vor den Sanitäranlagen entlang der Autobahnen.

Teuer, aber dafür entspannt - viele Rastanlagen an Deutschlands Autobahnen bieten gute Leistungen, lassen sich das aber auch etwas kosten. Die Raststätten schnitten bei Familienfreundlichkeit und Service, aber auch bei den Sanitäranlagen erneut besser ab als die Autohöfe. Dafür mussten die Kunden tiefer in die Tasche greifen, ergab der am Mittwoch in München veröffentlichte neue ADAC-Rastanlagentest.

Beim Test-Einkauf im Raststätten-Kiosk zahlten die ADAC-Prüfer im Schnitt 20 Prozent mehr als im Autohof-Shop. Im Gastronomie-Bereich waren die Autohöfe um etwa zehn Prozent günstiger als die Raststätten.

Die Preise klaffen insgesamt auseinander. Extrembeispiele: Ein stilles Wasser kostete in einem Autohof im billigsten Fall 0,49 Euro - in einer Raststätte waren es maximal 2,49 Euro. Auch die Spanne beim Essen war hoch: Das billigste Schnitzel mit Pommes kostete - in einem Autohof - 5,90 Euro. Das teuerste Schnitzel gab es dann allerdings auch in einem Autohof für 11,80 Euro.

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Wie schon bei früheren Tests bekamen die Rastanlagen insgesamt bessere Noten als die Autohöfe. Zehn der 20 Raststätten schnitten mit "gut" ab, bei den Autohöfen waren es fünf von 20. Drei Anlagen fielen mit der Gesamtnote "mangelhaft" durch, darunter zwei Autohöfe. 22 Mal vergaben die Tester "ausreichend", 13 Mal davon für Autohöfe.

Bei der Gesamtbewertung hat sich nicht viel verändert

Testsieger ist die Raststätte Börde Süd an der A2 in Sachsen-Anhalt. Der ADAC beurteilt sie als gepflegte, familienfreundliche Anlage mit sauberen Sanitäranlagen. Verlierer ist der Autohof Plötzin an der A10 in Brandenburg. Die Anlage war nach Einschätzung der Tester weder familien- noch behindertengerecht und auch die Sicherheit für Fußgänger auf dem Parkplatz ließ zu wünschen übrig.

Zumindest bei der ADAC-Gesamtbewertung aller Betriebe hat sich offenbar nicht viel verändert: Vor zwei Jahren bekam die Hälfte von 50 geprüften Anlagen in Deutschland eine gute Note, einmal gab es sogar "sehr gut". Nur zwei Anlagen schnitten mit "mangelhaft" ab.

Jeder Betrieb wurde an zwei Tagen von unterschiedlichen Testern unangemeldet getestet. Dabei wurde eine Checkliste mit mehr als 110 Punkten abgearbeitet.

Warnung vor Keimen - Autofahrer sollten Desinfektionsmittel mitnehmen 

Keime auf Klobrillen und Wickelauflagen - weil die Sanitäreinrichtungen auf manchen Rastanlagen verschmutzt sind, haben Autofahrer besser immer Desinfektionsmittel dabei. Das legt ein aktueller ADAC-Test nahe, bei dem der Club insgesamt 40 Betriebe entlang wichtiger Reiserouten unter die Lupe nahm: Bei mehr als einem Viertel (elf Betriebe) kam er zu besorgniserregenden Testergebnissen.

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Bevor Eltern ihre Kleinkinder auf einer Autobahnrastanlage wickeln, sollten sie die Wickelunterlagen mit einem Desinfektionsspray behandeln, empfiehlt ADAC-Sprecherin Sabine Behr. Auch Klobrillen sollten vor der Toilettenbenutzung gereinigt werden. "In den meisten Anlagen stehen Sprays zwar zur Nutzung zur Verfügung."

Wer aber auf Nummer sicher gehen will, nehme entsprechende Mittel wie Sprays oder Desinfektionstücher mit auf Reisen. "Eltern sollten ihre Kinder davon abhalten, Klobrillen anzufassen - und generell gilt: immer gut die Hände waschen. Über die Hände übertragen sich die meisten Erreger."

Bei dem Test ließ der ADAC unter anderem die Sauberkeit von Toilettensitzen, Türklinken und Wickelauflagen analysieren. Die elf gerügten Betriebe erhielten in diesem Punkt die Noten "mangelhaft" oder "sehr mangelhaft". Mit sogenannten Abklatschproben ließ der ADAC nach Fäkalkeimen und Erregern von Wundinfektionen suchen, zu denen beispielsweise Salmonellen oder Rotaviren zählen.

Höheres Risiko für Kinder und Ältere

Positive Befunde bedeuteten allerdings nicht, dass Besucher der Sanitäranlagen gleich krank würden, betonte Behr. "Selbst bei erhöhter Keimzahl kommt es immer auf den Gesundheitszustand des Betroffenen an." Einem erhöhten Risiko seien neben Kindern auch Ältere ausgesetzt sowie Menschen mit schwachem Immunsystem oder Vorerkrankungen.

"Möglich sind Magen-Darm- oder auch Harnwegsinfekte wie eine Blasenentzündung", erklärte die ADAC-Sprecherin. Kinder könnten sich auf schlecht gereinigten Wickeltischen Hautinfektionen einhandeln. "Auch Bindehautentzündungen sind denkbar, wenn der Erreger von der Türklinke über die Hände in die Augen gerät."