Berlin. Bahn frei für ICEs unter dem Ärmelkanal: Auch die Deutsche Bahn darf künftig durch den Tunnel nach England fahren. Dem war ein jahrelanger Streit vorausgegangen. Allerdings soll die Verbindung erst 2016 den Betrieb aufnehmen - noch fehlen die Züge.
Die Deutsche Bahn wird den Tunnel unter dem Ärmelkanal voraussichtlich nicht vor 2016 für Fahrten nach London nutzen. Das sagte eine Sprecherin des Konzerns am Samstag auf Anfrage. Der Starttermin für die Hochgeschwindigkeitsverbindung hänge davon ab, wann Siemens die seit Jahren überfälligen ICE-3-Züge liefere. Auch müsse noch ein Genehmigungsverfahren durchlaufen werden.
Nach dreijähriger Prüfung hatte die zuständige Sicherheitsbehörde für den Tunnel der Bahn am Freitag die grundsätzliche Genehmigung für Passagierzüge erteilt. Bisher durchqueren den Kanaltunnel nur auf dem französischen TGV basierende Eurostar-Züge sowie Güter- und Pendelzüge für Autos, Busse und Lastwagen. Die Deutsche Bahn hatte bereits im Oktober 2010 erstmals eine Testfahrt im Tunnel absolviert.
Die Konzern möchte London aus Deutschland und den Niederlanden ansteuern. So sollen drei Mal täglich Züge von Frankfurt/Main über Köln und Brüssel in weniger als fünf Stunden die britische Hauptstadt erreichen, eine weitere Route führt von Amsterdam über Brüssel zum Tunnel. Autos sollen nicht transportiert werden, über die Preise für die Strecken könne derzeit noch nichts gesagt werden, hieß es.
"Wundervolle Neuigkeiten für Millionen von Passagieren"
"Das sind wundervolle Neuigkeiten für Millionen von Passagiere in Nordeuropa", hatte Eurotunnel-Chef Jacques Gounon die Freigabe kommentiert. Nach Angaben der Betreibergesellschaft sind für den Ärmelkanaltunnel mittelfristig drei bis vier Millionen neue Passagiere pro Jahr zu erwarten. Derzeit sind es zehn Millionen.
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Um die Genehmigung für die Deutsche Bahn hatte es jahrelang Streit gegeben. Die französische Regierung und der Alstom-Konzern versuchten mit aller Macht zu verhindern, dass auch Züge von Siemens durch den Tunnel zwischen Frankreich und Großbritannien fahren dürfen. Hintergrund war ein Auftrag für die neue Generation von Eurostar-Zügen, der an Siemens und nicht an Alstom ging. Eurostar betreibt die Zuverbindung zwischen London und Paris.
Das französische Unternehmen hatte moniert, das Vergabeverfahren sei nicht transparent gewesen. Außerdem entsprächen die Siemens-Züge nicht den Sicherheitsvorschriften für Fahrten unter dem Ärmelkanal. Im vergangenen Jahr gab Alstom schließlich seinen juristischen Widerstand auf. (dpa)