Grand Canyon. Grand Canyon, Monument Valley und Bryce Canyon: Sie sind amerikanische Naturphänomene, Filmkulissen, Silhouetten von Gottheiten und Touristenmagnete. Jahrtausendelang haben Wind und Wasser den roten Stein geschliffen, um jetzt von Touristen aus der ganzen Welt bewundert zu werden.
Robb Hannawacker hat es sich „bequem“ gemacht. Im Schneidersitz hockt der dynamische Ranger auf einem nackten Felsvorsprung. Vor sich einen kleinen Stapel Schaumstoffrechtecke.
Im Rücken der Grand Canyon – die majestätische Schlucht des Colorado, der ganz tief unten als schlammbraunes Rinnsal seine gemächliche Bahn zum Golf von Kalifornien zieht.
Erhellende Vergleiche aus Deutschland
Die Dimensionen dieses weltberühmten Naturwunders überwältigen schlichtweg Auge und Verstand. Der rostrot klaffende Monster-Riss ist etwa 450 Kilometer lang, zwischen sechs und 30 Kilometer breit und bis zu 1800 Meter tief. „Die Türme des Kölner Doms hätten also fast zehnmal übereinander Platz“, überrascht Robb seine deutsche Zuhörerschaft mit einem erhellenden Vergleich aus ihrem Umfeld.
Die in schwindelnde Tiefen abstürzenden Felswände, Türme und Zacken faszinieren aber auch durch ihre Farbenpracht. Und: Sie liefern geologischen Anschauungsunterricht vom Feinsten.
Mit Hilfe seiner farbigen Schaumstoffstücke beschreibt Robb die verschiedenen Gesteinsschichten, die wirbelndes Colorado-Wasser und mitgeführtes Geröll in Millionen von Jahren ausgefräst haben – die Vishnu-Basisformation ganz zuunterst zum Beispiel hat fast zwei Milliarden Jahre auf dem steinalten Zähler.
Erkundung bei halsbrecherischer Bootsfahrt
Robb erzählt, dass der Spanier Garcia Lopez de Cárdenas 1540 auf der Suche nach Gold als erster Weißer auf die unüberwindliche Barriere stieß. Doch richtig erforscht wurde die geheimnisvolle Riesenschlucht erst 300 Jahre später durch den legendären Major John Wesley Powell auf einer tollkühnen Stromfahrt.
Die schönsten Sehenswürdigkeiten der USA
Zentrum der touristischen Aktivität ist heutzutage der leicht zu erreichende Südrand (South Rim) des Canyon. Und ob nun auf einer mehrstündigen Wanderung entlang seiner Kante oder auf einer Panoramafahrt auf dem 40 Kilometer langen Desert View Drive mit vielen tollen Aussichtspunkten – die Ansicht eines Geologen des 19. Jahrhunderts, der den Grand Canyon das „erhabenste aller Schaustücke der Welt“ nannte, teilen viele Besucher ohne jeden Vorbehalt.
Monument Valley
Eine fantastische Attraktion aus der Werkstatt des großen Manitu ist auch das Monument Valley in der Grenzregion Arizona/Utah. Kein Tal in herkömmlichen Sinn, sondern eine erodierte Ebene auf 1900 Meter Höhe, in welcher der Zahn der Zeit rote Steinpfeiler und zerklüftete Bergstümpfe entstehen ließ.
Mit Anna, einer hochgewachsenen Navajo-Indianerin, rumpeln wir auf staubiger Piste zu einigen der markanten Tafelberge und bizarren Felsen, die ihrem Volk als Sitz der Götter und Ahnen seit Urzeiten heilig sind. Viele ähneln Tieren und Gegenständen wie der Linke und der Rechte Handschuh, die Postkutsche, Hase und Bär, Elefant und Kamel. Der Große Indianer gleicht tatsächlich verblüffend einem Kopf mit aufgestellten Federn, die drei Schwestern erinnern durchaus an Nonnen in Tracht.
Von Anna erfahren wir, dass der Regengott Mesa von den Medizinmännern für ihre Zeremonien benutzt wurde und einen geheiligten Begräbnisplatz enthält. Der Donnervogel Mesa wiederum ist benannt nach einer mythologischen Figur, deren Silhouette von den Mächten der Natur in die Seite des Felsens eingeprägt wurde.
Ein Cowboy mit Pferd gehört zum Standard
So richtig berühmt wurden die roten Monumente, die ihre Farbe übrigens Eisenoxid im Gestein verdanken, durch Regisseur John Ford. Dieser verliebte sich derart in die Szenerie, dass er nach seinem Meisterwerk „Stagecoach“ mit John Wayne im Jahr 1939 noch acht weitere Streifen im Valley drehte. Western-Fans nennen das Gelände denn gern auch John-Ford-Country, und ein Felsvorsprung, den er als Kamera-Standort liebte, ist sogar nach ihm benannt.
Ein Cowboy mit Pferd gehört dort zum touristischen Standardprogramm. Als Reminiszenz an den berühmten Regisseur und zur Erinnerung an eine Werbe-Ikone. Denn hier ließ auch Zigarettenkonzern Philip Morris seinen legendären Marlboro-Mann durchs Gelände reiten – ebenfalls ein maßgeblicher Beitrag zum Wild-West-Kulissen-Klischee des Monument Valley.
Bryce Canyon
Ein drittes Wunder aus dem Lehrbuch erdgeschichtlicher Bildender Kunst liegt im Südwesten von Utah auf 2500 Meter Höhe und gilt für viele als Amerikas schönster Nationalpark. Denn was die nimmermüden Steinmetze der Erosion und des Wetters im Bryce Canyon ziseliert haben, ist in der Tat unvergleichlich.
Mit der Fahrt durch ein gigantisches Steintor und vorbei am Salz- und Pfefferstreuer-Felsen beginnt die Visite – ein klitzekleiner Vorgeschmack auf die bizarre Wunderwelt an der Abbruchkante des Paunsaugunt Plateaus. Dort nämlich entstanden im Laufe der Zeit mehrere halbkreisförmige Felskessel, die gespickt sind mit Myriaden rötlicher Türme, Pyramiden und bis zu 50 Meter hohen Kalksteinnadeln.
Der verdammte Platz
Diese wie Totempfähle gen Himmel ragenden so genannten „Hoodoos“ – die bekanntesten heißen „Thors Hammer“, „der Wächter“ oder „Queen Victoria“ – versetzten bereits die alten Indianer in ehrfürchtiges Staunen. Für Namensgeber Ebenizer Bryce war das Naturlabyrinth im 19. Jahrhundert allerdings vielmehr „ein verdammter Platz, um eine Kuh zu verlieren“.
Related contentBryce Canyon, das ist nicht mehr und nicht weniger als eine gewaltige Open-Air-Bühne, auf der höchst seltsam geformte Gebilde eine schier unglaubliche Vorstellung zum Besten geben und zugleich die Fantasie des Betrachters entflammen.
Da erblickt man etwa gleich am Parkeingang ein riesiges Amphitheater. Da entdeckt man Kapellen und Kathedralen. Da gibt es Märchenschlösser und Häuser. Da wachsen Figuren aus dem Boden, Köpfe aus den Felsen, Gesichter aus den Wänden. Da krönen Schornsteinfronten markante Felsfirste. Da durchbrechen Torbögen die Barrieren tiefer Straßenschluchten.
Licht und Schatten tun ihr Übriges. Die Nachmittagssonne verzaubert die Szenerie mit goldenem Schimmer. Im Gegenlicht leuchten filigrane Felsspitzen – durchscheinend wie Alabaster. Eine langsam ziehende Wolke verändert pausenlos die Szenerie, von der man nicht genug bekommen kann. Schlicht und einfach fantastisch!