Ueckermünde. Die deutsch-polnische Zusammenarbeit hatte in den letzten Jahren ihre Höhen und Tiefen. Mit der “Pommerschen Flusslandschaft“ hat sich seit 2011 aber ein Tourismus-Projekt beider Länder etabliert, das in ganz Europa Anklang findet. Immer mehr Reisende erkunden die Wanderwege zu Fuß und zu Wasser.

Die naturintakte "Pommersche Flusslandschaft" im Nordosten-Deutschland und Nordwest-Polen lockt nach Einschätzung regionaler Tourismusverbände beider Länder immer mehr Touristen aus ganz Europa zu ausgedehnten grenzüberschreitenden Wasser- und Radwanderungen.

Knapp zweieinhalb Jahre nach dem Start des EU-Projekts zur Entwicklung eines gemeinsamen touristischen Netzwerkes gebe es in der deutsch-polnischen Region inzwischen mehr als 100 Fahrrad- sowie fast 80 Kanuverleiher, sagte der 2. Vorsitzende des Tourismusverbandes Vorpommern, Marco Dorka am Freitag auf einer internationalen Tourismuskonferenz in Ueckermünde. Der Naturraum werde für Urlauber immer interessanter.

Begehrter Urlaubsort

"Aktuellen Umfragen zufolge läuft der Naturtourismus im Küstenvorland inzwischen sogar dem lange Zeit von den Gästen favorisierten Badeurlaub den Spitzenrang ab. Pommern allmählich wird zu einer sehr begehrten Urlaubsadresse", unterstrich Dorka. Der Verband hat seit Oktober 2010 zusammen mit der Westpommerschen Tourismusorganisation ZROT ein gemeinsames Netzwerk für grenzüberschreitende Tourismusprojekte unter der Dachmarke "Pommersche Flusslandschaft" geknüpft.

Nach Angaben der deutschen Projektleiterin Nicole Spittel entstanden seitdem allein auf der deutschen Seite 28 Kanu- und 35 Fahrradausleihstationen. Den Gästen stünden hier 660 Fluss-Kilometer zur Verfügung, unter anderem auf Recknitz, Trebel, Tollense, Peene, Ryck, Uecker und Randow. Insgesamt habe das Projektteam in einer deutsch-polnischen Broschüre 35 besonders zu empfehlende Touren für Familien, Genießer und Sportler aufgelistet. Noch wesentlich größer sei das Angebot in Westpommern, betonte der polnische Projektleiter Wojciech Hawryszuk.

20.000 Wassertouristen auf Drawa 

"Wir laden unsere Gäste zu Wasserausflügen auf 1.980 Flusskilometern ein, darunter auf vielen Nebenflüssen der Oder und relativ unbekannten Strömen wie der wilden Ina und der Plonia", sagt Hawryszuk. Allein die Drawa hätten im vergangenen Jahr rund 20.000 Wassertouristen erkundet. Beliebte Touren seien auch Ausflüge auf dem 210 Kilometer langen Ostseeradweg sowie der grenzüberschreitende Radwanderweg über 260 Kilometer rund um das Stettiner Haff.

Zum Angebot gehörten auch kombinierte Touren mit Fähren und Fahrgastschiffen. Im Umfeld der Rad-, Kanu- und Wanderwege siedelten sich immer mehr touristische Kleinunternehmen an, sagte der Leiter des Naturparks "Stettiner Haff", Jochen Elberkirch. Als Beispiele nannte er den Hof Zopfenbeck, der am Haff Kutsch- und Picknickausflüge anbietet, sowie die Firma Randow-Floß, die zu Abenteuerfahrten auf Randow und Uecker einlädt.

Biologen aus ganz Europa erkunden Pommerns Flusstäler

Viele Betreiber würden von Naturparkwächtern zu zertifizierten Natur- und Landschaftsführern ausgebildet, um den Besuchern die einzigartige Natur näher zu bringen, in denen noch Eisvogel, See- und Schreiadler, Reiher, Biber und Fischotter heimisch seien. Nach Angaben des Greifswalder Ökologieprofessors Michael Succow lockt die Region inzwischen auch zunehmend Forscher aus ganz Europa an. Die überraschende Rückkehr von Sumpfhühnern, Rohrdommeln und Rallen habe bereits Biologen aus Großbritannien und Frankreich zu Expeditionen durch die wiedervernässten Flusstäler veranlasst, sagte er.

Der Träger des Alternativen Nobelpreises regte an, die noch weitgehend unberührten Flusstalregionen an Odermündung, Stettiner und Ueckermünder Heide zum ersten gemeinsamen deutsch-polnischen Biosphärenreservat zu entwickeln. Succow bot an, mit seiner Stiftung und in Kooperation mit der polnischen Seite ein entsprechendes Entwicklungskonzept für das Naturschutzgebiet zu erstellen. Zu ihm könnte auch der bereits bestehende, 538 Quadratkilometer große deutsche Naturpark "Stettiner Haff" gehören. Vergleichsweise Erfahrungen für grenzüberschreitende Projekte gebe es bereits mit dem deutsch-französischen Biosphärenreservat "Pfälzer Wald" sowie mit dem "Wattenmeer", in dem deutsche, dänische und niederländische Naturschützer zusammenarbeiteten, sagte Succow.

Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern

Gegenwärtig erarbeite die Greifswalder Succow-Stiftung auch mit ausländischen Partnern Projekte für ein polnisch-russisches Biosphärenreservat zwischen Ostpolen und Kaliningrad sowie für ein litauisch-russisches Biosphärenreservat im Memel-Delta. (Ausflugstipps unter www.pommersche-flusslandschaft.de ). (dapd)