Paris. Die beliebteste Sehenswürdigkeit von Paris ist nicht etwa der Eiffelturm, sondern die Notre-Dame. Mehr als 13 Millionen Menschen strömen jährlich in die Kathedrale im Herzen der französischen Hauptstadt. Nun feiert das Weltkulturerbe runden Geburtstag: Die Notre-Dame wird 825 Jahre alt.

"Zu Notre-Dame kommen alle möglichen Besucher: Touristen natürlich, aber auch die, denen zu kalt oder zu heiß ist, die einen Moment der Stille suchen oder mehr Anonymität als in der Kirche ihres Viertels." Kaplan Gérard Pelletier lächelt. Seine einzigartige Kathedrale zieht jedes Jahr mehr als 13 Millionen Menschen an und damit die mit Abstand meisten Besucher unter den Wahrzeichen von Paris.

Nun feiert "die Schöne von der Seine" ihr 850-jähriges Bestehen: Der Startschuss für die einjährigen Feierlichkeiten für Notre-Dame in Paris fällt am nächsten Mittwoch. Als eines der weltweit imposantesten Meisterwerke gotischer Architektur zählt die Kathedrale auf einer Insel in der Seine zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Der Grundstein für den Sakralbau wurde unter Bischof Maurice de Sully im Jahr 1163 gelegt. Fast 200 Jahre dauerte die Fertigstellung des Gotteshauses, das später mehrfach geplündert und verwüstet wurde. Nach der Französischen Revolution rettete die Restaurierung unter Architekt Eugène Viollet-le-Duc das Monument vor dem Verfall.

Jubiläumsjahr kostet über sechs Millionen Euro

Doch berühmt wurde die Kathedrale vor allem durch den Roman des Schriftstellers Victor Hugo, der im "Glöckner von Notre-Dame" leidenschaftlich Details des Bauwerkes schildert. Die Türme und Glocken, Wasserspeier, Fenster und Rosetten begeistern noch heute die Besucher aus aller Welt.

Die Notre Dame wird auch als
Die Notre Dame wird auch als "die Schöne von der Seine" bezeichnet. © Reuters

Zur 850-Jahr-Feier wird die Kathedrale besonders herausgeputzt, Touristen und Pilgern soll zudem eine Reihe von Veranstaltungen geboten werden: Kolloquien, Konzerte und Ausstellungen sind unter anderem geplant. 6,5 Millionen Euro kostet das Jubiläumsjahr, die allein aus Spenden zusammenkommen sollen. Jahr für Jahr müssen für Erhalt und Restaurierung von Notre-Dame ohnehin 350.000 bis 400.000 Euro aufgebracht werden. Auch die große Orgel wurde für die Feierlichkeiten auf Vordermann gebracht. Dazu mussten alle 12.000 Pfeifen gereinigt werden.

Neues Glockengeläut als Geburtstagsgeschenk

Erstmals wird sie am nächsten Mittwoch zum Auftakt des Jubiläumsjahres erklingen, wenn der Erzbischof von Paris, Kardinal André Vingt-Trois, in Notre-Dame eine große Messe zelebrieren wird. Die Kathedrale erhält darüber hinaus ein neues Glockengeläut: Neun Glocken werden ab nächstem Jahr in den beiden Türmen angebracht sein, sie sollen wieder so klingen wie vor der Französischen Revolution.

"Die Mutter, die alle aufnimmt." 

"Die Glocken von Notre-Dame haben immer die tragischen und glücklichen Ereignisse der Welt angezeigt - von der Befreiung von Paris bis zum Tod von Papst Johannes Paul II." Der Rektor der Kathedrale, Patrick Jacquin, spricht mit Stolz, aber auch mit großer Innigkeit über das Bauwerk. "Nehmen Sie nur den Namen: Unsere (liebe) Frau!", ruft der Erzpriester aus. "Das ist unsere Mutter, die, in den Falten ihres Mantels, alle aufnimmt."

"Manche kommen jeden Abend aus den entlegensten Vorstädten per Zug, um an der Abendmesse teilzunehmen", erzählt Pater Pelletier. "Ich sage manchmal im Spaß, dass dieses Gebäude verrückt macht. Man findet hier etwas spirituelle Verrücktheit, etwas administrative Verrücktheit, etwas künstlerische Verrücktheit." Die Ausmaße des Bauwerks mit seinen 128 Metern Länge und seinen 69 Meter hohen Türmen beeindrucken die Besucher noch heute, die oft genug Schlange stehen müssen, um überhaupt eingelassen zu werden.

Täglich werden Messen gefeiert

Denn an manchen Tagen kommen mehr als 50.000 Besucher in die Kathedrale, die sich im französischen Staatsbesitz befindet. Messen werden nach wie vor täglich in dem Kirchenschiff gefeiert, Hochzeiten, Taufen und Trauergottesdienste finden allerdings nicht mehr statt. Dennoch gilt die Kirche im historischen Zentrum der französischen Hauptstadt nach wie vor als das "Herz" von Paris. Der Beweis: Noch heute werden alle französischen Straßen-Entfernungen ab einem Punkt Null in Paris berechnet - ab dem Vorplatz der Kathedrale Notre-Dame. (afp)