Essen.

Lebhaft geht es zu im Salonwagen. Soeben hat der „Eastern & Oriental-Express“ den Bahnhof von Singapur verlassen. Der deutsche Zugmanager Ulf Buchert hat die 52 Reisenden zum Begrüßungscocktail eingeladen. „Ich hab’ ja schon viele Eisenbahnreisen gemacht. Aber ’ne Kreuzfahrt auf Schienen, das ist was Neues!“, freut sich Rudi, ein Eisenbahn-Fan aus Düsseldorf, auf die siebentägige Reise nach Bangkok. Seine Frau Hilde ergänzt: „Und dann noch von einer Dudelsack spielenden Frauen-Band im Schottenrock (Singapore Women Police Pipes and Drums) zum Zug geleitet zu werden, ist irre!“ Andere Passagiere erzählen von der bisher drei Tage dauernden Fahrt mit nur einem Stopp, die sie schon gemacht haben und sind nun gespannt auf die vielen Ausflüge der Kreuzfahrt auf Schienen.

Schnell klauen einem die Bäume die Kamera

„Achtung! Kopf einziehen!“, warnt im offenen Aussichtswagen Evelyn, die Schweizer Zugchefin. Einem Australier hätten die vorbeisausenden Bäume fast die Kamera aus der Hand gerissen. Schon bringt ihm die Stewardess aus dem angrenzenden Bar-Wagen einen Drink gegen den Schreck. Lang wird der erste Abend nach dem Gourmet-Essen des französischen Küchenchefs Yannis in den zwei eleganten Speisewagen. Mit Tafelsilber, Kristallgläsern und feinem englischen Porzellan sind die Tische gedeckt. Auch Service und Weinauswahl sind perfekt.

In den gemütlichen Abteilen werden inzwischen von den Stewards die Sofas in Betten verwandelt. Der Schlaf wird kurz, aber gut und vor allem ruckelfrei. Denn bei diesen Sieben-Tage-Fahrten steht der Zug nachts. Abends beim Cocktail vor dem Essen erzählen Referenten im Salon über Geschichte, Kultur und Religion des Landes. Später verzaubern graziöse Tänzerinnen die Zuschauer. Die Bar ist geöffnet bis der letzte Gast geht.

Unter dem Motto „Fables of the Hills“ steht diese Jungfernreise des neuen Konzepts durch Malaysia und Thailand. Gleich am ersten Tag wird die „Märchenwelt der Berge“ wahr. Nach einer Besichtigung Kuala Lumpurs, der Hauptstadt von Malaysia, warten nachmittags an der Station Tapah die Busse für eine Fahrt ins Hochland mit Übernachtung. Aufgeregt sind die lokalen Führerinnen: „So vornehme Gäste hatten wir noch nie!“

Tropische Hitze und kühle Berge

Aus der tropischen Hitze geht es kurvenreich in die kühlen Berge. Am gemütlichen Kaminfeuer klingt der Abend im luxuriösen „Cameron Highland Resort“ aus. Die Wahl am Morgen zwischen Teeplantage und Dschungelwanderung fällt leicht. Rudi und Frau lassen sich von Führer Wayan zeigen, wie sie sich Tarzan-ähnlich an dicken Tauen über steile und matschige Stellen hangeln können. Alle folgen juchzend. Bis Wayan „Stop!“ ruft und auf die frische Fährte eines Panthers zeigt. „Sie sind sehr selten und äußerst scheu!“, beruhigt er die Gruppe und weist zur Ablenkung auf leuchtend rote Orchideen hin, die von Bäumen herab hängen. „Wow! Und das alles bei einer Zugreise!“, schnauft Rudi. „Ist schon seinen Preis wert!“, ergänzt Hilde.

Luxus für gerade mal 60 Passagiere pro Kreuzfahrt 

Statt der sonst 22 Wagen des „Eastern & Oriental Express“ für maximal 130 Passagiere werden für diese neuen Zug-Kreuzfahrten nur 16 Wagen zusammengestellt für höchstens 60 Passagiere. Vier „State“-Abteile teilen sich einen Wagen, von den doppelt so großen Suiten sind es zwei.

Das ist wahrer Luxus. Doch auch die „State“-Abteile sind geräumig mit zwei großen Fenstern, holzgetäfelten Wänden, gemütlicher Couch und Sessel und eigener Dusche/WC. Das Frühstück wird in den Abteilen serviert. Jeweils am Ende eines Wagens ist ein Kabuff für den emsig bemühten Steward, in dem er das gewünschte Frühstück zubereitet. Auf Knopfdruck ist er zu Diensten – rund um die Uhr, stets mit einem Lächeln. „Eigentlich ist er eher ein Kammerdiener“, meint Rudi.

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In Ipoh, der durch Zinnabbau reichen Provinz Perak, werden die seltenen Gäste am Bahnhof sogar vom Bürgermeister persönlich begrüßt und mit Blaulicht zum ehemaligen Palast mit Champagner-Empfang und zu einer großartigen Moschee mit vergoldeten Kuppeln eskortiert. So geht es Schlag auf Schlag. Unvergesslich ist ein Nachmittag auf der Insel Penang in Georgetown.

Schwimmende Lokale an der Brücke am Kwai

Die Rikscha-Karawane klingelt sich vorbei an Pagoden, Kirchen, chinesischen Schreinen und Hindutempeln. Die Stadt gehört zum Unesco-Kulturerbe. Es riecht intensiv nach Weihrauch und allen Düften Asiens. Der Knüller ist das Abendessen im „Hawker-Center“ am Wasser. An kleinen Ständen werden frische Köstlichkeiten aus dem Meer gegrillt, gebraten und gedünstet. Bald häufen sich auf den Tischen die Schalen der Krebse, Krabben und Austern, der Schnecken und Muscheln jeder Art. Dazu gibt es einheimisches Bier.

Vorletzter Halt ist an der „Brücke am Kwai“, berühmt geworden durch den Film mit Alec Guinness von 1957. Im Zweiten Weltkrieg wollten Japaner durch Thailand in die damals Britische Kolonie Burma vordringen. Dafür ließen sie von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen den mehr als 400 Kilometer langen „Thailand-Burma-Railway“ bauen. Den unmenschlichen Arbeitsbedingungen fielen mehrere Tausend Menschen zum Opfer. Heute liegen an den Ufern des Kwai schwimmende Restaurants mit Tanzschiffen.

Grandioser Abschluss dieser Zug-Kreuzfahrt ist der Ritt auf Elefanten, die rüsselschlenkernd durch Busch, Dörfer und den Kwai-Fluss traben. Der letzte Abend endet mit einem rauschenden Champagner-Abschied und der Feststellung von Rudi: „Kein einziger „Schienentag“ ohne Ausflug! Wow!“.