Curaçao. Ein Eiland mit Wiedererkennungswert: Die Karibik-Insel Curaçao fasziniert Touristen mit seinen kunterbunten Häusern und der karibischen Leichtigkeit des Lebens. Die Insel bietet aber nicht nur was für die Seele, sondern auch Therapien für Behinderte Menschen in der Dolphin Academy.

Kristallklares Wasser, feiner Sand und sich im Wind wiegende Palmen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite schroffe Felsen, eine karge Landschaft und eine tosende Brandung, die die Gischt meterhoch spritzen lässt. Lachende Menschen, pulsierendes Leben und karibische Leichtigkeit hier, glühende Öfen, knallharte Arbeit und qualmende Schornsteine da. Das ist Curaçao – eine Insel so bunt wie ihre Häuser.

Akribisch-karibisch

Auf der größten Insel der Niederländischen Antillen geht’s akribisch-karibisch zu. Akribisch deshalb, weil Curaçao als Teil der Niederlande zur EU gehört und eine entsprechende Gesetzgebung sowie ein sicheres Sozialsystem hat – Kreisverkehre übrigens inklusive. Die knapp 155.000 Einwohner sind niederländische Staatsbürger, kommen aus 65 verschiedenen Nationen und genießen daher einen gewissen, für die Karibik nicht selbstverständlichen, Wohlstand. „Wir leben hier Seite an Seite – miteinander, nicht gegeneinander“, sagt Stephen Pomario vom Tourismusverband. Er kennt die Insel wie seine Westentasche. „Dieses Miteinander ist Teil der karibischen Leichtigkeit.“

In der pulsierenden Hauptstadt Willemstad mit dem schwimmenden Markt oder dem „Old Market“, in dem es für kleines Geld lokale Leckerbissen in großer Menge zu genießen gibt, wird das greifbar. Da paffen sogar die betagteren Damen schonmal eine Zigarre. Nicht etwa, weil sie gerne rauchen, sondern weil’s dem Wohlbefinden dient. Ohnehin zeigt die Hauptstadt auf kleinstem Raum die Vielfalt der Insel, Kultur und Geschichte auf.

Die ersten Bewohner kamen vor 4000 Jahren

Apropos Geschichte: Die ist eine lange, eine hochinteressante und vor allem eine äußerst bewegte. Erstmals besiedelt wurde Curaçao vor über 4000 Jahren von venezolanischen Eingeborenen, die den Katzensprung aus ihrer Heimat gewagt hatten. Spuren davon findet man heute noch im Naturschutzgebiet Christoffelpark im wilden Westen der Insel. 1634 übernahmen die Holländer das Eiland von den Spaniern. Bis ins 18. Jahrhundert trugen europäische Seefahrernationen – allen voran die Franzosen und Briten – ihre Machtkämpfe in der Karibik aus, so dass Curaçao nicht nur einmal den Besitzer wechselte. Was alle Kolonialherren allerdings gemeinsam hatten, waren die vielen Sklaven, die sie auf die Insel brachten.

Deren bedrückende Geschichte wird eindrucksvoll im Kura Hulanda Museum erzählt. Die Sklaven sollten eigentlich auf großen Plantagen arbeiten, was aber schnell verworfen wurde, da das Klima viel zu trocken und der Boden viel zu karg ist, um gewinnbringend anzubauen – Curaçao ist vulkanischen Ursprungs. Dies ist auch ein Grund dafür, dass „wir wirklich alles importieren müssen“, wie Stephen Pomario betont.

Auf Klein Curaçao, 15 Kilometer vor der „Hauptinsel“ liegend, unbewohnt und von überschaubarer Größe, wird all die Kargheit offenbar. Das beliebte Ausflugsziel ist schroff, eine riesengroße Koralle wenn man so will – barfuß laufen kann da ganz schön weh tun. Kein Wunder also, dass im Hafen zu Willemstad reges Treiben herrscht und sich die Queen Emma Pontoon Bridge mehrmals täglich öffnet, um Tanker, Frachter und Kreuzfahrtschiffe „ins Land“ zu lassen, die Produkte aus aller Welt anliefern. Ein Spektakel gerade für Touristen, da die Brücke zur Seite schwimmt und so die Herzstücke Willemstads, die Stadtteile Otrobanda und Punda, voneinander trennt.


Grün, blau, gelb, pink 

Die vielen bunten Häuser, zumeist im Kolonialstil erbaut, sind dennoch weithin sichtbar und das Markenzeichen, zählen sie doch zum Unesco-Weltkulturerbe. Die Geschichte dazu ist ebenso bunt wie die Fassaden selbst: Ein Gouverneur – welches Insel-Oberhaupt das einst war, ist nicht überliefert – klagte über ständige Kopfschmerzen. Das Erscheinungsbild der Stadt sei daran schuld, die weißen Häuser zu langweilig. Er forderte die Bürger auf, in eine Malerfabrik zu gehen, Farben zu kaufen und die Häuser farbenfroh anzustreichen. Seine Untertanen gehorchten, waren fleißig und schon ging es dem Gouverneur viel besser. „Verständlich“, sagt Stephen. „Denn die Malerfabrik war seine eigene und er machte einen super Umsatz.“

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Steigender Bekanntheitsgrad

Obwohl Curaçao weniger Touristen pro Jahr begrüßt als der kleine Nachbar Aruba, so ist die Insel doch die bekanntere – und das nicht nur wegen des gleichnamigen azurblauen Likörs. Vor nicht allzu langer Zeit geriet Curaçao in die Schlagzeilen, weil aktuell gleich neben dem Flughafen eine Mond-Station errichtet wird. Ab 2014 kann man dank niederländischer Investoren von dort einen Abstecher zum Mond machen – für knapp 80.000 Euro. Erste Flüge seien schon gebucht, weiß Stephen. „Wir liegen näher am Mond als andere Länder. Das haben Experten errechnet.“

Gerade bei Deutschen beliebt ist die Dolphin Academy, die nicht nur spannende Delfin-Shows zu bieten hat, sondern auch ein eigenes Therapie-Zentrum für körperlich und geistig Behinderte unterhält. Menschen aus aller Welt kommen hierher, um die heilende Wirkung der liebenswerten Säugetiere in Anspruch zu nehmen. Langweilig wird es auf Curaçao sowieso nicht, zuviel kann man hier erleben. „Selbst als Einheimischer entdeckt man ständig etwas Neues“, gibt Stephen zu.

Zudem dürfte der Bekanntheitsgrad in Deutschland im Februar rapide steigen. Im November stürmte nämlich ein Tross des TV-Senders RTL die Insel, um dort die Recalls für „Deutschland sucht den Superstar“ aufzuzeichnen. Während die Jury um Dieter Bohlen im Baoase Resort, dem ersten Haus der Insel, residierte, wurden die Kandidaten „nur“ im Avila Hotel untergebracht. Hoffentlich steht die Einrichtung noch, ist das Hotel doch das Stammhaus von Königin Beatrix, wenn sie „ihre“ Insel besucht. Immerhin bewies der Sender Geschmack, drehte er doch an allen Orten Curaçao, die man definitiv gesehen haben muss. Und davon gibt es eine Menge.