Efrat. Auf einem Schießplatz in Gusch Ezion im Westjordanland können Touristen selbst Hand an Waffen anlegen. Der Kommunalrat der Stadt unterstützt die Attraktion. Doch es gibt auch Bestrebungen, das Image der Region in eine andere, friedlichere Richtung zu verwandeln.

"Wir wollen unseren Kindern zeigen, wie sich die Israelis schützen und gleichzeitig wollen wir Spaß haben", sagt Norman Salomon und setzt zu einem weiteren Schuss an. Der 65-jährige Jude aus den USA macht Urlaub in Israel, zwei Stunden davon verbringt er auf dem Schießplatz "Caliber 3" im Westjordanland. Das ganze Jahr über trainieren in der Anlage nahe der jüdischen Siedlung Efrat Soldaten, Polizisten und Sicherheitsleute. Doch seit drei Jahren kommen im Sommer hunderte Touristen - die meisten von ihnen aus den USA - um sich in einem Schnellkurs im Umgang mit Schusswaffen unterweisen zu lassen.

"Unser Programm verbindet die Werte des Zionismus mit dem Reiz und dem Vergnügen des Schießens", schreiben die Betreiber des Schießplatzes auf ihrer Website. "Der Kontakt mit echten Soldaten, die den Anti-Terror-Kampf selbst erlebt haben, verleiht allem, was gezeigt und gelehrt wird, Authentizität." Inzwischen hat sich "Caliber 3" zu einer der größten Touristenattraktionen in der Region entwickelt. "Das ist eine spaßige Erfahrung für die ganze Familie", sagt Rachel Frogel. Das jüngste ihrer vier Kinder, noch ein Baby, hält sie auf dem Arm. Die anderen drei, alle noch jünger als zehn Jahre, bekommen nach der einer kurzen Unterrichtung ebenfalls Waffen in die Hände gedrückt - Spielzeugwaffen.

Kommunalrat unterstützt den Schießplatz

Der Kommunalrat von Gusch Ezion, einem Block von Siedlungen, der sich vom Süden Jerusalems bis zum Norden von Hebron erstreckt, unterstützt den Schießplatz, indem er die Anlage in seinen Broschüren für Touristen erwähnt. "Das ist zwar ein privates Unternehmen, aber auch eine der Touristenattraktionen der Region", sagt David Perel, der Präsident des Rates. "Das ist Extremtourismus, wie es ihn auch anderswo auf der Welt gibt", erläutert der Betreiber von "Caliber 3", Scharon Gat.

Gleichzeitig handele es sich aber auch um eine "zionistische Attraktion". "Das Wichtige hier ist nicht auf Ziele zu schießen, sondern zu verstehen, wie wir täglich dafür kämpfen, den jüdischen Staat zu schützen", sagt der ehemalige Soldat, der eine Pistole am Gürtel trägt. Diese Auffassung teilen längst nicht alle Verantwortlichen von Gusch Ezion. Die Bewohner des Siedlungsblocks - weltliche und religiöse - zählen zu den gemäßigten unter den jüdischen Siedlern im Westjordanland.

Früherer Tourismusentwickler wollte das Image der Region verändern

"Wir versuchen seit Jahren, das Image zu verändern, das die Israelis von den Bewohnern Judäa-Samarias und besonders von Gusch Ezion haben", sagt Joram Bitan, der früher für die touristische Entwicklung der Region verantwortlich war. "Das Bild, das 'Caliber 3' abgibt, läuft diesem Ziel zuwider." Bitan hat das jährliche Kirschfest initiiert, das jedes Jahr im Juni tausende Besucher anlockt. Anders als der Schießstand zeige diese Kirmes zur Kirschernte den Menschen, "dass wir nicht anders sind als die restlichen Bewohner des Landes". (afp)