Canale Monterano. Ein fast verschwundener Lebensstil erlebt momentan eine zweite Blütezeit. Die “Butteri“, italienische Cowboys, reiten wieder durch die Gegenden Mittelitaliens. Gründe dafür: Gelder der EU und die wachsende Popularität des Reitsports. Doch nur wenige können von ihrem Cowboy-Dasein wirklich leben.

Es sind nur noch ein paar Dutzend, doch sie halten voller Stolz an einer rund 500 Jahre alten Tradition fest: Bis heute reiten die "Butteri", die letzten italienischen Cowboys, über die Hügel und Ebenen Mittelitaliens. Eine Zeitlang sah es so aus, als stemmten sie sich vergeblich gegen das Aus ihrer Zunft. Doch das hat sich inzwischen geändert: Der Lebensstil der letzten Butteri feiert derzeit sein Comeback.

"Es gibt nicht mehr viele von uns", sagt der 46-jährige Buttero Maurizio Magagnini. "Aber für mich ist das eine Leidenschaft - wenn ich nicht auf einem Pferderücken sitze, fühle ich mich nicht wohl." Magagnini kommt aus Latium, einer Region etwa 50 Kilometer nördlich von Rom. Schon sein Vater und Großvater waren Butteri. Und auch für seinen Sohn könne der Cowboy-Job eine Möglichkeit sein, sagt er. "Ich will eigentlich, dass er studiert - aber wenn das nicht klappt, kann er immer noch Cowboy werden."

Weißes Hemd, Weste und Filzhut

Der Mann mit dem wettergegerbten Gesicht nimmt einen Schluck Wein und schneidet sich in aller Ruhe ein Stück Käse ab. Er macht sich um die Zukunft seiner Familie keine Sorgen: Ihm gehören rund 100 der typischen Maremmana-Kühe mit ihren langen Hörnern - und eine Schlachterei, davon lässt sich immer leben, findet er.

Magagninis Neffe Simone ist erst 17, doch auch reitet schon seit seiner Kindheit. Wie ein traditioneller Buttero trägt er weißes Hemd mit Weste und einen Filzhut. "Ich gehe noch zur Schule, und deshalb ist das für mich bis jetzt nur ein Hobby", sagt Simone. Doch wenn er mit der Schule fertig sei, wolle auch er die Reiterei zu seinem Beruf machen. Einen guten Grund hat er schon, findet Simone: "Mit dem Auto kommt man in dieser Gegend einfach nicht voran."

Alter Lebensstil en vogue

Die Buttero-Tradition begann mit Viehhirten, die im Auftrag der Päpste im Einsatz waren - in der früheren Maremma, heute sind das die Regionen Latium und Toskana. Damals war es eine unwirtliche Gegend, in der mancherorts noch die Malaria wütete und in der niemand vor Überfällen von Banditen sicher war. Die Butteri aber waren hart im Nehmen und wurden wegen ihrer Reitkünste rasch berühmt - sogar in den Werken Goethes und Lord Byrons tauchen sie auf.

Noch heute erzählen sie stolz davon, wie eine Gruppe von ihnen im Jahr 1891 bei einem Wettkampf in Rom nordamerikanische Cowboys aus Buffalo Bills Zirkus besiegte. Zwischenzeitlich fast totgesagt, ist der Buttero-Lebensstil heute wieder regelrecht en vogue. Das hat mit Fördergeldern der Europäischen Union zu tun, aber auch mit der wachsenden Popularität des Reitsports und damit, dass die Italiener Lebensmittel aus der Region - wie beispielsweise Rindfleisch - für sich entdeckt haben.

Kein Leben für Jedermann

Heute gibt es Butteri-Wettkämpfe und -Schauen an vielen Orten in Latium und der Toskana. Amateur-Cowboys haben die Zahl der Butteri auf rund tausend anwachsen lassen. Nur wenige der italienischen Cowboys verdienen allerdings auch ihren Lebensunterhalt mit dem Viehhüten.

Paolo Chima aus Tolfa zum Beispiel ist hauptberuflich Krankenwagenfahrer. Zwar versuche er, jeden Tag zu reiten. "aber damit verdiene ich nichts - mich kostet es eher Geld", sagt der 50-Jährige. Buttero Magagnini betont, das Cowboy-Dasein sei wirklich nichts für jedermann: "Es ist heftig, vor allem im Winter - dann schneit es, es regnet, Matsch überall, aber die Tiere müssen trotzdem gefüttert werden."

Es sei ein hartes Leben - und abgesehen davon brauche es ein besonderes Naturell, um ein guter Buttero zu sein: "Dazu musst du denken wie deine Tiere." (afp)