Berlin. In 67 Fällen seit Januar 2010 sind Öldämpfe aus den Triebwerken in die Passagierkabine gedrungen. In manchen Fällen mussten Piloten Sauerstoffmasken aufsetzen. Die Fluggäste blieben oft ahnungslos. Jetzt nimmt sich die Politik des Themas an.
Pünktlich hebt die Boeing 757-300 von Düsseldorf ab. In der Kabine riecht es nach Rauch, der Pilot des Condor-Ferienfliegers legt einen Zwischenstopp in Nürnberg ein. Zwischenfälle wie dieser, zwei Wochen her, kommen häufiger vor als vermutet. Von Januar 2010 bis Mai 2012 wurden europaweit 67 Fälle gemeldet, in denen Öldämpfe aus den Triebwerken in die Kabinen gedrungen sind: 15 Mal im Jahr 2010, ein Jahr später 40, zwölf Fälle bis Mai 2012. Piloten und Stewardessen klagen darüber, die Passagiere sind meist ahnungslos.
Die Grünen schätzen, dass solche Fälle statistisch jeden Tag vorkommen. Erst 2011 muss die Flugunfalluntersuchung (BFU) die größeren Airlines „auf die Bedeutung der Meldepflicht bei „fume-events“ hinweisen. Frischluft wird zumeist aus den Triebwerken angezapft, daher der Ölgeruch. Besonders anfällig ist die Boeing 757. Das Problem sei dem Hersteller bekannt und werde „ernst genommen“, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen.
Neun "schwere Störungen"
Die BFU hat neun Fälle sogar als „schwere Störung“ klassifiziert, wie bei einem Jet des Herstellers CanadAir. Die Piloten klagten über Kopfschmerzen und setzten die Sauerstoffmasken auf. Der Flughafen München meldete den Vorfall sofort – die Airline, nicht fristgerecht, erst eine Woche später.
Solche Fälle werden nach den Worten von Markus Tressel kleingeredet. Die Kanäle, über die Frischluft von den Triebwerken abgesaugt wird, werden „in aller Regel nicht kontrolliert“, weiß der Grünen-Politiker. Die Regierung gibt dazu zwei Hinweise. Die Herstellerverfahren sähen „keine explizite Kontrolle“ vor. Und: „Ja, die Reinigung ist aufwändig.“
Die Vereinigung Cockpit glaubt, bislang seien die Airlines einer Untersuchung der Schadstoffbelastung aus dem Weg gegangen. Die Piloten fordern den Einbau von Sensoren, die Giftstoffe messen, und den Einsatz von Filtern. Bei neuen Modellen wie der Boeing 787 wird die Frischluft auch gleich an der Außenwand angesaugt.