Monte Carlo. Unter dem Begriff “Kreuzfahrt“ stellt man sich allgemein einen Ozeanriesen vor, der nach und nach die Häfen großer Städte anfäht und den Passagieren dabei Luxus und Shows bietet. Doch es geht auch anders. Auf dem Kreuzer “Star Flyer“ bekommt man die Möglichkeit, zu sich selbst zu finden.

Tiefe Stille herrscht im Wasser, ohne Regung ruht das Meer“, heißt es in Goethes Gedicht "Meeresstille". Es ist ein solcher Abend. Nahezu lautlos gleitet der 115 Meter lange Viermaster mit seinen 16 Segeln, die insgesamt eine Fläche von 3.365 Quadratmetern haben, durch das tiefblaue Wasser der Karibik. Ab und an ist ein Knarren der Taue, der Takelage zu vernehmen. Es ist die Zeit, in der die Gedanken fliegen, als hätten auch sie Segel gesetzt. Ruhe, Entspannung, die tiefe Einkehr in das eigene Ich.

Alles das begleitet den Passagier auf seiner Reise, bei der er den Elementen so nahe ist, wie kaum jemals sonst. Und dann wehen, erst fetzenweise, dann lauter, intensiver, gleichzeitig auch verwirrend die Töne aus einem Dudelsack über Bord. Keine Täuschung. Am Bug steht der Kapitän der Star Flyer, Klaus Müller, er bläst auf dem Dudelsack und gibt dem romantischen Ambiente des Abends noch eine zusätzliche Komponente.

Anrede immer nur mit Vornamen

Eine Kreuzfahrt auf der Star Flyer, einem der drei Großsegler der Reederei Star Clippers aus Monaco, ist so ganz anders als eine übliche Fahrt auf einem der großen Kreuzfahrtbrummer. Hier hat man eher das Gefühl, an Bord einer Privatyacht zu sein. Maximal 170 Passagiere werden von 74 Crewmitgliedern betreut. Die Atmosphäre an Bord ist betont sportlich und lässig. Und weil sich alle nur mit Vornamen anreden, ist man auch schnell im Gespräch.

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Es werden keine Schmuckstücke zur Schau gestellt und auch der Smoking und das Abendkleid haben keine Chance. Im schicken Restaurant mit seien Vierer- und Achtertischen gibt es zum Dinner keine besondere Kleiderordnung. Außer, dass man natürlich nicht in Shorts oder Badekleidung erscheint. Ein lässiger Pullover, statt eines steifen Oberhemdes – das reicht völlig. Und auch die Damen geben sich eher sportlich denn super elegant.

Kleine Küche - großes Essen

Was hier am meisten überrascht: Wie in einer wirklich kleinen Küche – auf einem solchen Segler ist eben der Platz begrenzt – solch tolle Speisekreationen entstehen. Beispielsweise: Antipasti Ligurien Art oder Meeresfrüchte im Filo Säckchen. Französische Zwiebelsuppe. Apfel-Karottensorbet. Heilbuttschnitte in Polenta gebacken oder Schweinefilet in Calvados-Sahnesauce; Entenbrust mit Currysauce, Grüner Salat mit knackigen Karottenstreifen; Zarter Schokoladenkuchen „Marquise“, Pfirsich auf Melba Art oder Stracciatella Eiscreme.

Die Menüs können nach Herzenslust umgestellt werden – und wem die Seeluft einen wirklich großen Appetit beschert hat, kann durchaus auch mehrere Gerichte aus der Haupt- oder Nachspeiseabteilung wählen. Zur Gestaltung der Menüs hat Star Clippers den mit drei Michelin Sternen ausgezeichneten Chefkoch Jean Marie Meulien konsultiert.

Neue Meere erfordern ein neues Heizsystem 

Der Abend klingt aus an der mittschiffs gelegenen Bar. Hier ist der Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Lebens an Bord (viel mehr gibt es ja auch nicht). Von der Bar bis zur Reling sind es nur zwei, drei Schritte. Den Cocktail in der Hand, den Rücken an der Bordwand, dahinter die gischende See – ein Ferienerlebnis der besonderen Art. Wer allerdings ein großartiges Unterhaltungsprogramm oder gar Shows erwartet, hat sich mit der Star Flyer das falsche Schiff ausgesucht. Dafür gibt es ein top Sportangebot. Wasserski, Surfbretter, Taucherausrüstungen und zwei kleine Segelboote gehören zur Ausrüstung, die jeder nutzen kann.

Und dann gibt es „Seemannsgarn“. Besonders beliebt sind jene Stunden, in denen der erfahrene Kapitän Klaus Müller nicht nur von Fahrten rund um Kap Horn erzählt, sondern auch in einfachen, verständlichen Worten das Navigieren an Hand der Sterne erklärt. Und die Sterne auch direkt am Himmel zeigt.#

Das Leben spielt sich an Deck ab

Ein wenig eng geht’s in den Kabinen zu. Zwischen elf und zwölf Quadratmeter groß sind die meisten der Kabinen (insgesamt 78 außen, sechs innen, acht Suiten und eine Eignersuite). Hier merkt man auch, dass das Schiff nach 20 Jahren Gebrauch hier und da ein wenig der Erneuerung bedarf. Alles in allem sind die Kabinen zweckmäßig eingerichtet – aber eng. Allerdings: Das Entscheidende ist das Leben an Deck.

Zwei Swimmingpools laden ein, vorn am Bug sind Netze gespannt, in denen es sich frei über den Wellen des Meeres liegend, träumen lässt. Die Brücke ist fast immer für die Passagiere geöffnet und je nachdem wie die See ist, darf auch schon mal Hand ans Ruder gelegt werden.

Durch Ost- und Nordsee

Zum ersten Mal segelt der Viermaster nun zwischen Mai und August auf 16 verschiedenen Routen durch die Ost- und Nordsee. Aufenthalte in deutschen Häfen stehen auf dem Programm. Es geht auch nach Skandinavien und ins Baltikum. Hier legt die Star Flyer abseits der großen Kreuzfahrtschiffe auch in kleineren Häfen an. Für diese neue Route wird das Schiff den Bedürfnissen dieses Segelreviers – temporär – angepasst.

Denn ursprünglich ist es für tropische Gewässer konzipiert worden. Auch deshalb erhält der Viermaster ein neues Heizungssystem. Die mittschiffs gelegene Tropical Bar, der zentrale Treffpunkt an Bord, kann künftig bei Bedarf geschlossen und beheizt werden. Es ist ein Trip in die Heimat: Schließlich hat der Eigner, Reeder Mikael Kraft, als Jugendlicher seine Leidenschaft fürs Segeln an den wunderschönen Küsten Schwedens und Finnlands entdeckt.