Kiew. Die Ukraine ist eines der Gastgeber für die Fußball-EM 2012. Fußballfans, die auf eigene Faust in die Ukraine reisen wollen, müssen sich aber auf einiges gefasst machen: Die Ukraine ist nämlich alles andere als ein klassisches Urlaubsland.
Mondpreise für Hotelzimmer, eine unmoderne Infrastruktur, Service-Wüste und politische Unsicherheiten, solche Meldungen verschrecken viele Touristen, die eine Reise in die Ukraine, neben Polen, Gastgeberland der Fußballeuropameisterschaft EURO 2012 machen wollen. Was sollten deutsche Schlachtenbummler beachten, die trotz aller Unkenrufe eine Reise in die Ukraine planen? Wer seine Reise unabhängig von Reiseveranstaltern plant, sollte seinen Ukraine-Besuch sehr gut vorbereiten. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte die organisierten Reisen mit dem DFB-Fanclub buchen. Alle anderen müssen Ausdauer und Improvisationstalent mitbringen.
Trotz aller Kritik an den hohen Preisen für Unterkünfte stößt man im Internet immer noch auf Angebote, in denen für ein Einzelzimmer in einem Drei-Sterne-Hotel 4.500 Euro pro Nacht verlangt wird. Wer ein attraktives Hotel findet, sollte ruhig zum Telefonhörer greifen und versuchen, den Preis herunter zu handeln. Dem Anbieter seine Vorstellungen nennen und abwarten, ob er einschlägt. Mittlerweile haben die Hoteliers offenbar begriffen, dass sich die Fans der EURO 2012 nicht ausnehmen lassen wie Weihnachtsgänse.
Die Ukraine ist noch immer kein klassisches Touristenland
Immer im Hinterkopf behalten sollte man, dass die seit 1991 unabhängige Ukraine kein Tourismusland wie Spanien oder die Türkei ist. Hotel- und Restaurantkapazitäten sind begrenzt und oft nur in den großen Städten entwickelt. Für das Turnier wurden in den vier Spielstädten Lwiw, Charkow, Donetsk und Kiew fast 1000 neue Hotels gebaut oder renoviert, doch von einem Überangebot wie in Deutschland oder Spanien ist das Land noch weit entfernt.
Am bequemsten, schnellsten und einfachsten ist die Reise mit dem Flugzeug. Die Spielstädte haben allesamt neue Flughäfen und sind mit Bus oder Taxi gut erreichbar. Das gilt auch für einen Abstecher in die Schwarzmeerstadt Odessa. Eine Anfahrt mit dem Auto oder Campingwagen könnte zu einem Abenteuer mit ungewissem Ausgang werden. Bereits die Zollkontrolle an der polnisch-ukrainischen Grenze ist mit langen Wartezeiten verbunden.
Korruption ist in der Ukraine ein Problem
Man kann den Vorgang zwar durch Zahlung eines "Tarifs" beschleunigen, und den Beamten zwischen fünf und 35 Euro zustecken, doch Vorsicht, Bestechung ist auch in der Ukraine verboten. Außerdem gilt, wer bereits die Zöllner "schmiert", könnte auf seiner Weiterfahrt alle 50 Kilometer von Milizionären angehalten werden.
Dem einen sind die Reifen zu schmal, der andere stört sich am Datum der letzten technischen Kontrolle, für den nächsten sind Scheibenwischer oder Lampen nicht in Ordnung. Damit ist ein Dilemma beschrieben, das in der Ukraine überall auftaucht: Korruption. Auch wer Russisch spricht, sitzt am kürzeren Hebel, weder die Männer vom Zoll noch von der Miliz werden sich auf Diskussionen einlassen und solange die Weiterfahrt verhindern, bis ein "Obolus" entrichtet ist.
Weder Straßen noch Schienen auf europäischem Niveau
Zudem sind weder Straßen noch Schienen mit europäischer Verkehrsinfrastruktur vergleichbar. Für die 540 Kilometer lange Autofahrt von Lwiw nach Kiew benötigt man mindestens sieben Stunden. Die 1017 Kilometer Auto-Fahrt von Lwiw nach Charkow ist anstrengend und mit 15 Stunden mehr als zeitintensiv. Die Ukraine ist flächenmäßig fast doppelt so groß wie Deutschland. Auch aus diesem Grund, reist man während der EURO 2012 am bequemsten und schnellsten mit dem Flugzeug.
Von Lwiw nach Charkow benötigt man mit dem Flugzeug knapp zweieinhalb Stunden. Inlandsflüge kosten pro Person zwischen 150 bis 200 Euro. Wer den Zug nehmen möchte, kommt teilweise in den Genuss neuer, koreanischer Schnellzüge, doch noch sind sie nicht im Einsatz. Die alten Loks aus Sowjetzeiten brauchen für rund 500 Kilometer von Kiew nach Charkow die ganze Nacht. (dapd)