Melun. Der Bürgermeister des französischen Städtchens Monterau-Fault-Yonne, nahe Paris, will einen Freizeitpark einrichten, in dem sich alles um den französischen Kaisers Napoleon Bonaparte dreht.

Schon seit gut 15 Jahren versammeln sich im Städtchen Montereau-Fault-Yonne nahe Paris regelmäßig im Februar bis zu 20.000 Bewunderer des französischen Kaisers Napoleon Bonaparte. In historischen Kostümen ziehen sie durch das Städtchen und feiern den letzten Sieg, den Napoleon hier vor fast 200 Jahren errungen hat: Am 18. Februar 1814, nach seinem verheerenden Russland-Feldzug, bezwang der französische Herrscher in der Schlacht von Montereau Österreicher und Württemberger. An diesen Sieg könnte in einigen Jahren in viel größerem Maßstab erinnert werden - zumindest wenn es nach dem Bürgermeister von Montereau-Fault-Yonne geht.

Der Mitte-rechts-Politiker Yves Jégo will in der rund 16.000 Einwohner zählenden Gemeinde 85 Kilometer südöstlich von Paris einen Freizeitpark einrichten, in dem sich alles um den 1769 auf Korsika geborenen und 1821 auf der Atlantik-Insel St. Helena verstorbenen Napoleon drehen soll. Diese Pläne will Jégo am Samstag offiziell vorstellen - auf den Tag genau 198 Jahre nach der historischen Schlacht von Montereau.

Ein Produkt, das funktioniert

"Wir haben die Geschichte auf unserer Seite", gibt sich der Lokalpolitiker optimistisch. Zudem sei Napoleon eine "Weltmarke", eine Persönlichkeit, die die "Menschheit geprägt" habe und "von England bis Russland" bekannt sei. Der geplante Freizeitpark könnte dem Städtchen, das schon heute stolz auf sein Napoleon-Standbild ist, jährlich zwischen 1,5 bis zwei Millionen Besucher bescheren, glaubt Jégo.

Napoleon sei "ein Produkt, das funktioniert", meint auch Charles Napoléon Bonaparte, ein Abkömmling von Jérôme Bonaparte, dem jüngeren Bruder des Kaisers. Die Idee von dem Park sei "sehr gut". Sie passe in eine Welt, in der die Freizeitindustrie im Aufwind sei. Allerdings müsse die Geschichte auf "spielerische" Weise und nicht allzu schulmeisterlich präsentiert werden.

Jégo schweben beispielsweise "imaginäre Spaziergänge" auf den Spuren des Kaisers vor - etwa in Erinnerung an seine Feldzüge in Ägypten und Russland - oder auch nachgebildete Schlachten. Die Inszenierung müsse "modern und spielerisch" sein, unter Einsatz von digitaler Technik

Ein "Hebel" für die Wirtschaft?

Als idealen Zeitpunkt für den offiziellen Baustart peilt der Bürgermeister den 200. Jahrestag der Schlacht an - im Februar 2014. Die Kosten für den Park, der sich auf rund 100 Hektar erstrecken und bis zu 3000 Arbeitsplätze schaffen soll, beziffert er auf rund 250 Millionen Euro. Finanziert werden soll der Themenpark den Plänen zufolge von staatlichen und privaten Investoren. Der Großraum Paris sei die Region in Frankreich, die am meisten Touristen anziehe, wirbt der Bürgermeister für sein Vorhaben.

Der Napoleon-Park könne ein "Hebel" für die wirtschaftliche Entwicklung werden, versichert Jégo, der in seiner Freizeit Mantel- und Degen-Romane verfasst. Er verweist dabei auf das nordöstlich von Paris gelegenen Disneyland, das mit jährlich über 15 Millionen Besuchern der größte Freizeitpark Europas ist.

Laurent Albert, der Direktor des seit 30 Jahren bestehenden historischen Themenparks Puy-du-Fou nahe Nantes in Westfrankreich, ist etwas skeptischer. Einen solchen Park zu eröffnen und auf Dauer am Leben zu erhalten, sei "sehr schwierig". Der von dem rechtskonservativen Politiker Philippe de Villiers initiierte Park Puy-du-Fou, der sich ebenfalls geschichtlichen Themen widmet und heute rund 1,5 Millionen Besucher jährlich anzieht, sei ganz langsam gewachsen. "Dabei mussten wir jeden Euro zweimal umdrehen". (afp)