Frankfurt. Wegen des Streiks am Flughafen Frankfurt sind am Freitag rund 300 Flüge ausgefallen. Die Gewerkschaft der Flugsicherung hat angekündigt, die Streiks zu Beginn nächster Woche fortsetzen zu wollen. Am Wochenende soll nicht gestreikt werden.
Gewerkschaft und Arbeitgeber lassen den Tarifstreit am Frankfurter Flughafen eskalieren. Die Passagiere müssen sich auf weitere Flugausfälle und Verspätungen in der kommenden Woche einstellen. Nur am Wochenende sollte es eine Streikpause geben. Am Freitag fielen rund 300 von 1.300 Flügen aus, weniger als erwartet worden war.
Die Gewerkschaft der Flugsicherheit (GdF) zeigte sich dennoch entschlossen, den Arbeitskampf von 184 Mitarbeitern auf dem Vorfeld fortzuführen. Ziel sei nicht, den Flughafen komplett lahmzulegen, sagte GdF-Bundesvorstandsmitglied Markus Siebers. Sein Tarifgegner Peter Schmitz, Vorstand des Flughafenbetreibers Fraport, sprach am zweiten Streiktag von "völlig verhärteten Fronten".
Neue Streiks sollen 24 Stunden vorher angekündigt werden
Die Fraport hatte den Schlichterspruch des früheren Ersten Bürgermeisters von Hamburg, Ole von Beust (CDU), abgelehnt, während die GdF zugestimmt hatte. Der Vorschlag sah unter anderem starke Lohnerhöhungen, eine Laufzeit von vier Jahren und die Anstellung der Vorfeld-Beschäftigten in einer neuen Gesellschaft vor. Nun fordert die Gewerkschaft aber eine zweijährige Laufzeit und andere Details, die über den Schlichterspruch hinausgehen.
Fraport solle mit der Streikpause am Wochenende die Gelegenheit bekommen, die eigene Position zu überdenken, sagte das GdF-Bundesvorstandsmitglied Markus Siebers. Die GdF will weitere Streiks jeweils 24 Stunden im Voraus ankündigen.
Piloten funken Durchhalteparolen
Die Lohnforderungen der GdF bis über 70 Prozent Steigerung seien inakzeptabel, sagte Schmitz. "Wir werden am Wochenende nicht bei der Gewerkschaft anrufen", fügte er hinzu. Den durch den Streik entstandenen Schaden für das Unternehmen bezifferte er auf bisher dreieinhalb bis vier Millionen Euro.
"Wir werden sogar von Piloten mit Durchhalteparolen angefunkt", sagte Schmitz. Pro Schicht seien mit der Vorfeld-Aufsicht und sicherheitsrelevanten Bodendiensten rund 30 Mitarbeiter befasst, erläuterte Schmitz. "Während des Streiks setzen wir jetzt neu geschulte Leute ein."
Von den eigentlichen 200 Vorfeld-Beschäftigten seien 184 in der GdF organisiert, sagte Schmitz. "Die anderen 16 arbeiten." Während des Schichtwechsels fahre die Flugsicherung den Betrieb am Airport runter. "Das funktioniert hier immer reibungsloser."
Viele Reisende stiegen auf die Bahn um. An den betroffenen Bahnhöfen seien zusätzliche Mitarbeiter im Einsatz, sagte ein Bahnsprecher. Züge würden bei Bedarf verlängert.
Arbeitgeber fordern Tarifeinheit
Der Streik befeuerte die Debatte über eine Wiederherstellung der Tarifeinheit. So forderten der Flughafenverband ADV und die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände von der Bundesregierung, Sparten-Gewerkschaften wie die GdF in die Schranken zu weisen. Bei der Gewerkschaft ver.di hieß es lediglich, die "Entsolidarisierung einzelner Beschäftigter" sei bedauerlich. Der Fraport-Betriebsrat bezeichnete das Vorgehen der GdF indes wegen der Bedrohung des Tarifgefüges als "nicht tolerabel".
Bis 2010 galt in Deutschland der Grundsatz der Tarifeinheit. Sobald ein Tarifvertrag für ganze Branchen oder Unternehmen geschlossen war, konnten einzelne Berufsgruppen nicht mehr für Sonderregelungen streiken. Doch dann bewertete das Bundesarbeitsgericht die Frage der Tarifeinheit neu. Piloten, Lokführer und Fluglotsen machten sich dies zunutze.