London. Hunderte von Passagieren saßen am Donnerstag fest, weil die Fluggesellschaft einen Zuschuss für Treibstoff und Gebühren forderte. Keiner werde befördert, bevor er nicht 145 Euro nachgezahlt habe, hieß es.

Die fetten Zeiten im Flugverkehr sind vorbei. Für Essen, Trinken, Platzreservierung und Gepäck kassieren einige Gesellschaften schon länger Zusatzgebühren. Eine ganz neue Art des Abkassierens hat sich aber die indische Chartergesellschaft Comtel einfallen lassen.

Hunderte von Comtel-Passagieren saßen am Donnerstag im indischen Amritsar fest, weil Comtel forderte, sie sollten für Treibstoff und Gebühren Geld zuschießen. Keiner werde nach Großbritannien befördert, bevor er nicht 10.000 Rupien (145 Euro) nachgezahlt habe, teilte Bhupinder Kandra, der Haupt-Anteilseigner von Comtel, der BBC mit. Unklar blieb, ob die Gäste im Flugzeug oder auf dem Flughafen gestrandet waren.

Kein Geld, um nach Zwischenstopp weiterzufliegen

Wenige Tage zuvor war 180 Comtel-Passagieren auf dem Weg von Indien nach Großbritannien bei einem Zwischenstopp in Wien ähnliches zugestoßen. Dort wurden sie von der Besatzung aufgefordert, 24 Pfund (28 Euro) nachzuzahlen, sofern sie nach Birmingham weiterbefördert werde wollten. Der britische Sender Channel 4 zeigte Filmaufnahmen aus der Kabine, auf denen ein Crew- Mitglied den Gästen eröffnete: "Wir benötigen etwas Geld, um das Benzin, den Flughafen und alles, was wir brauchen, zu bezahlen. Wenn Sie nach Birmingham wollen, müssen Sie zahlen."

Einige Passagiere berichteten, dass ihnen erlaubt wurde, das Flugzeug zu verlassen, um Bargeld am Bankautomaten zu besorgen. "Wir haben uns zusammengetan und das Geld aus unseren Portemonnaies geholt", erzählte die Passagierin Reena Rindi, die mit ihrer zwei Jahre alten Tochter unterwegs war. "Kinder unter zwei waren frei, wie meine Kleine. Wer kein Bargeld hatte, wurde einer nach dem anderen aufgefordert, hinauszugehen und in Wien Bares zu besorgen", fügte Rindi hinzu.

Später hob das Flugzeug ab und erreichte Birmingham.

Anteilseigner Kandra erklärte der Nachrichtenagentur AP von Wien aus, dass Reisebüros das Geld der Passagiere vor dem Abflug kassiert, es aber nicht an die Fluggesellschaft weitergeleitet hätten. "Das ist nicht mein Problem", sagte Kandra, "das ist das Problem der Reisebüros". Er versicherte, dass die Gesellschaft solvent sei und dass "die Show weitergeht". "Wir haben keinen Geldmangel", sagte Kandra, "wir haben genug Geld".

Allerdings teilten Flughafen-Funktionäre in Birmingham am Donnerstag mit, dass die Wochenendflüge der Comtel gestrichen seien. (dapd)