Washington. Das amerikanische Verkehrsministerium sieht künftig harte Strafen vor, wenn Airlines ihre Kunden länger als drei Stunden wetterbedingt festsetzen. Der Analyst Michel Boyd befürchtet nun, dass Fluglinien künftig bei dem kleinsten Wetter-Risiko Flüge komplett absagen.
Valentinstag 2007 ist für Hunderte Amerikaner kein Datum, an das man sich mit liebevollen Gefühlen erinnert. Ein Wintereinbruch machte die Passagiere der Fluglinie JetBlue Airways seinerzeit auf dem New Yorker John F. Kennedy-Flughafen zu Inhaftierten.
Zehneinhalb Stunden durften sie die Maschinen nicht verlassen. Und das im Land der „Freien“ und „Mutigen“. Damit sich so etwas nicht wiederholt, hat das amerikanische Verkehrsministerium ein neues Regelwerk erlassen. Es sieht harte Strafen vor, wenn Airlines ihre Kunden länger als drei Stunden wetterbedingt festsetzen.
Um zu demonstrieren, dass es sich nicht um einen Papiertiger handelt, hat das Ministerium (DOT) jetzt die bislang höchste Strafe verhängt. „American Eagle Airlines“ müssen 900.000 Dollar bezahlen, weil am 29. Mai auf dem O’Hare-Flughafen von Chicago 608 Passagiere auf 15 Maschinen bis zu 3 Stunden und 45 Minuten ausharren mussten, bevor sie die Gangway betreten konnten. Verkehrsminister Ray LaHood zeigte sich mit dem Vorgehen einverstanden und wertete die 3-Stunden-Regel als „großen Erfolg“.
20 derartige Pannen binnen eines Jahres
Nach seinen Angaben gab es zwischen Mai 2010 und April 2011 landesweit 20 derartige Pannen mit Wartezeiten von über drei Stunden. Zum Vergleich: In den zwölf Monaten davor ereigneten sich 693 Vorfälle, in denen Flugpassagiere mehr als drei Stunden nach der Landung nicht von Bord gehen konnten.
Verkehrsministerium entscheidet über aktuellen Fall
Insider der Branche gießen unterdessen Wasser in den Wein. Um den empfindlichen Strafen (27.500 Dollar pro Passagier) zu entgehen, vermutete der Analyst Michael Boyd, werden die Fluglinien beim kleinsten Wetter-Risiko künftig den Flug komplett absagen.
Das treffe dann womöglich Tausende Passagiere und sei am Ende kontraproduktiv. In den kommenden Wochen entscheidet das Verkehrsministerium über einen aktuellen Fall. Wieder geht es um JetBlue. Am 29. Oktober kam es im Nordosten der USA zu unerwartet starken Schneefällen. Auf dem Bradley-Flughafen in Hartford/Connecticut saßen Passagiere sieben Stunden lang fest.