Essen. . Keine festgeklopften Ziele engen die Route der “Sagena“ ein. Wer als Kreuzfahrtpassagier schon erfahrener ist und die bekannten Städte und Inseln schon kennt, bekommt hier die Chance, ein paar unbekanntere Ecken der dalmatinischen Adria zu entdecken.
Wenn Kapitän Ivo abends die Seekarte aufrollt, scharen sich die Gäste um ihn. Jeder will wissen: Wo sind wir jetzt, und welche Insel soll die „Sagena“ morgen ansteuern? Keine festgeklopfte Route engt diese Kapitänstouren ein. Sie sind für „Wiederholungstäter“ gedacht, die die bekannten Städte und Inseln schon gesehen haben und ein paar unbekanntere Ecken der dalmatinischen Adria entdecken möchten.
Wie Piraten auf großer Schatzsuche
Alle Entscheidungen fallen demokratisch, aber im Zweifelsfall ist der Kapitän Diktator. Schließlich will er Gäste und Schiff sicher durch die Inselwelt lotsen. Die Sagena, ein Zweimaster in traditioneller Bauweise der alten Lastensegler, kreuzt seit 14 Jahren durch die kroatische Küstenregion. 2007 völlig umgebaut, wird das Schiff mit nur acht komfortablen Kabinen anspruchsvolleren Gästen gerecht. An der lässig-legeren Atmosphäre hat sich aber nichts geändert.
Morgen also die Insel Lastovo. Der Wetterdienst verspricht ruhige See, beste Voraussetzungen, um zur „vergessenen Insel“ zu schippern. Bei diesem Törn ins Blaue fühlen wir uns schnell wie Piraten auf Schatzsuche – und werden auch immer wieder fündig. Im Bergstädtchen Lastovo zum Beispiel. Auf dem Weg vom Mini-Hafen hinauf in den Ort überrascht eine üppige, beeindruckende Landschaft. Lastovo selbst hat schon bessere Tage gesehen, hat aber durchaus Charme.
Auch interessant
Schönwetterwolken (meinen wir) tupfen dekorativ das Himmelblau. In dieser einsamen Bucht wollen wir über Nacht bleiben. Ivo will nicht, sondern favorisiert einen sicheren Hafen auf Korcula. Widerborstig fügt man sich, sehnt sich abends an der Hafenpromenade von Vela Luka noch wehmütig nach der Stille von Lastovo. Kurz nach Mitternacht bekommen wir Landratten unsere Lektion. Ein gewaltiges Gewitter peitscht und kracht über uns hinweg, Sturm und kapitale Wellen bringen selbst im geschützten Hafen die Schiffe zum tanzen. Okay Ivo, wir haben verstanden – einem Kapitän mit Patent auf allen Weltmeeren kann man bedingungslos vertrauen.
Nach den Schrecken der Nacht umsorgt Schiffskoch Vlados uns mit einem opulenten XXL-Frühstück: Kaffee, Eier, Käse, Würstchen und viele Vitamine. Überhaupt bringt Vlado Struktur in die schlamperten Urlaubstage: dreimal täglich ruft er zu Tisch. Und was er da aus seiner chromblitzenden Kombüse hervorzaubert, ist ein permanenter Angriff auf die schlanke Linie.
Alles was das Entdecker-Herz begehrt
Wenn man bei diesen Kreuzfahrten nicht gerade in einer Badebucht planscht oder den Kombüsen-Versuchungen erliegt, kann man sich am Sonnendeck entspannt der „Seh-Fahrerei“ hingeben: Kleine Strände, wildzerfranste Steilküsten, Buchten mit blauem Meer, Kiefernwälder, Dörfer, duftende Lavendelfelder und idyllische Weinberge. Natürlich bleiben auch auf einer Kapitänstour die historischen Städtchen nicht links liegen. Korcula, die schöne mittelalterliche Festungsstadt, muss einstimmig ins Programm.
Eine Entdeckung: das alte Fischerstädtchen Komiza auf der Insel Vis, die wie Lastovo zu jugoslawischen Zeiten militärisches Sperrgebiet war. Da lebten die Bewohner abgetrennt vom Rest der Welt. Komiza hat diesen Nachteil inzwischen kompensiert: Schon liegen in der neuen Marina schnittige Segelboote und millionenschwere Luxusyachten, haben sich Restaurants in alten Mauern etabliert.
Fernab vom Massentourismus
Und selbstverständlich wollen wir auch die Blaue Grotte auf Bisevo nicht versäumen. Hier zeigt sich noch ein Vorteil der Touren ohne festgelegte Route: Der Kapitän kann seine Ziele dann ansteuern, wenn am wenigsten Andrang herrscht. So haben wir die Grotte fast für uns allein.
Für die letzte Nacht steuert Ivo seine Lieblingsbucht auf der Insel Bol an – kein Fünf-Sterne-Schiff kann ein schöneres Fleckchen für das Captain’s Dinner bieten. Hinter den Farben der Karibik muss sich die Adria auch hier keineswegs verstecken.