Monaco. . Yachten, Privatflugzeuge und dicke Autos: Monaco ist mit dem Klischee des Luxus behaftet. Doch der Zwergstaat versucht sich auch am Umweltschutz - mit einem “Responsible Tourism Department“. Und normale Touristen kriegen dort ebenfalls viel zu sehen.
Mindestens ein Dutzend Mega-Jachten schaukeln sanft in den Wellen. An Land wachsen dicht gedrängt Hochhäuser in den Himmel, überragt von steilen Felswänden. Kein Zweifel, das muss Monaco sein, was da aus dem Flugzeugfenster zu sehen ist.
Der nach dem Vatikan zweitkleinste Staat der Welt zwängt sich zwischen Mittelmeer und Alpen auf eine Fläche von nur rund zwei Quadratkilometern. Das ist nicht viel Platz für die 33.000 Einwohner - und so wurde und wird fleißig in die Höhe gebaut. Monaco, das bedeutet Luxus, Glamour, Jet Set und Formel 1.
Erfrischende Normalität in den Straßen
High-Society, Prominente und Sternchen genießen hier das süße Leben. Und so mancher von ihnen spielt im Casino von Monte Carlo um Summen, von denen eine vierköpfige Otto-Normalverbraucher-Familie richtig lange leben könnte. Spricht man mit Monegassen über dieses Thema, wird man häufig ein ganz bestimmtes Wort hören: Klischee.
Natürlich stehe Monaco für Luxus, aber das sei nun doch nun bitte wirklich nicht alles. Und wer mit offenen Augen durch die Straßen geht, wird entdecken: Es geht dort erfrischend normal zu. Menschen gehen zur Arbeit, fahren mit dem Bus, gehen Einkaufen, sitzen im Café. Wie in jeder anderen Stadt. Und als Tourist muss man sich für einen Monaco-Besuch nicht extra neu einkleiden, um nicht aufzufallen.
Auch die Preise sind für deutsche Maßstäbe erträglich: Snacks wie Sandwiches, Baguettes oder Foccacias kosten ab 3,50 Euro, komplette Tagesmenüs bekommt man mitunter für 23 Euro. Einzig bei den Hotelpreisen spürt der Besucher dann doch den Luxus-Anspruch - wobei man hier deutlich sparen kann, wenn man außerhalb der Hauptsaison anreist.
Platz für grüne Parklandschaften
Diese Bodenständigkeit mag viele überraschen. Noch überraschender ist jedoch, dass die vermeintliche Hochhauswüste keine ist: 20 Prozent des Staatsgebietes sind Grünflächen. Überall fand sich noch Platz für liebevoll angelegte und gepflegte Parks. In wahrhaft exponierter Lage, hoch über Monaco, befindet sich der Exotische Garten. Er wurde im Jahr 1933 eingeweiht und gilt als größter Steingarten mit Pflanzen aus der ganzen Welt - wie beispielsweise riesigen Kakteen, die sich an die Felsen krallen.
Ein idyllischer Platz mit sagenhaftem Ausblick und einem Extrabonbon: die Grotte de l'Observatoire, eine Tropfsteinhöhle, in der Archäologen viel Prähistorisches gefunden haben. Stündlich gibt es eine Führung, über rund 300 Stufen geht es 60 Meter hinab in die Tiefe - und später wieder hinauf ans Tageslicht.
Ruhe inmitten des Casino-Trubels
Auch im Zentrum ist es grün, zum Beispiel rund um das Casino im Stadtteil Monte Carlo. Am Place du Casino sprudeln Brunnen und Fontänen in einer großzügigen Wasserlandschaft, auf der anderen Straßenseite speit unter einem Dach aus Palmen ein Fabelwesen Wasser in einen lauschigen Teich. Ein Ort der Ruhe inmitten des Trubels rund um das Casino. Denn dieses ist eines der Magneten, die in Monaco den Besucherstrom lenken.
Viele sind mit großen Bussen angereist, machen einen Tagesausflug von ihrem Urlaubsort an der französischen Cote d'Azur oder der italienischen Küste. Kurz vor zwölf Uhr treffen sich alle auf dem Grimaldi-Felsen, in der Altstadt Monaco-Ville. Denn dort steht auch der Prinzenpalast, vor dem um 11.55 Uhr das tägliche Spektakel der Wachablösung der Karabiniere stattfindet.
Anschließend verstreuen sich die Massen wieder, beispielsweise in die engen Altstadtgassen, um in den Souvenirshops ein Andenken zu erstehen und sich in einem der vielen kleinen Cafés und Restaurants zu stärken. Andere brechen zu einem Spaziergang durch die Gärten Saint-Martin und Sainte-Barbe an den südöstlichen Hängen des Felsens auf, wo der Wind durch Pinien rauscht und die mediterrane Flora einen würzigen Duft verströmt.
Manche zieht es hingegen in das Ozeanographische Museum, das sich wuchtig dem Mittelmeer zugewandt aus dem Grimaldi-Felsen erhebt. Gegründet wurde es im Jahr 1899 von Albert I., der wegen seiner vielen Forschungsreisen den Beinamen "Prince Navigateur" erhielt. Sein Nachfahre, der regierende Fürst Albert II., ist in dessen Fußstapfen getreten - außerdem ist er ein engagierter Umweltschützer.
Vorreiterrolle im Umweltschutz
Einen ersten Eindruck davon bekommt man in dem großen Aquarium im Untergeschoss des Museums. Klimawandel, Überfischung und besonders die drohende Ausrottung vieler Haiarten wegen der menschlichen Gier nach deren Flossen sind ein großes Thema, genauso wie der Schutz des Mittelmeeres. Monaco verfügt über gleich zwei Meeresschutzgebiete: das Marine Reserve Larvotto Beach mit Seegraswiesen und das Tombant à Corail Des Spélugues Marine Reserve mit seinem Korallenriff.
Die Monegassen wollen beim Thema Umwelt- und Klimaschutz eine führende Rolle übernehmen - das soll sich natürlich auch im alltäglichen Leben und im Tourismus zeigen. Es gibt sogar ein "Responsible Tourism Department", eine Abteilung des Fremdenverkehrsamtes, das sich ausschließlich der Gestaltung eines umweltfreundlichen Tourismus widmet. Einiges ist schon passiert: Broschüren werden nur noch auf Recycling- oder FSC-zertifiziertem Papier gedruckt.
Die Hotels der Stadt entwickeln Konzepte zum Energie- und Wassersparen, in den Küchen werden vorwiegend regionale Produkte verwendet, viele aus ökologischer Landwirtschaft. Man kann Elektroautos und -fahrräder leihen, Busfahrten kosten nur einen Euro, nachts wird ein Elektrobus eingesetzt - das leise Fahrzeug schützt auch den erholsamen Schlaf der Monegassen - und im Port Hercule ist ein Solarboot als Shuttle unterwegs.
Der Blick aufs Meer stimmt nachdenklich. Wieder läuft eine riesige Jacht ein, Hubschrauber, die hier ein beliebtes Transportmittel sind, sausen wie Libellen durch die Luft. Umweltfreundlich ist das nicht. Doch das Fürstentum müht sich redlich, diesen Makel an anderer Stelle wieder wettzumachen. (dapd)