Essen. Der Reise-Journalismus hat ein Glaubwürdigkeitsproblem: Nur 35 Prozent der Touristik- und Werbeprofis vertrauen den Reiseteilen der Zeitungen. Dies ist ein Warnsignal, sagt unser Redakteur Christian Leetz. Dazu sein Kommentar.

Der Reise-Journalismus hat es nicht erst seit kurzem schwer: Immer wieder werden gesponsorte Recherchereisen von diversen TV-Formaten in den Dunstkreis der Bestechlichkeit gerückt. Viel schwerer aber als diese allseits bekannte Problematik wiegt jetzt eine Studie der Fachhochschule Worms gemeinsam mit einer bekannten Consulting-Firma: Nur noch 35 Prozent der Touristik- und Werbeprofis vertrauen demnach dem, was in den Reiseteilen von Tageszeitungen steht. Mehrheitlich also entziehen viele Menschen der Zeitung ihre Gunst. Nicht, dass die Befragten meinten, im Internet gäbe es glaubwürdigere Quellen – nein, das nicht. Aber zumindest liegt die Onlinewelt gleichauf in Sachen Glaubwürdigkeit.


Woran liegt’s? Zugegeben: Den guten alten Verriss, das Synonym für Unbestechlichkeit einer Redaktion schlechthin, findet man in der Zeitung nur noch höchst selten. Wenn überhaupt, dann nur im Kulturteil über ein missratenes Theaterstück. Viele Reiseredaktionen pflegen eher eine „Kultur des Weglassens“. Über Missstände wird also oft hinweggesehen.

Das Reise Journal aber pflegt durchaus eine Berichterstattung auch über schwierige Themen: Ob CO2-Emissionen bei Flugreisen, die Schweröldiskussion bei Kreuzfahrtschiffen oder den Vogelmord auf Malta – wir begleiten kritisch, mit touristischem Fachwissen und eigenen Recherchen.

Dennoch ist die Studie ein Warnsignal an die Branche. Eine Warnung davor, Seiten beliebig mit Austauschbarem zu füllen und dem Leser immer nur Seiten zu präsentieren, auf denen überall die Sonne scheint.