Essen. Der Schweizer Tourismus-Chef Jürg Schmid sieht die Deckelung des Franken für seine Branche positiv. Zuletzt war Urlaub in der Schweiz für Deutsche Touristen sehr teuer geworden. Für den Winter erwartet Schmid nun einen Moderaten Rückgang.
Die Schweizer Nationalbank hat für den Schweizer Franken einen Mindestkurs von 1,20 Franken zu 1 Euro festgesetzt und will diese Regel voll und mit aller Konsequenz durchsetzen. Davon ist zwangsläufig auch das Urlaubsland Schweiz betroffen. Wir unterhielten uns darüber mit Jürg Schmid, Direktor Schweiz Tourismus.
Ist die Deckelung des Franken auf 1,20 Euro nun eine gute oder eine schlechte Nachricht für das Tourismusland Schweiz und welche Auswirkungen könnte dies künftig haben?
Jürg Schmid: Gut! Das Ferienland Schweiz ist damit gegenüber diesem Sommer für Gäste aus dem Euro-Raum attraktiver geworden. Der künftige Kursverlauf kann dank der Kursobergrenze nur noch zu einer Vergünstigung führen.
Aber auch ein Wechselkurs von 1,20 Euro macht einen Urlaub in der Schweiz im Vergleich zu den Vorjahren für deutsche Urlauber doch unglaublich teuer?
Schmid: Nach dem Eingriff der Nationalbank ist die Preisdifferenz zum Vorjahr nicht mehr so beträchtlich. Der große Kurssprung fand im Vorjahr statt. Ferien in der Schweiz waren noch nie billig.
Währung so kontraproduktiv wie das Wetter
Im Juli verzeichnete die Schweiz ein Gästeminus aus Deutschland von 12 Prozent, in den Bergregionen ist das Minus noch viel höher. Das lässt für die Wintersaison wohl nichts Gutes erwarten, oder?
Schmid: Im Juli standen wir wortwörtlich im Regen. Das missliche Wetter war mindestens so maßgebend für den Rückgang, wie die Währung, die im Juli mit der Parität ihren Tiefststand erreicht hatte. Diesen Winter gehen wir von einem moderaten Rückgang aus.
Welche Maßnahmen können Sie derzeit überhaupt ergreifen, um dem Markt positive Impulse zu verpassen?
Schmid: Die Schweiz ist in den aufstrebenden Märkten stark positioniert. Oft werden die Alpen mit der Schweiz gleichgesetzt. So konnten wir in diesem Juli aus China ein Wachstum der Hotellogiernächte von 55 Prozent verzeichnen. Der Schweizer Tourismus diversifiziert sich erfolgreich in den vielversprechenden BRIC-Märkten, also Brasilien, Russland, Indien und China. Dies hat maßgeblich zur Dämpfung der Währungseffekte beigetragen. Wir werden diese Diversifizierung fortsetzen.
Günstig geht nicht
Muss sich die Hotellerie nicht stärker bewegen, um sich gegen den Touristen-Rückgang zu wehren? Warum etwa gibt es so wenig All Inclusive Angebote in der Schweiz?
Schmid:Die Schweizer Hotellerie ist gefordert. Günstiger geht aufgrund der knappen Margen nicht. Die stete Verbesserung des Angebots und der Dienstleistung lautet die permanente Herausforderung eines Landes mit hohen Lohn- und Produktionskosten.
Wo haben Sie in diesem Jahr Ihren Urlaub verbracht?
Schmid: Wo immer man lebt, die Schweiz ist eine Reise wert.