Hanoi. . Ausgerechnet das sozialistische Vietnam setzt in Sachen Tourismus ganz auf Fünf-Sterne-Nobelherbergen und All-inklusive-Pakete. Alles vom Feinsten – und sogar bezahlbar. Beeindruckende Landschaften inklusive. Eine Rundreise.

Auf der Straße ist der gute alte Onkel Ho, wie die Vietnamesen ihren verstorbenen Revolutionshelden Ho Chi Minh nennen, omnipräsent. Besonders in diesem Jahr, da die kommunistische Partei ihren 80. Geburtstag feiert. Doch das war es dann auch schon mit Kommunismus. Denn Vietnam ist auf dem Sprung in die Moderne. Planwirtschaft war gestern. Beim Anblick des neuen Vietnam würde sich Onkel Ho wohl im Grabe umdrehen.

Auf dem Weg von Hanoi in die atemberaubende Halong-Bucht wird überall gebaut. Der Wirtschaftsboom findet seine Fortsetzung im Tourismus: Wer sich richtigen Luxusurlaub zu bezahlbaren Preisen gönnen will, ist hier richtig.

Untergetauchte Drachen in der Halong-Bucht

Die Rundreise beginnt im quirligen Hanoi und einer Luxuskreuzfahrt in der Halong-Bucht. Gemächlich gleitet die ganz aus Tropenholz gebaute MS Bhaya Classic mit tuckerndem Motor und gesetzten roten Segeln durch eine Traum-Kulisse. Vor 11.000 Jahren versank hier ein ganzes Gebirge im Meer, so dass heute nur noch die Bergspitzen aus dem Wasser ragen. Beim Sundowner auf Deck erklärt Kapitän Nguyen van Giang, dass Vanh Ha Long „Bucht des untergetauchten Drachens“ bedeutet. Und tatsächlich: Als das Schiff im abendlichen Nebel auf bizarre Felsformationen zusteuert, sehen einige wirklich aus wie Drachen.

Menschen leben hier nur wenige. Der Besuch in einem schwimmenden Dorf vietnamesischer Fischer ist ein Erlebnis. Mit Ruderbooten geht es zu den bunten Häusern, die auf Plastikfässern treiben.

Nächste Station: Da Nang. Zu Beginn des Vietnamkrieges gingen hier die ersten US-Truppen an Land. Wo einst Gefechte tobten, entstehen nun Luxus-Resorts. Mit echten Innovationen: So sind im Fusion Maia Resort sämtliche Spa-Anwendungen im Zimmerpreis inbegriffen. Jede Beach-Villa verfügt über einen privaten Pool, der feine Sandstrand am Südchinesischen Meer liegt direkt vor der Tür. Vom Luxus-Resort zu den beeindruckenden Marmor-Bergen ist es ein Katzensprung. Echtes Indiana-Jones-Gefühl kommt auf, als wir durch die Felsformationen bis zu einem unterirdischen Tempel klettern, auf den nur wenige Sonnenstrahlen durch die teils eingestürzte Höhlendecke fallen.

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Von DerWesten

Der Singsang buddhistischer Mönche hallt durch die Gänge, ein Gong schmettert zum Gebet und eine alte Frau bindet Touristen für einen US-Dollar rote Baumwollbänder ums Handgelenk. „Big Luck“, großes Glück, verspricht sie.

Eine Entdeckungsreise mit dem Wiedervereinigungszug

Wer Vietnam entdecken will, muss den Zug nehmen. Zehn Stunden dauert allein die nur 500 Kilometer lange Reise nach Süden Richtung Nha Trang. Der „Wiedervereinigungszug“ verbindet Hanoi mit Saigon. Die komplette Fahrt mit dem „Intercity“ dauert 36 Stunden. Dafür zieht vor den Fenstern eine Landschaft vorbei wie im Discovery Channel. Unendliche Reisfelder, auf denen Wasserbüffel Ackerfurchen ziehen. Kolonnen von Bauern mit kegelförmigen Strohhüten. Bunte Gräber leuchten inmitten von Plantagen oder die Gleise teilen ärmliche Holz-Dörfer einfach in zwei Hälften. Dann schnauft der Zug in die Berge der Provinzen Gia Lai und Phu Yen. Mal dichter Dschungel, mal von Flüssen durchzogene Ebenen. Abenteuer pur.

Von Saigon zum Mekong-Delta

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    Mit Vietnam Airlines geht es in 40 Minuten nach Saigon, die alte Hauptstadt der einstigen französischen Kolonie. Die hat ihre Spuren in der Metropole hinterlassen. Gelb gestrichen und stuckverbrämt finden sich die Kolonialbauten zwischen Plattenbauten aus sozialistischen Tagen und Glasfassaden der neusten Generation. Wie in Hanoi versinkt Saigon in einem Meer von Mopeds. Vor den großen Hotels starten meist Amerikaner in Shorts gruppenweise zu den „Tunnel Rat Tours“. Direkt vor den Toren Saigons zwängen sie sich durch weit verzweigte unterirdische Stellungen des Vietcong.

    Eher lohnt da ein Besuch auf einem der Märkte, in den Museen oder beim Wasserpuppentheater. Das gibt es nur in Vietnam. Die Puppenspieler stehen hinter einem Vorhang bis zum Bauch im Wasser und manövrieren die kunstvoll lackierten Marionetten an langen Stöcken. Das würde übrigens auch dem alten Onkel Ho immer gut gefallen. Schon allein wegen des geradezu sozialistischen Eintrittspreises von gerade einmal drei Euro.