Essen.. Der Brocken ist der höchste Berg im Norden, die Rappbode-Talsperre die größte der Republik. Wildromantische Wälder, einen Nationalpark, zahlreiche Fachwerkstädte und ein Weltkulturerbe hat der Harz zu bieten.

Hans und Daniel Steinhoff behaupten zwar nicht, Haute Cuisine aufzutischen, aber eines macht ihnen keiner streitig: Sie betreiben die höchste Küche Norddeutschlands. Das Brockenhotel mit dem „Brockenwirt“ liegt auf dem 1141 Meter hohen Harzgipfel. Wenn dort oben ein Orkan tobt, dann klirren die am Tresen hängenden Gläser. Für die Mitarbeiter gibt es Notunterkünfte. Manchmal wird sogar evakuiert – erst die Gäste, dann das Personal.

Bei gutem Wetter ist die exponierte Lage gut fürs Geschäft: Durchschnittlich 40 der 50 Betten sind von Mai bis Oktober belegt, an Wochenenden fast alle. Wäre da nicht der gruselig stürmische Winter. Aber die Familie betreibt am Fuß des Berges noch andere Hotels, das schafft Ausgleich. Und überhaupt – es geht aufwärts im Harz. Denn nicht nur das Brockenhotel darf sich über Gästezuwachs freuen. Der jahrelang unter Besucherschwund leidende Harz schüttelt gerade sein angestaubtes Image als Kniebundhosen-Wanderer-Region ab.

Die Grenz-Geschichte der Region ist Reisethema

Mit Superlativen konnte das Mittelgebirge schon länger auftrumpfen: Der Brocken ist der höchste Berg im Norden, die Rappbode-Talsperre die größte der Republik. Der Harz besitzt wildromantische Täler, einen Nationalpark, Fachwerkstädte unter Flächendenkmalschutz und ein Weltkulturerbe. Es gibt rund 1000 Hotels, darunter das erste klimaneutrale Mitteldeutschlands, dazu Wanderwege, Loipen und Lifte und die Harzer Schmalspurbahnen.

Nur eins gab es in den vergangenen 15 Jahren nicht: steigende Gästezahlen. Im Gegenteil: Es ging dauernd nur abwärts. Der Sog nach unten stoppte erst 2009. Da blieb harzweit ein hauchdünnes Plus übrig. Auch 2010 hielt diese Trendwende an.

Es geht also bergauf im Harz. Nicht zuletzt, weil der Tourismusverband vieles in Gang gesetzt hat, um das angestaubte Image abzuschütteln: Die Veranstaltungsreihe Harzer KulturWinter bringt Leben ins ruhige Februargeschäft. Für den Sommer wurden Aktivangebote beworben wie das Mountainbike-Wegenetz und der Harzer-Hexen-Stieg. In den Harz fahren vor allem Familien und die jungen Alten. Dass sich deren Geschmack geändert hat, hatte man zu lang übersehen. „Geführte Wanderungen zu einem festen Termin sind weniger gefragt“, so Miriam Fuchs vom Harzer Tourismusverband. „Heute interessieren sich die Leute mehr für Aktivangebote wie Wandern ohne Gepäck oder Geocaching.“

Harz erstreckt sich über drei Bundesländer

Eine Besonderheit des Harzes ist seine Lage in drei Bundesländern, nämlich Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen. Auch wenn von offizieller Stelle immer die Einheit betont wurde, vor Ort stellt sich das in der praktischen Arbeit mit unterschiedlichen Förderrichtlinien „hüben wie drüben“ nicht unproblematisch dar. Im Westharz trauert mancher immer noch der Zonenrandförderung nach, im Osten freuen sich andere über die Zuschüsse nach der Wende. Doch die Touristiker sind für den „einen Harz“ optimistisch, auch weil die deutsch-deutsche Geschichte ein spannendes Reisethema ist. Ein Stück des „Grünen Bandes“, des einstigen Grenzstreifens, zieht sich durch den Harz.

Auch der Brockenwirt hat Geschichten zu erzählen: Bis zur Wende durfte kein Tourist in die Nähe der Horchposten. Bis zum Januar 1990. Da hängte Hans Steinhoff, Brockenwirt senior, eine Armee-Gulaschkanone an den Geländewagen, lud ein paar Säcke Erbsen ein und begann auf dem Gipfel zu kochen. Wer heute den Brocken besteigt, kann ihn noch heute erleben, tief über die Kessel gebeugt: Dann rührt er die Erbsensuppe.

Info: Harzer Tourismusverband,
05321/3 40 40,
www.harzinfo.de