Vier Klöster im Harz offerieren in diesem Sommer spezielle Angebote für Leib und Seele. Eins kommt dabei sicher nicht auf: Hektik

Goslar. Moderne Hektik ist hier fehl am Platz: Wenn Stadtführer Wilfried Ristau Besucher durch die Klosterbrennerei Wöltingerode führt, präsentiert er stolz die Dampfmaschine von 1894, die noch immer für die Produktion genutzt wird. Der aromatische Quittenlikör „Louisa” entsteht auf diese Weise oder der scharfe Ingwerlikör „Schwester Regula”. Beide dürfen die Besucher probieren, und zwar in der Krypta der 1208 gegründeten Kirche.

Derartige touristische Erlebnisse bieten neben Wöltingerode auch das Zisterzienserkloster Walkenried sowie die Klöster Michaelstein und Drübeck. Sie sind Schauplätze des gemeinsamen Kulturfests „HarzerKlosterSommer”, das in der Harzregion Niedersachsens und Sachsen-Anhalts mit Veranstaltungen aufwartet.

In dem vor zwei Jahren in dem ehemaligen Kloster eröffneten Hotel Wöltingerode können Gäste in den einstigen Nonnenzellen übernachten. Kein Telefon, kein Fernseher stört dort die Ruhe. Die meisten Gäste, so Hotelchef Kai Schürholt, wüssten gerade das zu schätzen. Das Hotel, zu dem neben einer großen Landwirtschaft auch ein Gasthaus gehört, bietet sich als idealer Ausgangspunkt für eine Wanderung auf dem etwa 30 Kilometer langen Harzer Klosterwanderweg an. Dieser verbindet entlang des Nordharzes das niedersächsische Goslar mit dem Kloster Drübeck in Sachsen-Anhalt.

Dort empfiehlt sich die Übernachtung im historisch eingerichteten Glockenblumenzimmer im ehemaligen Schlafhaus des Damenstiftes. Das Ambiente der Unterkünfte ist komfortabel, aber bewusst schlicht gehalten.

Mit dem „Haus der Stille” und den wiederhergestellten Klostergärten stellt das Kloster Drübeck, dessen Geschichte bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht, ein Refugium dar. Die Klosterküche setze bewusst regionale Produkte und naturnahe Erzeugnisse ein, sagt Christoph Carstens, Geschäftsführer des Evangelischen Zentrums im Kloster Drübeck. Serviert werden frisches Gemüse und leichte Fleischgerichte. Gemeinsamer Veranstaltungshöhepunkt aller Klöster wird am 28. Juli das erste „HarzerKlosterMahl” in Drübeck sein.

Eine weitere Sehenswürdigkeit des Klostersommers ist die als Ruine erhaltene gotische Klosterkirche Walkenried. Das vor vier Jahren eröffnete Zisterzienser-Museum am Rande des Südharzes zeigt in einer Dauerausstellung die Geschichte des 1129 von Zisterziensermönchen gegründeten Klosters. Mit der Eintrittskarte gekoppelt erhalten die Besucher einen elektronischen Museumsführer mit Abspielgerät und Kopfhörer.

Ein museumspädagogisches Programm mache das Museum auch für Kinder interessant, sagt Museumsdirektor Reinhard Roseneck. Spiele animieren sie dazu, auf museale Entdeckungstour zu gehen. Im Brüdersaal beispielsweise können die Kinder mit Federn schreiben wie die Mönche. Nach einer etwa einstündigen Führung wartet im ehemaligen Speisesaal ein Klostermahl nach original zisterziensischer Tradition.

Bis vor nicht allzu langer Zeit noch lag Walkenried in der Abgeschiedenheit der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Mittlerweile herrscht dort mehr Leben.




Zum dritten Mal präsentieren am 25. und 26. September etwa 30 Klöster und Stifte vor der Klosterruine beim Klostermarkt Produkte aus ihren Gärten, Kellern und Werkstätten. Auch das Kloster Michaelstein, seit dem Jahr 1146 abseits der Stadt Blankenburg gelegen, zeigt, dass spiritueller Tourismus immer bedeutender wird.

Seit 2001 wird das ehemalige Wirtschaftsgebäude der Zisterzienser von der Landesmusikakademie Sachsen-Anhalt genutzt. Die beiden nach historischen Plänen angelegten Klostergärten, mit 260 Heilkräutern und die Musikinstrumenten-Ausstellung, sind ein beliebtes Ausflugsziel an der Straße der Romanik. Die Ausstellung umfasst etwa 700 historische Instrumente aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Ein Anziehungspunkt in diesem Sommer ist das Michaelsteiner Klosterfest am 1. August, das Kunst, Musik und Natur verbinden soll.