Fehmarn. Der Flugplatz Neujellingsdorf auf Fehmarn ist klein. Eine Start- und Landebahn gibt es. Dennoch kommen regelmäßig Gäste aus dem Ausland.
Ein Wohnwagen als Tower, eine Wiese als Start- und Landebahn - das ist der Flugplatz Neujellingsdorf auf Fehmarn. Im Wohnwagen sitzt „Flughafenchef“ Klaus Skerra am krächzenden Funkgerät und weist ein anfliegendes Sportflugzeug ein. Die Cessna hat Urlauber an Bord, die bei Skerras „Fehmarn-Air“ einen Rundflug über die Ostseeinsel gebucht haben. „Willkommen auf dem wohl kleinsten Flugplatz Deutschlands“, sagt Skerra.
Gerade mal 590 Meter lang ist die Start- und Landebahn in Neujellingsdorf. Dazu kommen noch zweimal 60 Meter Startabbruchstrecke. „Andere Plätze mögen kürzere Landebahnen haben. Aber dies ist definitiv der einzigen Flugplatz ohne feste Bebauung“, sagt Skerra. „Alles, was hier steht, verschwindet Ende Oktober im Winterquartier, dann ist hier nur noch Wiese.“ Zwischen November und März ist der Platz geschlossen.
Spontane Idee zu einem Rundflug
Der kleine Platz auf Fehmarn ist nach Angeben des Landesverkehrsministeriums einer von zwölf Sonderlandeplätzen in Schleswig-Holstein. Hier dürfen nur Maschinen landen, die nicht schwerer als zwei Tonnen sind. „In der Sommersaison landen hier etwa 150 Flugzeuge, darunter auch welche aus Dänemark und der Schweiz“, sagt Skerra.
Unterdessen nähert sich eine Familie mit zwei Kindern dem „Tower“. „Wir machen hier Urlaub und hatten spontan die Idee mit dem Rundflug“, erzählt Janine Grund aus Berlin. Während ihr Lebensgefährte und die beiden Kinder in die Maschine klettern, nimmt Grund am Flugfeldrand Platz. „Ich bleibe lieber am Boden, ich habe Flugangst“, sagt sie lachend.
Auch er habe früher geradezu panische Angst vorm Fliegen gehabt, gesteht Skerra. „Dann hat mich der Chef der Flughafengastronomie in Saarbrücken, wo ich damals gearbeitet habe, auf einen Rundflug mitgenommen. Danach stand für mich fest, dass ich fliegen will“, sagt er. 1969 machte er seinen Pilotenschein. Seither hat er 14 000 Starts und Landungen absolviert - unfallfrei, wie er betont. Den Flugplatz Neujellingsdorf betreibt er seit 1997.
„Hier geschieht nichts unbeobachtet.“
Etwas genervt ist er allerdings von der Bürokratie, die auch auf dem Miniflugplatz unvermeidlich ist. „Jede Flugbewegung, jede Einnahme und jede Ausgabe muss dokumentiert werden und der Zoll macht unangemeldete Kontrollen“, sagt Skerra. „Hier geschieht nichts unbeobachtet.“
Mit dem Flugplatz hat sich der heute 71 Jahre alte Hobbypilot einen Lebenstraum erfüllt. „Ich liebe das Fliegen und ich liebe es, Urlaubern die schöne Insel Fehmarn von oben zu zeigen“, sagt er. Einige Hoffnung setzt er auch auf den geplanten Bau des Tunnels zwischen Fehmarn und der dänischen Insel Lolland. „In der Bauphase könnten eilige Experten aus Skandinavien oder aus Süddeutschland mit dem Flugzeug anreisen und hier landen“, schlägt er vor.
Für den Geschäftsführer des Tourismus-Service Fehmarn, Oliver Behncke, spielt dagegen der Flugplatz für den Tourismus auf der Insel eine eher untergeordnete Rolle. „Die Gäste, die mit dem eigenen Flugzeug anreisen, fallen bei rund 2,6 Millionen Übernachtungen im Jahr nicht ins Gewicht“, sagt der Tourismusdirektor. (dpa)