Berlin/Frankfurt. Die Erwartungen sind hoch nach dem starken Reisejahr 2018. So richtig in Schwung kommt das aktuelle Sommergeschäft bislang jedoch nicht.

Die Bundesbürger sind in Reiselaune. Doch von einem Traumstart der Tourismusbranche in das wichtige Sommergeschäft kann aktuell nicht die Rede sein - im Gegenteil. Ausgerechnet im Januar - dem wichtigsten Buchungsmonat - gibt es einen herben Dämpfer mit einem Umsatzminus von neun Prozent im Vergleich zum starken Vorjahresmonat. Grund zur Sorge ist das aus Sicht von Branchenexperten rund zwei Wochen vor dem Start Reisemesse ITB in Berlin (6.3 - 10.3) jedoch nicht.

Die Rahmenbedingungen sind auf jeden Fall nicht schlecht: Den Verbrauchern sitzt dank historisch niedriger Arbeitslosigkeit und gestiegener Einkommen das Geld locker. Die Konsumlaune ist weiter hoch und Urlaubsreisen stehen traditionell weit oben in der Gunst der Bundesbürger.

Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen

"Auch in diesem Jahr sind mehr Reisen und höhere Ausgaben geplant», sagte Tourismusexperte Martin Lohmann jüngst. Gut 42 Prozent der Befragten einer Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) haben sowohl Lust als auch das notwendige Geld, um in Urlaub zu fahren. "Dieser Wert ist nach wie vor sehr hoch", argumentiert Lohmann. Im Jahr 2018 gaben die Deutschen vorläufigen Schätzungen zufolge rund 75 Milliarden Euro für 71 Millionen Reisen aus - jeweils etwas mehr als im Jahr zuvor.

Der schwache Januar verhagelt der Branche allerdings die aktuelle Zwischenbilanz für das Sommergeschäft. Nach Daten der GfK-Konsumforscher verzeichnen klassische Reisebüros und der Online-Vertrieb seit Beginn des neuen Touristikjahres im Oktober 2018 insgesamt einen Umsatzrückgang von zwei Prozent.

Starkes Vorjahresergebnis

Ein Grund zur Sorge sei das aber nicht. "Wesentlicher Grund ist das extrem starke Vorjahresergebnis mit einem Plus von 18 Prozent im Januar 2018", erläutert GfK-Tourismusexpertin Alexandra Weigand. "Wir haben aktuell kein Nachfrageproblem. Der Februar dürfte besser werden." Februar und März zählen ebenfalls zu den traditionell starken Monaten.

Der Veranstalter FTI verzeichnet seit Anfang Februar nach eigenen Angaben bereits eine sehr starke Buchungsnachfrage. "Das ist etwa drei Wochen später als im vergangenen Jahr", erläutert Ralph Schiller, Geschäftsführer bei der FTI-Group.

Türkei und Griechenland besonders gefragt

Beim Branchenprimus Tui Deutschland liegen die Buchungen für den Sommer "auf dem hervorragenden Niveau des Vorjahres. Die Deutschen sind auch 2019 in Reiselaune", heißt es in Hannover. Konkurrent Thomas Cook berichtete zuletzt von Buchungen noch leicht unter dem Vorjahr bei den deutschen Veranstaltermarken, zu denen unter anderem Neckermann Reisen, Öger Tours und Bucher zählen.

Besonders gefragt ist in diesem Sommer bislang vor allem die Türkei, Griechenland wird Veranstaltern zufolge ebenfalls gut gebucht. Spanien liegt bei einigen Reiseprofis aktuell noch unter den Erwartungen. Das nach wie vor beliebteste Auslandsreiseziel der Bundesbürger bekommt das Comeback von Ländern wie der Türkei, Ägypten und Tunesien zu spüren. Nach Anschlägen und politischen Krisen hatten manche Sonnenhungrige die Region gemieden. Reiseland Nummer eins ist Lohmann zufolge weiter Deutschland.

Unwägbarkeiten des Brexits

Trotz der Unwägbarkeiten des Brexits stellen die meisten Veranstalter bislang keine Zurückhaltung der Kunden aus Deutschland bei den Buchungen ins Vereinigte Königreich fest. Das dürfte vor allem am schwachen Pfund liegen, das Trips für Reisende aus dem Euro-Raum tendenziell günstiger machen. "Die Kunden nutzen derzeit den günstigen Wechselkurs und profitieren von besseren Reisepreisen", heißt es beispielsweise bei Tui.

Die Branche sieht trotz des holprigen Jahresauftakts insgesamt also gute Chancen für ein starkes Reisejahr. "Noch deutet vieles auf eine hohe Reiseintensität in 2019 hin", sagte auch der Leiter der BAT-Stiftung, Ulrich Reinhardt, jüngst bei der Vorstellung der Tourismusanalyse seines Hauses. "Ob sie aber das Niveau von 2018 erreichen wird, bleibt abzuwarten." (dpa)