Tel Aviv. Amnesty International hat Online-Buchungsbörsen vorgeworfen, durch Angebote in israelischen Siedlungen die Rechte der Palästinenser zu verletzen.

Die Menschenrechtsorganisation nannte die Buchungsbörsen Airbnb, Booking.com, Expedia und TripAdvisor. "Sie fördern Menschenrechtsverletzungen von Palästinensern, indem sie Hunderte von Zimmern und Aktivitäten in israelischen Siedlungen auf besetztem palästinensischem Land auflisten, einschließlich von Ost-Jerusalem", hieß es in der am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung von Amnesty International.

"Online-Buchungsbörsen fördern Tourismus in illegalen israelischen Siedlungen und tragen damit zu ihrer Existenz und ihrem Ausbau bei", kritisierte Amnesty. Die Besiedlung der besetzten Palästinensergebiete sei als Kriegsverbrechen einzustufen. "Trotzdem sind diese vier Firmen weiter in den Siedlungen aktiv und profitieren von dieser illegalen Situation."

Scharfe Kritik

Israels Kulturministerin Miri Regev kritisierte den Amnesty-Bericht scharf. Der Bericht wolle der Boykottbewegung gegen Israel den Rücken stärken. "Aber es wird ihnen nichts helfen, sie werden weiter Quatsch schreiben und wir werden die Siedlungen in Judäa und Samaria (Westjordanland) verstärken."

Airbnb hatte im November erklärt, Unterkünfte in israelischen Siedlungen aus dem Angebot zu nehmen, weil diese sich im "Zentrum des Streits zwischen Israelis und Palästinensern" befänden. Sowohl in Israel als auch in den USA reichten daraufhin Betroffene Klage wegen Diskriminierung gegen Airbnb ein. Airbnb wurde in die Liste des Wiesenthal-Zentrums für die zehn weltweit schlimmsten antisemitischen Vorfälle im Jahre 2018 aufgenommen.

Mehr als 200 Siedlungen

Israel nahm 1967 während des Sechstagekriegs unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem ein. Dort leben heute mehr als 600 000 israelische Siedler in mehr als 200 Siedlungen. Die Palästinenser wollen auf dem Gebiet einen unabhängigen Staat gründen. Die Annexion Ost-Jerusalems 1980 durch das von der Knesset verabschiedete Jerusalemgesetz ist nicht international anerkannt. (dpa)