Rom/Panama-Stadt. Als der Papst in Panama landete, war auch Valentina Alazraki dabei. Seit 40 Jahren begleitet die mexikanische Journalistin das Kirchenoberhaupt.

Wie aus einem Hinterhalt lauerte sie dem Papst auf, bewaffnet mit einem mexikanischen Sombrero und einem Mikrofon. Dann sei sie "wie eine Verrückte" aus ihrem Versteck hinter den Pflanzen hervorgekommen und habe Johannes Paul II. eine Frage gestellt. 40 Jahre ist diese Szene nun her, damals, als Valentina Alazraki das erste Mal mit einem Papst reiste. Mittlerweile ist die 64 Jahre alte Mexikanerin die Journalistin, die so oft mit einem Pontifex im Ausland gewesen ist wie kein anderer Reporter.

Als Papst Franziskus am Mittwoch zum Weltjugendtag der katholischen Kirche in Panama landete, saß natürlich auch Alazraki wieder im Flugzeug. Sie hat keine der 26 Auslandsreisen des Argentiniers verpasst. Zuvor flog sie 23 Mal mit Benedikt XVI. und 100 Mal mit Johannes Paul II. um die Welt. In einigen Ländern war sie mehrmals.

Ticket für Papstflieger garantiert keinen Kontakt

Auf Fotos an den Wänden in Alazrakis Arbeitszimmer im Norden von Rom sind die Begegnungen mit den Päpsten festgehalten: ein warmer Händedruck von Johannes Paul II., ein Wangenküsschen mit Papst Franziskus. Der schenkte ihr zum 60. Geburtstag im Flugzeug sogar eine Geburtstagstorte. Auch eine Weihnachtskrippe in ihrer Wohnung stammt von ihm.

Doch das teure Ticket für den Papstflieger bedeutet für Journalisten noch lange nicht, den Päpsten so nah wie Alazraki zu kommen. Im Flugzeug sitzen die Reporter im hinteren Teil, vorne sitzt Franziskus mit der Entourage aus dem Vatikan. Auf Hinflügen ins Ausland kommt der Papst nach hinten, schüttelt Hände und nimmt Geschenke entgegen, die einige Journalisten mitbringen. Auf Rückflügen gibt er dann Pressekonferenzen. Diese Tradition hat Papst Johannes Paul II. eingeführt. "Er war der erste Papst, der im Flugzeug eine Pressekonferenz gegeben hat, und das hat er gemacht, bis er nicht mehr konnte", sagt Alazraki.

Ihre Karriere im Vatikan hat zufällig begonnen: Während ihres Studiums in Rom fertigte sie immer wieder Beiträge für das Fernsehen an. Mode, Kino, Monumente - "leichte Sachen", wie sie sagt. 1978 starb dann Papst Paul VI. Eigentlich sollte sie kurz darauf nach Mexiko zurück, blieb aber auf Bitten ihrer Redaktion noch einen Monat länger. Papst Johannes Paul I. wurde gewählt - und starb nach 33 Tagen.

Historische Jahre

"Also sagten sie mir, noch länger zu bleiben, und Johannes Paul II. wurde gewählt. Alle haben sofort verstanden, dass er etwas komplett anderes verkörperte als die Päpste zuvor. Meine Chefs fragten mich also: Aber entschuldige, warum gehst du zurück nach Mexiko? Du sprichst Italienisch, kennst den Vatikan und jetzt wurde auch noch ein unglaublicher Papst gewählt."

Für Alazraki begannen Jahre, die sie rückblickend historisch nennt. Die Bilder der Reisen, über die sie berichtete, gingen tatsächlich in die Geschichte ein: Papst Johannes Paul in Indien, wo er Mutter Teresa traf. Oder in Südafrika, wo er Nelson Mandela traf. Oder in Kuba an der Seite von Fidel Castro. Oder an der Klagemauer in Jerusalem. "Die ersten zehn Jahre war es wie hinter einem Mann herzugehen, der Geschichte schrieb", sagt Alazraki.

Mit den Päpsten veränderten sich auch die Reisen. Johannes Paul II. reiste lang und viel, ließ es zu, eine menschliche Beziehung zu den Journalisten aufzubauen. "Wenn bei der Ankunft an einem Flughafen irgendein lateinamerikanischer Diktator anfing, für eine halbe Stunde seine demagogischen Reden zu halten, hat er uns immer angeguckt - wie, um uns zu sagen: Was müssen wir aushalten! Wir waren Komplizen."

Der Stress hat zugenommen

Benedikt XVI. sei schüchterner gewesen. "Die Beziehung zu uns beschränkte sich im Flugzeug auf die Pressekonferenzen." Benedikt habe sich auch anders als Johannes Paul II. oder Franziskus immer strikt an die vorbereiteten Redetexte gehalten. "Bei Franziskus muss man sehr aufmerksam sein, weil die interessantesten Sachen meist die sind, die er improvisiert", sagt Alazraki.

Doch nicht nur die Päpste machen den Unterschied: Mit Smartphones und Laptops habe der Stress auch für Reporter zugenommen. "Ohne Handys war alles langsamer und es gab mehr Freiraum", sagt Alazraki. Auch die strengeren Sicherheitsvorkehrungen hätten die Reisen verändert. Früher hätten die Journalisten bei einer Predigt quasi unter dem Altar hocken können. So nah kommt man mittlerweile nicht mehr an den Papst ran.

Jede Reise ist anders

Im Papst-Tross ist man stattdessen dem Protokoll und einem strengen Zeitplan unterworfen. "Es ist alles, aber keine touristische Reise." Von dem Land selbst sehe man nicht viel. "Wir leben praktisch zwischen Flughäfen, Pressesälen, den Stadien oder anderen Orten, wo der Papst die Messe feiert. Wir sind wie ein kleines Päckchen, in dem Sinne, dass wir immer hinter ihm herrennen müssen."

Doch wird das Reisen mit den Päpsten nicht auch irgendwann langweilig? Jede Reise sei anders, sagt Alazraki. «Und die Reisen hängen nicht immer nur vom Papst ab, sondern von der Situation des Landes und der Situation der Kirche in diesem Moment.» Als Johannes Paul II. 1987 nach Chile fuhr, sei das Land «super katholisch» gewesen. «Als wir mit Franziskus zurückgekehrt sind, haben wir ein komplett anderes Chile erlebt.» Die dortige Kirche steckt in einer tiefen Vertrauenskrise nach dem Missbrauchsskandal. Im Vergleich dazu sei die Reise nach Panama eine einfache für Papst Franziskus, meint Alazraki. Und sie freue sich schon auf die Reise, die danach kommt: die Vereinigten Arabischen Emirate. Dort war noch kein Papst vor Franziskus - und Alazraki natürlich auch nicht.

Siehe auch (URL): Vatikan zu Auslandsreisen von Papst Franziskus