Erfurt. Nach jahrelangem Streit um die Nutzung des Possenwaldes wurde nun ein Kompromiss gefunden. Umweltverbände begrüßen das Ergebnis.

Vier große Umweltverbände haben den Kompromiss zur Nutzung des Nordthüringer Possenwaldes begrüßt. Der nach jahrelangem Streit innerhalb der Landesregierung gefundene Kompromiss berücksichtige die Interessen der ganzen Region, erklärten am Mittwoch der Naturschutzbund (Nabu), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der World Wild Fund for Nature (WWF) und die Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) gemeinsam in Erfurt.

Landwirtschaftsministerin Birgit Keller (Linke) und Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) hatten sich vergangene Woche darauf geeinigt, 1.000 Hektar des Possen als künftige Wildnis nicht mehr forstlich zu nutzen. 500 Hektar bilden zudem einen naturnahen Erholungswald und 1.500 Hektar bleiben dem Forst.

Ein Rückzugsort für zahlreiche Arten

Wichtig sei nun, dass die Region vom Wald profitiert, hieß es. "Dabei steht auch die Landesregierung in der Pflicht, das Waldprojekt zu veredeln und Angebote für Besucher zu schaffen, den Wald zu erleben", sagte Thüringens BUND-Landesgeschäftsführer, Burkhard Vogel. Der Possenwald bilde im Biotopverbund mit dem Nationalpark Hainich und dem Wildnisgebiet Hohe Schrecke für zahlreiche Arten, die auf naturbelassene Waldgebiete angewiesen seien, ein bedeutenderes Refugium. "Der Possen ist ein enorm wichtiger Trittstein für einen Urwaldpfad, den wir quer durch Thüringen anbieten wollen", wies Albert Wotke vom WWF zudem mit Blick auf die Bedeutung für den naturnahen Tourismus hin.

Der Possen besteht den Angaben zufolge vorwiegend aus dem sogenannten Waldmeister-Buchenwald. Ohne menschlichen Einfluss wären über 85 Prozent der Fläche Deutschlands mit diesen Buchenwäldern bedeckt. Heute sei nur ein kleiner Bruchteil (3,8 Prozent) der ursprünglichen Fläche übrig - "alles andere ist verbaut, landwirtschaftliche Fläche oder Fichtenforst", sagte ZGF-Wildnisreferent Manuel Schweiger.

Der beste Schutz für diese Wälder sei, wenn man dort auf forstwirtschaftliche Nutzung verzichte. Doch nur 0,15 Prozent der noch verbliebenen Wälder seien überhaupt in irgendeiner Art geschützt. "Angesichts der internationalen Verpflichtung für unsere Buchenwälder und des Artensterbens ist dieser Schutz im Promillebereich verantwortungslos. Die neu geschaffene Waldwildnis im Possen ist deshalb von großer Bedeutung weit über die Landesgrenzen hinaus", sagte Schweiger weiter. Umweltministerium, die Bürgerinitiative "ProKyffhäuserWald" und die Naturschutzverbände hatten ursprünglich 2.500 Hektar Waldwildnis gefordert. (epd)