Berlin/Stuttgart. Wer Übernachtungsbesuch bekommt, muss seinen Gästen nicht Hotelkomfort bieten. Aber Gastfreundschaft bedeutet, sich ein wenig Mühe zu machen.

Wer regelmäßig Besuch hat, weiß, wie herausfordernd es sein kann, ein guter Gastgeber zu sein. Vor allem, wenn die Gäste über Nacht bleiben oder gar für mehrere Tage. Zwar erwarten Familie und Freunde keinen Hotelstandard. Sich als Gastgeber ein Stück weit daran zu orientieren, sei dennoch ratsam, findet die Kommunikationsberaterin Tosca Freifrau von Korff: "Die Betten etwa sollten bereits bezogen sein. Auch eine kleine Aufmerksamkeit wie eine handgeschriebene Karte mit Willkommensgruß vermittelt Wertschätzung."

Auf dem Nachttisch könnten eine Flasche Mineralwasser, ein Glas und vielleicht eine kleine Nascherei stehen. "Auch frische Blumen tragen zur Wohlfühlatmosphäre bei", ergänzt Agnes Anna Jarosch, Leiterin des Deutschen Knigge-Rats in Stuttgart. Diese sollten jedoch möglichst nicht stark durften, denn da sind die Geschmäcker verschieden. Ebenso wichtig sei es, Platz zu schaffen. Selbst eigene Familienmitglieder, die kurz zu Besuch sind, sollten nicht aus dem Koffer leben müssen. "Im Gästezimmer ein oder zwei Schubladenfächer freizuräumen, ist das Mindeste", rät von Korff.

Persönliche Gegenstände gehören weitestgehend weggeräumt. "Dazu zählen auch Kuscheltiere", betont Jarosch. Im Badezimmer, das gründlich geputzt wurde, sollte ebenfalls etwas Platz geschaffen werden, damit der Besuch Kulturbeutel und Handtücher ablegen kann.

Mahlzeit oder ein Snack sollten bereitstehen

Und damit er sich schon von der ersten Sekunde an wohlfühlt, wird für dessen Ankunft auch kulinarisch etwas vorbereitet. "Nicht selten hat man eine lange Anreise und trifft durstig und hungrig ein. Eine Mahlzeit oder zumindest ein Snack sollten bereitstehen", empfiehlt von Korff. Nach der kleinen Stärkung bietet sich - zumindest für Besucher, die das erste Mal kommen - eine Führung durch das Haus oder die Wohnung an.

"Hier kann der Gastgeber gerne Regie führen und Orientierung geben, indem er zeigt, wo sich welcher Raum befindet, wo die Garderobe abgelegt werden kann und Platz für das Gepäck ist oder sich der Tee befindet, sollte man sich einen aufbrühen wollen", zählt Jarosch auf.

Wie stark der Besuch dann während des weiteren Aufenthalts umsorgt werden sollte, hängt davon ab, wer angereist ist: "Freunde gleichen Alters können beim Tischdecken oder Kochen eingeplant werden. Großeltern sollte man eher umsorgen, um ihnen das zurückzugeben, was man früher in der Kindheit von ihnen an Gastfreundschaft erfahren hat", sagt von Korff.

Auch der Besuch hat sich anzupassen

Um Ärgernisse zu vermeiden, sei eine klare Kommunikation im Vorfeld wichtig. "Man sollte offen die Standards ansprechen", empfiehlt Knigge-Expertin Jarosch: "Wie wird das Gästebett beschaffen sein? Sind genügend Handtücher vorrätig? Muss ein Schlafsack mitgebracht werden? Dann passt auch die Erwartungshaltung." Auch eventuelle Nahrungsmittelallergien können vorab abgefragt werden. "Schön ist es im Übrigen auch, dem Besuch mitzuteilen, wie er am besten anreist und wo er einen Parkplatz findet", ergänzt von Korff.

Zu Unstimmigkeiten führt nicht selten auch die Frage, wie häufig die Gäste zum Beispiel bei Ausflügen begleitet werden müssen. "Hier hilft Ehrlichkeit", betont von Korff. "Ich empfehle, im Vorfeld zu eruieren, welche Pläne der Besuch hat und ob er eine Begleitung wünscht, und ebenso zu kommunizieren, an welchem Abend man Zeit hat, beispielsweise für einen gemeinsamen Restaurantbesuch, und wann nicht."

Aber Gastgeber sollten immer im Hinterkopf behalten, dass auch der Besuch sich anzupassen hat. In seinem bekanntesten Werk "Über den Umgang mit Menschen" hat Adolph Freiherr Knigge (1752-1796) schon erläutert, dass der Gast sich nach den Sitten des Hauses zu richten habe, erklärt von Korff. Dazu gehöre etwa, nicht nach Stoffservietten zu fragen, wenn es Papierservietten gibt. "Ein solcher Besuch ist ein Geben und Nehmen." (dpa)