Monument Valle. Wie leben heute die Indianer im Westen der USA? Touristen können das auf eigene Faust erkunden. Ein Besuch bei Navajo, Hualapai und Hopi.

Die ersten Sonnenstrahlen verwandeln aufragende Schatten in rot glühende Sandsteinfelsen, die wie Nadeln in den Himmel ragen. Der Tag erwacht im Monument Valley Navajo Tribal Park, der sich von Arizona bis Utah erstreckt. Einige Touristen sind schon wach und genießen das morgendliche Schauspiel inmitten einer der berühmtesten Landschaften der USA.

Ungefähr so groß wie Bayern

Harry Nez trägt einen Cowboyhut und blickt in die aufgehende Sonne: "Ich genieße dieses Wunder fast jeden Morgen." Langsam dreht er sich um die eigene Achse und sagt: "Das alles gehört meinem Volk." Nez meint nicht nur Monument Valley, sondern die gesamte Navajo Nation Reservation. Das Indianerreservat ist ungefähr so groß wie Bayern.

Amerikas Westen auf den Spuren der Indianer
Amerikas Westen auf den Spuren der Indianer" von Bernd Kubisch vom 29. August 2017: Eine Rundreise durch den Westen der USA ab Las Vegas mit Höhepunkten wie Grand Canyon und Monument

Hinweisschilder am Straßenrand informieren Touristen darüber, dass sie sich in einem Reservat befinden. Gut 300 Indian Reservations gibt es zwischen Kalifornien und Florida. Sie sind natürlich nicht umzäunt. Alle Native Americans, Nachfahren der Ureinwohner, haben einen US-Pass. Sie sprechen selbstverständlich Englisch und können leben, wo sie wollen. Längst nicht alle der knapp 350 000 Navajo, die sich Diné nennen, leben im Reservat.

Gut dreistündige Tour

Harry Nez nimmt für die gut dreistündige Tour im Geländewagen auf teils versteckten Wegen 90 Dollar. Nicht ganz günstig, aber dennoch ein unvergleichliches Erlebnis. Zwei Kilometer weiter grasen Schafe vor einer steilen Felswand. In einem sogenannten Hogan empfängt eine Navajo-Frau mit ihrem 18 Monate alten Sohn Lonni im Schoß die Gäste. Der Kuppelbau ist fensterlos, errichtet aus Baumstämmen und Lehm, mit Sandboden, Eingang in Richtung Sonnenaufgang. Die wenigsten der Navajo leben noch in solchen traditionellen Häusern.

Eula, Ende 20, sitzt zwischen Gemälden, Fotos, Wandteppichen, Pfeilspitzen und Schmuckstücken, die auch zu kaufen sind. "Der Tourismus hilft uns. Etliche Besucher sind einfühlsam, wissen, was unseren Vorfahren angetan wurde", sagt die junge Frau.

Monument Valley ist ein Höhepunkt auf einer Reise durch den Westen der USA. Knapp 650 Kilometer sind es von hier nach Las Vegas, in die Glitzermetropole in Nevada, wo die Reise begann. Das war vor 13 Tagen. Der Besuch bei sechs Indianervölkern steht im Programm.

Colorado River und Black Canyon

Wer von Las Vegas aus aufbricht, für den wird es schon nach knapp einer Stunde aufregend: Die Straße schlängelt sich an Colorado River und Black Canyon entlang und überquert den Hoover Dam. Unten glitzert der große Stausee in der Sonne. Weiter durch Arizona, auf dem Highway durch die Steppe bis zur legendären Route 66.

Peach Springs hatte schon lebhaftere Zeiten. Es ist der Hauptort des kleinen Stammes der Hualapai. Knapp 2000 Ureinwohner leben zwischen Grasland, Wäldern und Grand Canyon. "Wir zahlen keine Pacht oder Miete auf unserem Land", sagt Lyndee Hornell. Sie arbeitet im touristenfreundlichen Kulturdepartment des Stammes.

Amerikas Westen auf den Spuren der Indianer

Hogan im Monument Valley Navajo Tribal Park: In den traditionellen Behausungen der Navajo leben nur noch ganz wenige Menschen - die meisten führen ein modernes Leben.
Hogan im Monument Valley Navajo Tribal Park: In den traditionellen Behausungen der Navajo leben nur noch ganz wenige Menschen - die meisten führen ein modernes Leben.
 Folklore gehört dazu: An Sommerabenden tanzen Indianer verschiedener Stämme gemeinsam auf dem Courthouse Square in Gallup für Besucher.
Folklore gehört dazu: An Sommerabenden tanzen Indianer verschiedener Stämme gemeinsam auf dem Courthouse Square in Gallup für Besucher.
Durch das Auge scheint der Himmel: ein Adlerkopf, geformt aus Felsen, im Monument Valley.
Durch das Auge scheint der Himmel: ein Adlerkopf, geformt aus Felsen, im Monument Valley.
Der Grand Canyon Skywalk bietet spektakuläre Ausblicke. Die Attraktion gehört dem Stamm der Hualapai.
Der Grand Canyon Skywalk bietet spektakuläre Ausblicke. Die Attraktion gehört dem Stamm der Hualapai.
Eine Acoma-Frau in Gallup trägt traditionellen Schmuck. Die Stadt in New Mexico ist bei Touristen beliebt.
Eine Acoma-Frau in Gallup trägt traditionellen Schmuck. Die Stadt in New Mexico ist bei Touristen beliebt.
Der Navajo Harry Nez arbeitet als Reiseführer im Monument Valley.
Der Navajo Harry Nez arbeitet als Reiseführer im Monument Valley.
Dancing Eagle Casino im Acoma-Reservat: Viele der Glücksspieltempel gehören den Native Americans.
Dancing Eagle Casino im Acoma-Reservat: Viele der Glücksspieltempel gehören den Native Americans.
Schlichte Eleganz: Galeristin Marilyn Fredericks vom Volk der Hopi in der Galerie ihrer Schwester.
Schlichte Eleganz: Galeristin Marilyn Fredericks vom Volk der Hopi in der Galerie ihrer Schwester.
 Ikonisches Amerika-Bild und beliebtes Fotomotiv: Monument Valley mit West Mitten Butte und East Mitten Butte.
Ikonisches Amerika-Bild und beliebtes Fotomotiv: Monument Valley mit West Mitten Butte und East Mitten Butte.
Navajo-Frau Eula sitzt zwischen Kunsthandwerk in einem traditionellen Hogan - Touristen können die Produkte kaufen.
Navajo-Frau Eula sitzt zwischen Kunsthandwerk in einem traditionellen Hogan - Touristen können die Produkte kaufen.
Blick vom Rand des Abgrunds: Der Spider Rock im Canyon de Chelly.
Blick vom Rand des Abgrunds: Der Spider Rock im Canyon de Chelly.
Höhepunkt auf dem Weg von Flagstaff nach Tuba City: die historische Stätte Wupatki, aus Sandsteinblöcken im 12. und 13. Jahrhundert erbaut.
Höhepunkt auf dem Weg von Flagstaff nach Tuba City: die historische Stätte Wupatki, aus Sandsteinblöcken im 12. und 13. Jahrhundert erbaut.
 Indian Market mit Indianerkunst in Gallup. Zwei Stunden südlich der Stadt leben die Acoma.
Indian Market mit Indianerkunst in Gallup. Zwei Stunden südlich der Stadt leben die Acoma.
Erstes Highlight, wenn man Las Vegas hinter sich gelassen hat: der Hoover Dam an der Grenze zwischen Nevada und Arizona.
Erstes Highlight, wenn man Las Vegas hinter sich gelassen hat: der Hoover Dam an der Grenze zwischen Nevada und Arizona.
Touristenshops mit Polizei-Oldi für Nostalgiker: In Kingman soll der Mythos Route 66 weiterleben.
Touristenshops mit Polizei-Oldi für Nostalgiker: In Kingman soll der Mythos Route 66 weiterleben.
Nach einem spirituellen Fest in Kykotsmovi im Hopi-Land ist auf Anfrage das Fotografieren ausnahmsweise erlaubt - sonst sollte man nicht einfach Bilder machen.
Nach einem spirituellen Fest in Kykotsmovi im Hopi-Land ist auf Anfrage das Fotografieren ausnahmsweise erlaubt - sonst sollte man nicht einfach Bilder machen.
 Stolz: Lyndee Hornell (r) und Kollege Bennett Wakayuta mit dem Siegel des Hualapai-Stammes in Peach Springs.
Stolz: Lyndee Hornell (r) und Kollege Bennett Wakayuta mit dem Siegel des Hualapai-Stammes in Peach Springs.
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Vor dem Walapai Market trinken junge Leute Cola und Kaffee. Alkohol wird in den meisten Reservaten nicht verkauft. Weiter im Osten, in Flagstaff, füllen auch die Native Americans Bier und Whiskey in den Kofferraum. Getrunken wird in den eigenen vier Wänden. Vielerorts sind Arbeitslosigkeit, auch Drogen- und Alkoholsucht verbreitet.

Bauweise auf dem Land meist schlicht

Arizona hat viel Brachland, einsame Landstraßen, Weiden und Farmen. Die Bauweise auf dem Land ist meist schlicht. Zwischen Flagstaff und der Navajo-Gemeinde Tuba City endlich ein architektonisches Highlight: Wupatki und weitere historische Ruinen. Aus flachen Sandsteinblöcken haben hier im 12. und 13. Jahrhundert Anazasi und Sinagua sogar mehrstöckige Häuser und heiligen Stätten gebaut. Heute noch ragen Mauern und hohe Fassaden aus der kargen Landschaft und erinnern an die Baukunst dieser inzwischen verschwundenen Völker.

Danach folgt der Stopp bei den Diné und Harry Nez. Weiter geht die Fahrt über wenig befahrene Straßen in Richtung Osten - zu den Hopi.

Die drei Mesa (Tafelberge) überragen das kleine Reservat, das komplett von Navajo-Land umschlossen wird. Ein paar Häuser sind noch im traditionellen Pueblo-Stil mit zwei, drei Stockwerken gebaut. "Wir sind ein kleines Volk der großen Künstler", sagt Marilyn Fredericks in der Galerie Hopi Fine Arts ihrer Schwester Evelyn. Ihre Familie beherrscht noch die traditionelle Sprache der Hopi.

Restaurants, Hotels und Shops der Ureinwohner

Gallup in New Mexico wirbt schon lange erfolgreich um Touristen. Die freuen sich über die kleine Altstadt, indianische Wandmalereien sowie viele Restaurants, Hotels und Shops der Ureinwohner. Das Kasino ist ein Schmelztiegel: Man sieht Indianer, Weiße, Schwarze, Latinos und ausländische Touristen. Keine zwei Stunden entfernt bietet der kleine Stamm der Acoma Kontrastprogramm: ein Kasino an der Autobahn und ein paar Kilometer entfernt ein traditionelles Pueblo-Dorf mit Museum und Kunstwerkstätten. Zugang nur mit Führer.

Das kleine Reservat der Zuni, ein Volk der Schmuckmacher, Flechter und Maler, liegt eine Autostunde südlich von Gallup. Im Ort Zuni Pueblo zeugen große Gemälde in kräftigen Farben auf Wänden und Mauern von Göttern, Helden, Tieren und Riten.

Auf dem Highway 15 geht es von Norden kommend zurück nach Las Vegas. In der Show- und Glückspielstadt warten wieder die Vergnügungen, die sich in jedem Reiseführer finden lassen. (dpa)

>>> Info-Kasten: Rundreise auf den Spuren der Indianer

  • Anreise: Ausgangspunkte und Ziel der Reise im Westen der USA ist Las Vegas in Nevada. Flüge ab Deutschland gibt es mit einem Zwischenstopp etwa an der US-Ostküste.
  • Reisezeit: Am besten von Frühjahr bis Herbst. Im Winter droht Schnee und Eis auf gebirgigen Straßen.
  • Einreise: Deutsche Urlauber brauchen kein Visum, müssen sich unter https://esta.cbp.dhs.gov aber eine elektronische Einreiseerlaubnis (Esta) besorgen. Sie kostet 14 US-Dollar und gilt zwei Jahre lang.
  • Informationen: Arizona Office of Tourism c/o Kaus Media Services, Luisenstr. 4, 30159 Hannover (Tel.: 0511/899890-0, E-Mail: info@kaus.net).