Essen. . Rio 2016 ist vorbei, 2024 verspielt. Dennoch sollte sich das Ruhrgebiet wieder um Olympische Spiele bewerben, finden viele Menschen im Revier.

Die jüngsten Erfahrungen mit Bewerbungen für die Olympischen Spiele sind schmerzhaft gewesen. Die Kandidatur für die Winterspiele 2022 in München und die Sommerspiele 2024 in Hamburg scheiterten jeweils am Bürgerwillen. Von einem neuen Anlauf hält man dort nichts - das Ruhrgebiet und auch die wahrscheinliche neue NRW-Regierung sehen das anders: Nach einer Umfrage ist eine deutliche Mehrheit der Menschen im Pott für eine Olympia-Bewerbung, auch die Folgen eines solchen visionären Sport-Großprojektes sehen die meisten demnach eher positiv. Vor allem junge Leute aus dem Ruhrgebiet würden eine Kandidatur unterstützen, wie die Umfrage zeigt, die die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ) in Auftrag gegeben hat.

Demnach würden 68 Prozent der befragten Menschen im Ruhrgebiet Olympische Spiele in ihrer Heimat befürworten. Am deutlichsten sprechen sich im Ruhrgebiet junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren für Olympia aus.

Paris und Los Angeles erhalten die Zuschläge

Allerdings dürfte der Zug für die Spiele 2028 bereits abgefahren sein: Denn die Olympischen Spiele 2024 und 2028 sollen gleichzeitig an die Bewerber Paris und Los Angeles vergeben werden. Diesen Vorschlag hat jüngst die Spitze des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Lausanne gemacht, Mitte Juli entscheiden alle IOC-Mitglieder darüber. Wer den Zuschlag für die Spiele 2024 bekommt, entscheidet dann das IOC am 13. September in Lima (Peru).

Laut WAZ-Umfrage von Mittwoch würden sich die meisten Menschen im größten Ballungsraum Deutschlands auch beim Blick auf die möglichen finanziellen Folgen von Olympischen Spielen im "Revier" wenige Sorgen. Mehr als jeder Zweite (52 Prozent) rechnet mit finanziellen Vorteilen, 37 Prozent gehen dagegen davon aus, dass Olympische Spiele dem Ruhrgebiet finanziell eher schaden würden. Das Interesse an Olympia im Fernsehen ist hingegen ausgeglichen: Jeder Zweite würde laut Umfrage nicht einschalten, wenn die Wettkämpfe im TV übertragen werden.

Hoffnung auf neue Arbeitsplätze

Unabhängig davon rechnen laut Umfrage aber 80 Prozent der Befragten damit, dass das "Ansehen in der Welt" für die Region zwischen Wesel und Hamm besser würde. Noch stärker ist die Zustimmung bei der Frage, ob der Tourismus Vorteile hätte (89 Prozent). Vor allem Arbeitsplätze erhoffen sich die meisten (74 Prozent) in der ehemals wichtigen Stahl- und Kohleregion, während sie bei Mieten eher von schlechten Folgen ausgehen (68 Prozent).

Vorreiter einer dennoch umstrittenen Bewerbung ist Sportvermarkter Michael Mronz. Er hielt bislang eine Bewerbung im Jahr 2028 für umsetzbar und sprach stets von einer "Rhein-Ruhr Olympic City"-Kandidatur. Die weitaus meisten Sportstätten seien bereits vorhanden, die Sportarten könnten sich vor einer gigantischen Kulisse präsentieren, argumentierte Mronz.

Hamburger Teilnahme scheiterte an den Bürgern

München als Gastgeber für das olympische Winterfestival 2022 hatten die Bürger der vier betroffenen bayerischen Gemeinden 2014 bereits abgelehnt. Zuvor war schon die Bewerbung von München/Garmisch-Partenkirchen für 2018 (nun in Pyeongchang/Südkorea) gescheitert. In Hamburg entschieden sich die Menschen 2015 dagegen, überhaupt den Hut für die Sommerspiele 2024 in den Ring zu werfen. (dpa)