Essen. Tradition und Brauchtum haben Mecklenburg-Vorpommern zu dem gemacht, was es ist: Ein Land zwischen Strandkörben, Gutshäusern und Hansestädten.

Glitzernde Splitter, ein helles Surren und viel Fingerspitzengefühl. Mit jedem Stück des goldbraunen Steines, das Henning Schröder an seine Schleifmaschine hält, lebt ein Stück mecklenburgische Tradition weiter. Dem bundesweit letzten aktiven Bernstein-Drechsler-Meister können Urlauber im Deutschen Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten über die Schulter schauen. Die Bernsteinstadt ist einer der Orte in Mecklenburg-Vorpommern, der Kultur bewahrt und Identität vermittelt. Eine Identität, die bis heute eine wichtige Zutat des Geheimrezepts von Deutschlands Urlaubsland Nummer Eins ist. Deshalb stellt „Meck-Pomm“ 2017 alles rund um Tradition und Brauchtum in den Mittelpunkt: vom Handwerk über gelebte Bräuche und das Landleben bis hin zu maritimen Traditionen und kulinarischen Spezialitäten.

Der erste Strandkorb und das erste Seebad

Dicht an dicht reihen sich im Sommer unterhalb der Kühlungsborner Flaniermeile Urlauber, jeder in einer kleinen privaten Sonnenoase aus Flechtwerk. Was für den gewöhnlichen Deutschen ein gewöhnlicher Anblick, ist eine Erfolgsgeschichte, die 1882 ihren Anfang nahm. Damals fertigte der Hofkorbmachermeister Wilhelm Bartelmann in Rostock den ersten Strandkorb an. So schnell wie sich der Strandkorb verbreitete, so schnell erfreute sich auch die Sommerfrische großer Beliebtheit. Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin gründete 1793 in Heiligendamm das erste deutsche Seebad, bald entstanden entlang der gesamten Ostseeküste prachtvolle Gebäude im Stil der Bäderarchitektur. So können Gäste heute durch strahlend weiße Urlaubsorte flanieren und auf der Insel Usedom sogar die älteste noch bestehende Strandkorbmanufaktur der Welt besuchen.

A propos Handwerk: Auch Bootsbauer Jens Lochmann ist so einer, der nicht nur Gäste in seinen hölzernen Fischerjollen über den Bodden von Fischland-Darß-Zingst schippert, sondern den Bootsbau nach alter Praxis fortführt. Wenn er in seinem Schuppen in Althagen Besucher empfängt, hämmert, schleift und werkelt er an den Zeesbooten. Mehr als 500 Jahre setzten Fischer an den Haff- und Boddenregionen auf die tiefbraun schimmernden Jollen. Und unterwegs Erlebtes findet sich an den kunstvoll verzierten Türen der mit Schilfrohr bedeckten Fischerkaten wieder.

Malerische Parkanlagen und Herrenhäusern

Ganz anders residierte der Adel: Mecklenburg-Vorpommern hat Platz, viel Platz. So finden sich zwischen Ostsee und Seenplatte mehr als 2000 Schlösser, Guts- und Herrenhäuser, von denen viele im Rahmen der Mittsommer-Remise zur Landpartie laden. Klassische Klänge mit Schlosskulisse, Abendsonne beim Spaziergang durch malerische Parkanlagen, Gespräche mit Gutshausbesitzern bei einem Glas Wein am Lagerfeuer – so lässt sich der Sommer genießen.

Neben den herrschaftlichen Residenzen prägt außerhalb der Städte auch die Landwirtschaft die Region. Und fast jeder Hof in Mecklenburg-Vorpommern verkauft in seinem eigenen kleinen Lädchen Speck, Eier, Ziegenkäse oder naturtrüben Apfelsaft. Nahezu alles, was hier im Norden auf dem Tisch landet, kommt aus dem Meer und aus den Seen, von Feldern, Wiesen und Weiden der Umgebung. Die besondere Lage am Wasser, der viele Wind und nahrhafte Boden haben schmackhafte Delikatessen hervorgebracht. Sanddorn zum Beispiel. Als leicht bittere, nicht minder leckere Früchtchen finden sie sich heute in Saftform, als Marmelade oder Heilmittel in vielen Restaurants und Wellness-Oasen wieder. Vom sogenannten Gold des Nordens zum Gold des Meeres: In Ahlbeck, wo früher jeden Morgen Hunderte kleine Boote ins Wasser gezogen und nach dem Anlanden die Fänge gepult wurden, ist Uwe Krüger heute einer der letzten Strandfischer auf Usedom. In seiner Fischerhütte gibt es alles, was aus dem Meer kommt und lecker ist – ob herzhaft geräuchert, klassisch am Stück oder fein filetiert.

In Wismar hört man die Geschichte in allen Ecken

Das Meer in der Nase haben auch Urlauber, die sich auf dem Ostseeküsten-Radweg in den Sattel schwingen. Ein guter Startpunkt ist die charmante Hansestadt Wismar. Hier flaniert man über blank geschliffenes Kopfsteinpflaster, während aus allen Ecken die Geschichte wispert: der Marktplatz mit der berühmten Wasserkunst, das klassizistische Rathaus, der alte Hafen und Meisterwerke der Backsteingotik – schnell wird klar, warum die Altstadt zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurde.

Die Hansestadt Wismar und ihr Alter Hafen.
Die Hansestadt Wismar und ihr Alter Hafen. © dpa | Jens Büttner

Das hat Wismar übrigens mit Stralsund gemeinsam, wo üppige Kaufmannshäuser von Bürgerstolz und Handelsmacht sprechen. Die Hafenstadt setzt vor allem auf maritime Highlights – von der großen Meeresausstellung Ozeaneum über urige Hafenkneipen und das Segelschiff Gorch Fock bis hin zu traditionellen Regatten wird vieles geboten. Weiter geht es nach Greifswald, in die Heimat des großen Malers Caspar David Friedrich. Ein Bildweg führt auf den Spuren des Meisters bis zum Greifswalder Museumshafen, der mit seinen 50 historischen Schiffen in Deutschland unübertroffen ist.

Rostock war schon immer Hafen für Seefahrer, Fischer und Abenteurer

Maritimes Großstadtflair, Backsteingotik und Strand vereint auch Rostock mit Warnemünde. In der alten Hansestadt erinnern Zeitzeugen wie die Astronomische Uhr von 1472, die Backsteinbauten, Kaufmannsspeicher und engen Gassen sowie die älteste Universität Nordeuropas von 1419 an den Reichtum des Mittelalters. Das Seebad war von jeher Hafen für Seefahrer, Fischer und Abenteurer und noch heute liegen hier große Kreuzfahrtschiffe neben idyllischen Kapitänshäusern und alten Fischkuttern vor Anker. Anfang Juli wird dann die Warnemünder Woche, Treffpunkt der Segelelite, mit dem traditionellen Festumzug „Niege Ümgang“ an Land eröffnet. Trachtengruppen, Shantys und historische Persönlichkeiten lassen das maritime Erbe hochleben, bevor Rostock und Warnemünde schon ein paar Wochen später zur Hanse Sail einladen.

Der Veranstaltungskalender in Mecklenburg-Vorpommern ist ohnehin gut bestückt: Vom traditionellen Tonnenabschlagen auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst bis zur historischen Schleppjagd „Usedom Cross Country“ lassen die Menschen im Urlaubsland Tradition und Brauchtum hochleben.

>>>Infos rund um Mecklenburg-Vorpommern

■Anreise: Mit Auto oder Bahn (www.bahn.de), oder mit Eurowings (www.eurowings.com) ab Düsseldorf auf die Insel Usedom.
■Übernachtung: Unterkünfte und Pauschalreisen sind über den Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. buchbar.

■Veranstaltungen: Mittsommer-Remise, 24./25. Juni (www.mittsommer-remise.de), Hanse Sail, 10.-13. August (www.hansesail.com),
Warnemünder Woche, 1.-9. Juli (www.warnemuender-woche.de), Tonnenabschlagen, auf dem Darß z.B. 6. August (www.fischland-darss-zingst.de), Usedom Cross Country, 8.-10. September (www.usedomcrosscountry.de)

■Ausflugstipps: Strandkorbfabrik Heringsdorf (www.strandkorbfabrik-heringsdorf.de), Deutsches Bernsteinmuseum (www.deutsches-bernsteinmuseum.de), Bootsbauer Jens Lochmann (www.alteboote.de), Fischerhütte Uwe Krüger (www.uwes-fischerhuette.de)

■Kontakt: Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e.V., 0381/4 03 05 00, www.auf-nach-mv.de