2017 ist das Jahr des nachhaltigen Tourismus. Der Robinson Club Cala Serena hat damit schon begonnen. Nicht allen Touristen gefällt das.

Vorsichtig schiebt der technische Leiter Miguel Galmés Schwarz im Robinson Club Cala Serena auf Mallorca den Schlüssel ins Türschloss. Hinter der Tür befindet sich das, worauf er besonders stolz ist: die neue Meerwasserentsalzungsanlage. Wir befinden uns im Untergeschoss des Haupthauses der 125 000 Quadratmeter großen Clubanlage. Über mehrere Eingänge gelangt man in diesen Hoteltrakt. Vorbei an der Solaranlage führt die Einfahrt der Anlieferer hinunter in die Technikzentrale. Am Ende sind durch ein Fenster die Pellets der Biomasseanlage zu sehen. Auf der anderen Seite kommt man vorbei an der Mitarbeiterkantine und der hoteleigenen Wäscherei. Wir warten darauf, dass Miguel den Schlüssel umdreht.

Der Einblick, den wir bekommen, ist faszinierend. Vor uns offenbart sich ein Labyrinth aus Armaturen, Leitungen, Kesseln und Computersystemen, die allesamt dafür sorgen, dass der Club eigenes Wasser in Trinkwasserqualität hat. Doch das ist nur die eine Geschichte. Hinter der neuen Entsalzungs- und Osmoseanlage steckt das andauernde Streben, nachhaltigen Tourismus auch in größeren Hotelanlagen zu ermöglichen. Robinson möchte mit seiner Form des modernen Tourismus als Vorbild vorangehen. „Wir möchten, dass die Gäste denken: die haben es verdient, dass wir hier noch einmal buchen“, erklärt Regionaldirektor Holger Reinshagen durchaus ein wenig stolz.

Nachhaltig urlauben oder sündigen

Auf einer der Wanderungen zur nahe gelegenen, von Felsen eingerahmten Bucht Cala Sa Nau diskutieren die Gäste. Das Wort Nachhaltigkeit stößt nicht auf direktes Wohlwollen. Urlaub ist ja auch eine Zeit des Sündigens, des Überschwalls und des Füßehochlegens. Und Nachhaltigkeit ist ein Begriff ohne genauere Definition. Zudem überproportional benutzt. „Ich benutze alles und davon viel, ich habe es ja auch bezahlt“, schildert Sabine aus Lüneburg. Dennoch will auch sie schließlich wissen: „Was ist denn überhaupt nachhaltiger Tourismus? Irgendwie ist das ja doch wichtig.“

Angelika Koch, Club Training Managerin, veranschaulicht den Begriff während des wöchentlichen Clubrundgangs. Dort zeigt sie zum Beispiel die Küche und erklärt, welche Produkte regional und saisonal bezogen werden. Sie erzählt auch etwas über die Lärmdämmung und die Abfallreduktion zum Schutz der Umwelt. Sie zeigt, dass die Wäschereien durch die Benutzung von Ozon (eine besondere Form des Sauerstoffs, die bei Oxidation Gerüche, Bakterien und ähnliches aufspaltet) Wasserverbrauch, Waschzyklen, Wassertemperatur und Materialabnutzung verringern. Im Kunstatelier werden alte Kartons als Bildverpackungen benutzt. Kaffeesatz kommt in den Kompost. Butter und Marmelade sind nicht einzeln verpackt. Auf den Zimmern und in der Anlage sind WC-Wasser-Spartasten und High-Tech-Wasserhähne installiert, der Handtuchaustausch auf Gästewunsch versteht sich von selbst. Und in dem neuesten Gebäude springt die Klimaanlage nur an, wenn alle Türen zu sind...

Auch die Mitarbeiter lernen, sich nachhaltiger zu verhalten

Die Liste der vielen kleinen Veränderungen ließe sich noch ein wenig fortsetzen. „Es sind vor allem die Erlebnisse, die hängen bleiben und weitererzählt werden,“ sagt Angelika Koch. Aktionen wie der „Internationale Beach Clean-Up Day“ und eine wöchentliche Umweltmaßnahme im Sommer, bei der die sogenannten Robins stilecht in grünen T-Shirts Müll einsammeln, erweitern das Bewusstsein ungemein. Aber auch die Kommunikation ist wichtig. Eine halbe Seite ist den Umweltthemen in der täglich erscheinenden Clubzeitung gewidmet.

Die erlebbare Nachhaltigkeit funktioniert auch auf der Seite der Angestellten. So lernen die Mitarbeiter Mülltrennung im Club kennen – und tragen das Prinzip mit nach Hause. Auch Mitarbeiterschulungen zum Thema werden durchgeführt und da der Club ganzjährig geöffnet ist, haben die Zulieferer einen dauerhaften Erwerb.

Alle diese Aspekte sind wichtig, denn nachhaltiger Tourismus basiert auf drei Säulen: Ökologie, Ökonomie und soziale Belange. Präzisiert wird dies in diversen Richtlinien, zum Beispiel den von der UN definierten globalen Kriterien für nachhaltigen Tourismus (GSTC). Oder in der ISO 14001 Umweltnorm, mit der auch der Robinson Club Cala Serena ausgezeichnet ist.

Von den drei Säulen des nachhaltigen Tourismus ist die Ökologie wohl die bekannteste. Sie beinhaltet den Klimaschutz, den schonenden Umgang mit Ressourcen sowie den Erhalt der Arten- und Landschafsvielfalt. Ökonomisch gesehen soll eine tragfähige Grundlage für den Erwerb geschaffen und die Maximierung des wirtschaftlichen Nutzens besonders für die lokale Bevölkerung erreicht werden. Dasselbe gilt im sozialen Bereich, wobei dort auch die Bewahrung des kulturellen Erbes in den Fokus rückt.

Nachhaltiges Handeln hat seine Grenzen

Die Grenzen für nachhaltiges Handeln liegen häufig in Wirtschaftlichkeit, Hygienebestimmungen oder Organisationsstrukturen. Nötig ist dann das Engagement von Einzelpersonen und ein Schritt-für-Schritt-Denken. „Außerdem“, sagt Miguel Galmés Schwarz, „ist der Begriff auch nicht immer klar und das, was vor sechs Jahren nachhaltig war, ist heute Greenwashing.“

Trotzdem schreitet der Robinson Club auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit voran. Das liege nicht nur im Interesse der Geschäftsführung, sondern sei auch in der Clubatmosphäre begründet. „Wir sind wie ein kleines Dorf. Da übernimmt man einfach mehr Verantwortung dafür, dass es allen gut geht“, meint Miguel Galmés Schwarz. Nicht zuletzt entsteht auch aus den realen Gegebenheiten echter Handlungsdruck: Wenn immer mehr Touristen – allein im vergangenen Juli waren es 1,84 Millionen – die Baleareninsel besuchen, bedeutet das auch immer mehr Müll. Und der verschmutze zunehmend Land und Meer. „Das sehen und spüren die, die hier wohnen, und das sehen auch irgendwann die Gäste“, sagt Regionalmanager Holger Reinshagen. In der Rekordsaison 2016 sorgten sich immer mehr Bürgermeister um knapp werdende Wasser-Ressourcen, die Kläranlagen arbeiteten am Anschlag, am Flughafen wurden manchmal täglich mehr als 180 000 Passagiere abgefertigt. Und bei aller Nachhaltigkeit hat selbst Robinson gegen die Flugemissionen der Gäste noch kein Mittel gefunden.

■Anreise: Ab Düsseldorf mit Air Berlin (www.airberlin.com) oder ab Weeze mit Ryanair (www.ryanair.com/de) nach Palma de Mallorca.

■Veranstalter: Robinson (0511/56 78 01 04, www.robinson.com) bietet sieben Tage im Club Cala Serena (Doppelzimmer, Vollpension) auf Mallorca inklusive Flug ab 704 Euro pro Person.

■Kontakt: Turespaña, www.spain.info