Aberdeen. In Schottland hat sich US-Präsident Trump den Ruf eines rücksichtslosen Geschäftsmann erworben - auch wegen seiner Vorliebe für Mauern.

Wenn es um sein Verhältnis zu Großbritannien geht, weist US-Präsident Donald Trump gerne darauf hin, dass seine Mutter aus Schottland stammt. Doch ausgerechnet dort ist Trump inzwischen alles andere als ein gerngesehener Gast. Grund sind Scherereien rund um seine Golfclubs.

Trump hat sich in den vergangenen Jahren mit der Regierung, Naturschützern und Anwohnern angelegt. So sehr, dass man hofft, ihm werde als Präsident "für seine Golf-Abenteuer in Schottland wahrscheinlich keine Zeit mehr bleiben", wie ein BBC-Reporter es kürzlich beschrieb.

Der US-Präsident hatte vor seinem Amtsantritt den Rückzug aus seinem Firmenimperium angekündigt. Um Interessenkonflikte zu vermeiden, werde sein Unternehmen keine neuen Deals im Ausland verhandeln, versprach er. "Den von Trump geplagten Schotten wäre eine Pause zu gönnen", witzelte der BBC-Reporter.

Golfanlage mitten im Naturschutzgebiet

Im Jahr 2012 baute er mitten in einem Naturschutzgebiet nahe der ölreichen Stadt Aberdeen im Nordosten des Landes eine Golfanlage. Trump inszeniert sich in Schottland gerne als Wohltäter. Im Juni 2016 hatte er in einem seiner Golfclubs einen bizarren Auftritt vor Journalisten, bei dem er die Aussicht der Briten auf einen EU-Ausstieg pries. Dudelsackspieler begleiteten ihn auf Schritt und Tritt. Dass die Schotten in Umfragen mehrheitlich für den Verbleib in der EU waren, schien ihn nicht zu kümmern.

Rund um den Bau der Golfanlage gab es schwere Auseinandersetzungen mit Naturschützern und Anwohnern, die sich weigerten, ihre Häuser und Grundstücke an Trump zu verkaufen. Wer nicht verkaufen wollte, wurde eingeschüchtert oder sogar bedroht, berichten Anwohner dem US-Radiosender NPR. Trump habe hohe Bäume pflanzen und Erdwälle bauen lassen, die verkaufsunwilligen Hausbesitzern den Blick aufs Meer versperren. Anschließend habe er ihnen die Rechnung geschickt, erzählt Anwohner David Milne der "International New York Times".

Die Einwohner der kleinen Ortschaft Balmedie drücken ihre Verachtung auf ganz besondere Weise aus: Wann immer Donald Trump sein Anwesen besucht, hissen Einige aus Protest die mexikanische Flagge - mit Bezug auf die Mauer, die Donald Trump entlang der Grenze zwischen den USA und Mexiko bauen lassen will. Sarah Malone von Trump International Golf Links weist alle Vorwürfe zurück, niemand sei in Balmedie unter Druck gesetzt worden, sagt sie auf Anfrage von NPR.

Auseinandersetzung mit der schottischen Regierung

Die Klage gegen den Bau eines Offshore-Windparks vor seinem Golfclub an der Ostküste war der Höhepunkt von Trumps Auseinandersetzung mit der schottischen Regierung. Als sie Ende 2015 abgewiesen wurde, bezeichnete Trump die Regierung als "dumm, kleingeistig und beschränkt".

Vor einigen Wochen wurden die Briefe Trumps an den früheren Regierungschef Alex Salmond veröffentlicht. Trump schrieb, er wolle "Schottland retten", und er prophezeite, Salmond würde als "verrückter Alex" in die Geschichte eingehen.

Als Trump vor rund zehn Jahren Investitionen in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar ankündigte, hatte die schottische Regierung dies zunächst begrüßt. Der Bau von Golfanlagen und Hotels sollte Tausende von Arbeitsplätzen schaffen und den Tourismus fördern. Doch aus den erwarteten 6000 neuen Jobs seien gerade mal 95 geworden, und ein geplantes, achtstöckiges Hotel sei nie gebaut worden, heißt es in dem Bericht der "New York Times".

Trump machte in Schottland bislang herbe Verluste

Der milliardenschwere US-Geschäftsmann musste in Schottland bislang herbe finanzielle Verluste einstecken. Das Unternehmen Trump International Golf Links habe in Schottland 31,8 Millionen Dollar (29,8 Millionen Euro) in den Sand gesetzt, schreibt der "Guardian". Zu dem Unternehmen gehören außer dem Golfplatz in der Nähe von Aberdeen ein Luxushotel mit Golfanlage in Turnberry an der Südwestküste.

Die naturverbundenen Schotten sind über das Vorgehen Trumps in ihrem Land empört. "Wir brauchen einfach mal ein paar Jahre Trump-Pause", sagt die golfbegeisterte Frances McMichen aus Edinburgh der Deutschen Presse-Agentur. Mit der schottischen Regierung habe er es sich "gründlich verdorben", und vielleicht gehe ihm angesichts des finanziellen Verlusts doch bald die Puste aus.

Ob diese Hoffnung aufgeht, ist jedoch keineswegs sicher. Nach Medienberichten plant Trumps Unternehmen, das während seiner Amtszeit von den Söhnen Don und Eric geführt wird, die Ausweitung der Golfanlage nahe Aberdeen. Eine Firmensprecherin sagte der Zeitung "The Independent", es sei lediglich eine "neue Bauphase", die längst genehmigt sei. Trumps Kritiker wittern jedoch einen Interessenkonflikt, und sie wollen diese Entwicklung genau beobachten. (dpa)