Brüggen. Wenn die Abenddämmerung anbricht, erwacht die Natur an der Schwalm zum Leben. Der Naturpark Schwalm-Nette ist ideal für mehrstündige Wandertouren.

Die Rundstrecke durch den Schwalmbruch zählt zu dem 100 Kilometer umfassenden Netz von neun Premiumwegen in dem Naturpark an der niederländischen Grenze zwischen Mönchengladbach, Viersen, Roermond und Venlo. Die Routen verlaufen entweder als breite Wege oder schmale Pfade durch Feuchtwiesen, Fichtenforste und Heidezonen, vorbei an Tümpeln und den Ufern von Schwalm und Nette.

"Willkommen in der Wasser-Wanderwelt!": So begrüßt Nienhaus seine Mitwanderer beim Start zur Tippeltour. Schon nach wenigen Schritten abseits des Wanderparkplatzes sind die Gäste überrascht vom abwechslungsreichen Landschaftsbild: Kuhweiden und Pferdekoppeln wechseln sich ab mit sumpfigem Bruchwald und Wachholderheide. Tümpel, Teiche und Moore begleiten die Wanderer, nebenan schlängelt sich die Schwalm durch den Jahrhunderte alten Buchenwald.

Uriges niederländisches "Eetcafé"

"Es kommt noch besser", sagt Nienhaus den Wanderer bei der Rast im urigen niederländischen "Eetcafé de Bos". Direkt am Schwalmufer entlang führt nun der handtuchschmale Wanderpfad und folgt dabei den vielen Windungen des Flusses, dessen Steilufer sich durch Abbrüche ständig verändert. Der Mini-Canyon ist auch das Revier von Eisvögeln, die mit etwas Glück zu beobachten sind.

Seit mehr als 50 Jahren existiert der Naturpark Schwalm-Nette, einer von 104 Parks dieser Art in Deutschland. "Doch wir sind etwas ganz Besonderes", erklärt Michael Puschmann von der Parkverwaltung in Viersen. Denn während die allermeisten Premiumwege durch Hoch- und Mittelgebirge führen, könne Schwalm-Nette als einziger Park mit gleich neun solcher Wege im Flachland aufwarten.

Premiumwanderwege sind Strecken, die nach Vorgaben des Deutschen Wanderinstitutes mehr als 30 Kriterien erfüllen müssen. Sie müssen unter anderem abseits von Asphaltstraßen liegen, abwechslungsreiche Landschaften bieten, idyllische Rastplätze vorweisen und gut gekennzeichnet sein.

Libellen tanzen über die Gewässer

"Die wenigsten Besucher wissen, wie interessant die Landschaft bei uns im Westen von Nordrhein-Westfalen ist", sagt Wegescout Nienhaus. Er ist häufig im Schwalmbruch unterwegs - für ihn eine der schönsten Landschaften der Region. Im Sommer tanzen Libellen über die Gewässer. 32 verschiedene Arten, darunter die seltene Gebänderte Prachtlibelle, wurden im Schwalmbruch beobachtet. Heidelerchen, Teichrohrsänger und der Ziegenmelker leben hier, am Abend schwirren Fledermäuse auf der Jagd nach Beute aus.

Der Naturpark Schwalm-Nette

Das blau-weiße Zeichen weist den Weg auf dem Premiumwanderweg Nette Seen.
Das blau-weiße Zeichen weist den Weg auf dem Premiumwanderweg Nette Seen. © dpa
Sanfte Violetttöne: Im Schwalmbruch bei Brüggen blüht die Heide.
Sanfte Violetttöne: Im Schwalmbruch bei Brüggen blüht die Heide. © dpa
Von einem Aussichtsturm geht der Blick weit über den Schwalmbruch.
Von einem Aussichtsturm geht der Blick weit über den Schwalmbruch. © dpa
Einst gab es in der Region 94 Wassermühlen. Die Mühlrather Mühle ist heute die einzige mit einem Doppelmühlrad.
Einst gab es in der Region 94 Wassermühlen. Die Mühlrather Mühle ist heute die einzige mit einem Doppelmühlrad. © dpa
Im Galgenvenn führt ein Holzsteg ein paar Meter hinaus auf die Lichtung im Kiefernwald. Der Steg ist einer von 25 Wasserblicken, die an markanten Punkten der Landschaft errichtet wurden.
Im Galgenvenn führt ein Holzsteg ein paar Meter hinaus auf die Lichtung im Kiefernwald. Der Steg ist einer von 25 Wasserblicken, die an markanten Punkten der Landschaft errichtet wurden. © dpa
Wegescout Bernd Nienhaus führt Besucher durch den Naturpark.
Wegescout Bernd Nienhaus führt Besucher durch den Naturpark. © dpa
Durch kleine Wäldchen führen die Wanderwege im Naturpark Schwalm-Nette.
Durch kleine Wäldchen führen die Wanderwege im Naturpark Schwalm-Nette. © dpa
Der Schatten von Bäumen lädt zur Rast an den kleinen Seen ein.
Der Schatten von Bäumen lädt zur Rast an den kleinen Seen ein. © dpa
Tiere und Vögel sind immer wieder zu beobachten: Der Naturpark ist auch Heimat für Graureiher.
Tiere und Vögel sind immer wieder zu beobachten: Der Naturpark ist auch Heimat für Graureiher. ©  Naturpark Schwalm-Nette
Der Schwalmbruch lässt sich auch sehr gut mit dem Fahrrad erkunden.
Der Schwalmbruch lässt sich auch sehr gut mit dem Fahrrad erkunden. © dpa
Landschaftsidylle: Am De Wittsee führt eine Brücke über die Nette.
Landschaftsidylle: Am De Wittsee führt eine Brücke über die Nette. © dpa
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Jeder der Premiumwege hat seinen eigenen Charakter. Im Galgenvenn führt ein Holzsteg ein paar Meter hinaus auf die Lichtung im Kiefernwald. Links und rechts sammelt sich Regenwasser auf undurchlässigen Tonschichten, kleine Heideseen und Moore sind die Heimat von Moorfröschen und Bergmolchen. Der Steg im Venn ist einer der 25 Wasserblicke, die an markanten Punkten der Landschaft über Natur, Kultur und Geschichte errichtet wurden.

Vor allem an den Wochenenden sind viele Besucher aus den nahen Großstädten auf den Wander- und Radrouten im Naturpark unterwegs. Wer jedoch einen längeren Aufenthalt zum Wandern oder für Radtouren plant, der sollte sich frühzeitig um eine Unterkunft bemühen. Die Zahl der Hotels, Pensionen oder Ferienwohnungen ist überschaubar.

Reiseziel: Naturpark Schwalm-Nette