Amsterdam. Während Amsterdam im Sommer von Touristen überlaufen wirkt, geht es im Herbst deutlich ruhiger zu. Unternehmen lässt sich dann aber immer noch viel.

Amsterdam hat ein echtes Problem - die Stadt ist einfach zu attraktiv. Vor allem im Sommer scheinen auf jeden Einwohner drei Touristen zu kommen. Da ist es im Herbst schon etwas ruhiger. Amsterdam ist dann immer noch schön, aber deutlich ruhiger und noch bunter. Wer auf einer der vielen Brücken über der Heren- oder der Keizersgracht steht, kann zusehen, wie die Blätter von den Bäumen geweht werden und auf dem Wasser landen. Auf den Grachten wird der gelb-rote Blätterteppich jeden Tag etwas dichter.

Unternehmen lässt sich im Herbst genauso viel wie im Hochsommer - aber oft viel entspannter. Sieben Kulturtipps für Urlauber:

Marihuana-Museum: Kein Klassiker für Kunstliebhaber ist das Marihuana-Museum am Oudezijds Achterburgwal. Die Ausstellung setzt beim Thema Kiffen nicht gerade auf kritische Distanz. Wer noch nie echte Cannabispflanzen gesehen hat, bekommt hier die Gelegenheit dazu und erfährt außerdem einiges über berühmte Haschkonsumenten: Schriftsteller wie Charles Baudelaire etwa oder Alexandre Dumas.

Die Innenstadt Amsterdams ist recht übersichtlich, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen nicht allzu weit voneinander entfernt. Viele Attraktionen lassen sich von der City aus bequem zu Fuß erreichen.
Die Innenstadt Amsterdams ist recht übersichtlich, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen nicht allzu weit voneinander entfernt. Viele Attraktionen lassen sich von der City aus bequem zu Fuß erreichen. © Infografik

Museum Willet-Holthuysen: Das Museum in der Herengracht 605 ist schon seit 1896 ein Museum für gediegene Wohnkultur, wenn man so will. Abraham Willet und Louisa Holthuysen, ein Ehepaar, das sich um Geld wenig Sorgen machten musste, lebte dort lange Jahre. Viele Räume sind noch so eingerichtet wie damals. Der Ballsaal von 1865 ist nach Pariser Mode der Zeit gestaltet. Im Herrenzimmer bietet der riesige Tisch Platz für 18 Gäste. Willet präsentierte hier oft seine neuesten Erwerbungen - für Antiquitäten und Gemälde hat er zeitlebens viel Geld ausgegeben. Auch Küche und Vorratskammer sind zu besichtigen.

Die Portugiesische Synagoge am Mr. Visserplein: Das Gotteshaus ist aus vielen Gründen eindrucksvoll, der hohe Innenraum trägt sicher dazu bei. Die Synagoge geht auf das Jahr 1675 zurück und auf jüdische Glaubensflüchtlinge, die Portugal und Spanien aus Angst vor Verfolgung verlassen mussten. Weite Teile der Einrichtung sind historisch. Die Synagoge ist Teil des jüdischen Kulturviertels mit zahlreichen Anlaufpunkten. Dazu gehört das Jüdisch-Historische Museum am Meijerplein. Es erzählt anschaulich und multimedial die Geschichte der Juden Amsterdams bis zum Holocaust und den schwierigen Jahren des Neuanfangs nach dem Zweiten Weltkrieg.

Grachtentour: Auch wenn es im Herbst schon mal etwas frischer werden sollte, ist das kein Grund, keine Grachtentour zu machen. Die Ausflugsschiffe legen an Dutzenden von Haltestellen an und ab, es gibt Hop-on-Hop-of-Touren. Dabei sieht man von der Altstadt eine Menge. Man kann zum Beispiel ins Jordaanviertel fahren, in Amsterdams neues In-Quartier mit vielen ungewöhnlichen Läden und Geschäften. Vor Jahrzehnten war es ein Arbeiterviertel, keine Wohngegend für Gutbetuchte, inzwischen ist es aber durchgentrifiziert - und hat Touristen, die Lust auf Shoppen und Flohmärkte haben, viel zu bieten.

Amsterdam im Herbst

Herbstliche Idylle im bunten Amsterdam: Die dritte Jahreszeit eignet sich gut für einen Besuch der Stadt, die dann nicht mehr ganz so überfüllt ist.
Herbstliche Idylle im bunten Amsterdam: Die dritte Jahreszeit eignet sich gut für einen Besuch der Stadt, die dann nicht mehr ganz so überfüllt ist. © dpa/Andreas Heimann
Eine Grachtentour über Amsterdams Wasserwege lohnt sich auch im Herbst - dann sollte man sich nur warm genug anziehen.
Eine Grachtentour über Amsterdams Wasserwege lohnt sich auch im Herbst - dann sollte man sich nur warm genug anziehen. © dpa/Andreas Heimann
Prunkvoll: Das Museum Willet-Holthuysen gibt Einblicke in die Wohnkultur vergangener Jahrhunderte - und präsentiert reichlich Antiquitäten.
Prunkvoll: Das Museum Willet-Holthuysen gibt Einblicke in die Wohnkultur vergangener Jahrhunderte - und präsentiert reichlich Antiquitäten. © dpa/Amsterdam Marketing/Hans Fonk
Bei Gassan funkeln die Steine: Die Diamantenfabrik bietet kostenlose Führungen für Touristen an - die sollen im besten Fall gleich ein Schmuckstück mitnehmen.
Bei Gassan funkeln die Steine: Die Diamantenfabrik bietet kostenlose Führungen für Touristen an - die sollen im besten Fall gleich ein Schmuckstück mitnehmen. © dpa/Amsterdam Marketing/www.inkbvba.com
Zeitgenössische Kunst gibt es im neuen Moco Museum zu sehen, ebenfalls am Museumplein. Die erste Ausstellung (bis Ende Oktober) zeigt Werke von Warhol und des Street-Art-Künstlers Banksy.
Zeitgenössische Kunst gibt es im neuen Moco Museum zu sehen, ebenfalls am Museumplein. Die erste Ausstellung (bis Ende Oktober) zeigt Werke von Warhol und des Street-Art-Künstlers Banksy. © dpa/Moco
Vor Bäumen mit gefärbten Blättern sehen die Grachten im Herbst besonders schön aus.
Vor Bäumen mit gefärbten Blättern sehen die Grachten im Herbst besonders schön aus. © dpa
Alternatives Kulturprogramm: Das Marihuana-Museum setzt beim Thema Kiffen nicht unbedingt auf kritische Distanz.
Alternatives Kulturprogramm: Das Marihuana-Museum setzt beim Thema Kiffen nicht unbedingt auf kritische Distanz. © dpa/Andreas Heimann
Noch eher unbekannt, aber durchaus eine Besichtigung wert: die Portugiesische Synagoge am Mr. Visserplein.
Noch eher unbekannt, aber durchaus eine Besichtigung wert: die Portugiesische Synagoge am Mr. Visserplein. © dpa/Amsterdam Marketing/Marijke Volkers
Moderne Kunst in einem modernen Bau: das Stedelijk, Städtisches Museum für moderne und zeitgenössische Kunst.
Moderne Kunst in einem modernen Bau: das Stedelijk, Städtisches Museum für moderne und zeitgenössische Kunst. © dpa/NBTC
Der Museumplein lockt besonders viele Amsterdam-Besucher. Kein Wunder, dort sind die besten Museen der Stadt versammelt.
Der Museumplein lockt besonders viele Amsterdam-Besucher. Kein Wunder, dort sind die besten Museen der Stadt versammelt. © dpa/Amsterdam Marketing/Merijn Roubroeks
Fahrrad wird in Amsterdam natürlich auch im Herbst gefahren.
Fahrrad wird in Amsterdam natürlich auch im Herbst gefahren. © dpa/Andreas Heimann
Äußerst prominent und daher zu jeder Jahreszeit von Touristen belagert: das Anne-Frank-Haus.
Äußerst prominent und daher zu jeder Jahreszeit von Touristen belagert: das Anne-Frank-Haus. © dpa/Andreas Heimann
Auf dem Noordermarkt im hippen Amsterdamer Jordaanviertel können Touristen nach Trödel-Fundstücken suchen.
Auf dem Noordermarkt im hippen Amsterdamer Jordaanviertel können Touristen nach Trödel-Fundstücken suchen. © dpa/NBTC
Die großen niederländischen Maler können Touristen im Rijksmuseum am Museumplein betrachten.
Die großen niederländischen Maler können Touristen im Rijksmuseum am Museumplein betrachten. © dpa/Amsterdam Marketing/Erik Smits
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Anne-Frank-Haus: Das Museum in der Prinsengracht ist ein Phänomen. Die Warteschlangen vor dem Eingang sind am Morgen, wenn es noch geschlossen hat, schon so lang wie später am frühen Abend und reichen oft bis zur Keizersgracht. Aber das Warten lohnt sich: Das Museum in dem Haus, in dem sich Anne Franks Familie versteckt hielt, bis sie von den Nazis aufgespürt und deportiert wurde, vermittelt diese Geschichte sehr eindrucksvoll. An den Wänden sind viele Zitate aus Annes berühmtem Tagebuch zu les und viele Fotos der Familie zu sehen, die aus Frankfurt nach Amsterdam geflohen war.

Museumplein: An dem Platz führt für Amsterdam-Besucher eigentlich kein Weg vorbei. Viel mehr Kunst bekommt man auf so kleinem Raum kaum geboten. Das Rijksmuseum zeigt niederländische Kunst vom Mittelalter bis 20. Jahrhundert, darunter die großen Namen: Rembrandt, Frans Hals, Vermeer. Das Stedelijk ist das Städtische Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, mit Werken etwa von Miro, Picasso und Henri Matisse. Und das Van Gogh Museum widmet sich dem Popstar unter den niederländischen Künstlern mit einer ebenso modernen wie gut zu bewältigenden Ausstellung. Neu seit dem Frühjahr ist das Moco Museum mit Gegenwartskunst

Diamantenfabrik Gassan: Die Diamantenfabrik in der Nieuwe Uilenburgerstraat lässt nicht nur Besucher rein, sondern bietet sogar kostenlose Führungen an. Dabei ist dann zu sehen, wie Diamanten geschliffen und poliert werden. Bei den Preisen kann einem leicht schwindlig werden: Auf dem Tisch liegen dann schon mal Steinchen, die mehr als 50.000 Euro wert sind. Wer seine Kreditkarte dabei hat, kann hinterher durch den Showroom schlendern und das ein oder andere Souvenir kaufen. Und das ist sicher auch die Absicht der lächelnden Mitarbeiterinnen, die einem bei den Führungen funkelnde Brillanten immer mal wieder anreichen und in die Finger nehmen lassen. Aber nur für kurze Zeit. (dpa)