Essen. In St. Peter-Ording können Autos mit an den Strand genommen werden. Eine Option, die vor allem Wassersportler gerne nutzen. Genug Platz ist trotzdem.
Am Horizont wölbt sich ein mit bunten Drachen dekorierter Himmel über das Meer. Flip-Flops an den Füßen, der Wind weht um die Nase und das vom Deich noch etwa zwei Kilometer entfernte Wasser rauscht an den Strand. Bis dahin erstreckt sich eine riesige Fläche Sand. Sand, auf dem Autos parken, Hunde tollen, Strandkörbe zum Verweilen einladen und Pfahlbauten nicht nur zur Orientierung dienen. Willkommen in St. Peter-Ording, dem größten Sandkasten Europas.
Nur knapp fünf Autostunden vom Ruhrgebiet entfernt, erstreckt sich hier auf zwölf Kilometern ein bis zu 2000 Meter breiter Strand, der in Europa seinesgleichen sucht. Entlang der vier Ortsteile Böhl, Dorf, Bad und Ording schlängelt sich das Paradies für Wasserratten, Strandsegler sowie Wind- und Kite-Surfer. Letztere stellen ihre bunten Drachen in den rauen Wind der Nordsee, warten auf die Flut und springen dann spektakulär von Welle zu Welle.
Eine Trendsportart, für die hier perfekte Bedingungen herrschen – sowohl für Anfänger als auch echte Profis. Urlauber können aber auch das klassische Windsurfen erlernen und erfahren, wie schwer es sein kann, das Gleichgewicht auf dem Brett zu halten. Nach etlichen Bauchplatschern ist ein Platz in einem der 1200 windschützenden Strandkörbe echte Entspannung.
Die toten Jahreszeiten gibt es nicht mehr
Gleich hinter all den Strandliebhabern funkeln Autos in der Sonne. Autos? In SPO – so nennen die Einheimischen St. Peter-Ording gerne abkürzend – ist das sogenannte Strandparken möglich. Schon bei der Ortseinfahrt in Ording oder Böhl wird der Gast auf diesen außergewöhnlichen Parkplatz hingewiesen. Während im Hochsommer an Mittelmeer-Stränden vor lauter Menschen kein Bobbycar mehr parken könnte, fahren die Wind- und Kitesurfer mit ihren Bullis und Vans an der Nordsee bequem bis kurz vors Wasser. Bis zu 5000 Sand-Parkplätze stehen auf einer Fläche von 15 Fußballfeldern zur Verfügung. Erst jüngst gab Bürgermeister und Tourismus-Direktor Rainer Balsmeier bekannt, die Möglichkeit des Strandparkens mitten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, das zugleich Unesco-Weltnaturerbe ist, bis ins Jahr 2030 zu verlängern.
Sand und Strandparken gehören zu St. Peter-Ording, wie der Wind zur Nordseeküste. In den letzten Jahren wehte eine besonders frische Brise durch den Ort. Das 4000 Einwohner zählende Nordseeheil- und Schwefelbad hat sich zu einem modernen und beliebten Urlaubsziel entwickelt. SPO ist „in“. „Zahlreiche Unterkünfte haben eine Auslastung von über 90 Prozent. Die toten Jahreszeiten gibt es nicht mehr“, berichtet der gebürtige Westfale Balsmeier stolz. „Mit Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein haben wir in den letzten 20 Jahren über 52 Millionen Euro in rund 60 Projekte investiert.“
Eine neu gestaltete Erlebnis-Promenade, das modernisierte Freizeit- und Erlebnisbad Dünen-Therme mit einem Gesundheits- und Wellnesszentrum, und die neu errichtete Seebrücke im Ortsteil Bad fallen gleich ins Auge. Dazu erhalten auch die Markenzeichen am Strand, die bis zu sieben Meter hohen Pfahlbauten, nach und nach ein frisches Kleid. „Am Ordinger Strand werden wir die fast 30 Jahre alten Pfahlbauten durch ein neues Multifunktionsgebäude ersetzen“, so Balsmeier. An jedem Strandabschnitt der vier Ortsteile gibt es jeweils drei Pfahlbauten: Badeaufsicht, Sanitäranlagen und Gastronomie. „An sonnigen Sommertagen in den Ferien besuchen rund 30.000 Menschen pro Tag den Strand.“
Moderne Zimmer auf Drei-Sterne-Niveau
Und trotzdem wird es nie eng und ebenso wenig dreckig. Der ganze Ort ist auffällig sauber und gepflegt. Rund 900.000 Euro lässt sich St. Peter-Ording die Pflege, Reinigung und Müllbeseitigung im Ort und am Strand jährlich kosten. Da zahlt man gerne die in den Sommermonaten drei Euro teure Kurtaxe pro Tag (Erwachsene), die zugleich den Zugang zum Strand ermöglicht. Am Strand zu parken kostet weitere sechs Euro pro Auto und Tag.
Um der steigenden Nachfrage Herr zu werden, wurde auch im Bereich der Übernachtungsmöglichkeiten aufgerüstet. Jüngstes Beispiel für die Modernisierung und Verjüngung des Ortes ist das unmittelbar am Deich erbaute Beach Motel im Ortsteil Ording. Von außen erinnert es an ein Hotel an der US-amerikanischen Ostküste, innen gibt es moderne und mindestens auf Drei-Sterne-Niveau eingerichtete Zimmer. Aber warum Motel? „Hier geht es lockerer zu als in einem klassischen Hotel“, erzählt Marco Häusler, Direktor des Beach Motel. „Wir duzen jeden und beim Abendessen kann man mit den Füßen im Sand spielen.“ Flip-Flops sind daher ausdrücklich erlaubt. Und weil Surfer gerne mit einem VW- Bus nach SPO kommen und darin übernachten möchten, sind Stellplätze mit Strom und Zugang zu sanitären Einrichtungen ausgewiesen.
Der Betreiber wird auch in Heiligenhafen an der Ostsee noch in diesem Jahr ein weiteres Beach Motel eröffnen. Aber auch in St. Peter-Ording sind insgesamt noch bis zu vier neue Hotels in den nächsten Jahren in Planung. Genug Platz am Strand für Touristen ist ja noch.