Paris. In Paris herrscht die Ruhr vor dem Sturm. Noch ist von Fußball-Stimmung nicht viel zu spüren. Doch die Europameisterschafft ist in greifbarer Nähe.
Während in Deutschland schon die ersten Fahnen in den Fenstern hängen, Hawaii-Ketten an den Rückspiegeln baumeln und Geschäfte jeder Art ihre Fanartikel in die Auslagen räumen, ist in Paris vom Fußball-Fieber noch nicht viel zu spüren. Eine Woche vor dem Eröffnungsspiel der Europameisterschaft am 10. Juni im Stade de France herrscht in der französischen Hauptstadt noch gemächliches Alltagstreiben. Hinter den Kulissen freilich laufen die Vorbereitungen für das Mega-Sport-Event längst auf Hochtouren.
Noch erinnert in Paris wenig an die bevorstehende Europameisterschaft: Die Gondeln des Riesenrads am Place de la Concorde sind mit den bemalten Gesichtern von Fans aus allen teilnehmenden Nationen geschmückt, vor der Basilika Sacré-Cœur im Stadtviertel Montmartre dekorieren einige halbierte Fußbälle die Wiese und in Saint-Denis, wo im Stade de France sieben Begegnungen inklusive des Eröffnungs- und Endspiels ausgetragen werden, werten die Fahnen der Teilnehmerländer die schäbigen Straßenzüge ein wenig auf.
Platz für 90.000 Fans auf dem Champ de Mars
Ansonsten gleichen die wenigen EM-Hotspots kurz vor der ersten Begegnung, in der Frankreich auf Rumänien trifft, noch riesigen Baustellen – oder glänzen durch Abwesenheit.
Selbst die Straßenhändler und Souvenir-Läden haben sich noch nicht auf Fußball umgestellt. Fünf Eiffeltürme für einen Euro – dieses Angebot gibt es vor jeder Pariser Sehenswürdigkeit. Das Wahrzeichen der Stadt könnte aber auch ohne Ballmuster und Landesfarben sämtlichen Fanartikeln den Rang ablaufen, werden Fußball-Touristen aus aller Welt den Eiffelturm doch immer mit dem Spielfeld im Blick haben. Bis zu 90.000 Zuschauer können in der Fan-Zone auf dem Champ de Mars alle Begegnungen live und kostenlos verfolgen – auf einer 420 Quadratmeter großen Leinwand, die direkt an der Achse des Eiffelturms errichtet wird.
Nach den Terror-Anschlägen vom 13. November herrschen hier verschärfte Sicherheitsbedingungen: Das 130.000 Quadratmeter große, noch weitgehend leere Gelände wurde schon Wochen vor dem Turnier komplett eingezäunt und für Besucher gesperrt. Sicherheitskräfte und Hunde bewachen das Areal rund um die Uhr. Während der EM bis zum 10. Juli müssen Besucher zwei Sicherheitskontrollen passieren, zum Einsatz kommen Metalldetektoren, Spürhunde, Überwachungskameras und 400 private Sicherheitsleute zusätzlich zur Polizei.
Wein und Baguette in der Sonne
Trotzdem ist die Stimmung in der Stadt kurz vor dem sportlichen Großereignis noch entspannt. Erhöhte Polizeipräsenz – Fehlanzeige. Am Ufer der Seine, zwischen Pont de Solférino und Port du Gros Caillou, genießen Einheimische und Touristen in aller Ruhe Wein und Baguette in der Sonne. In knapp einer Woche sollen hier die „Ufer Europas“ entstehen mit Konzerten, Länderpavillons, Kultur, Kunst und Fußball – und tausenden von Besuchern aus aller Welt.
Die dürfte es auch nach Saint-Denis ziehen, einen Pariser Vorort, in den sich normalerweise kaum Touristen verirren. Die einzige Sehenswürdigkeit ist die königliche Basilika, die Grabstätte der französischen Könige. Ansonsten ist die Stadt geprägt von der Industrialisierung – mit zahlreichen Sozialwohnungen in Plattenbauweise und einem hohen Anteil an Einwanderern. Doch zur EM erwartet Saint-Denis stolze 1,5 Millionen Besucher, die sich im Stade de France, mit einer Kapazität von über 80 000 Zuschauern das größte Stadion des Landes, unter anderem das Spiel Deutschland gegen Polen (16. Juni, 21 Uhr) ansehen.
Eine ganz besondere Atmosphäre in Saint-Denis
Während der Europameisterschaft dürfte hier eine ganz besondere Atmosphäre herrschen: Auch ohne die Fußball-Touristen sind in Saint-Denis 135 Nationalitäten Zuhause – und das bei gerade einmal 110.000 Einwohnern. Das internationale Flair hinterlässt seine Spuren: Sogar die kleinsten Bäckereien wünschen auf ihren Croissant-Tüten bereits in sieben Sprachen einen guten Appetit. Dazu gibt’s nicht nur jede Menge lebhafte Sport-Bars, sondern im Parc de la Légion d’Honneur auch eine Fan-Zone mit Platz für bis zu 10.000 Zuschauer. Alle Spiele werden auf einer Großleinwand live gezeigt, an spielfreien Tagen sorgen Konzerte für Unterhaltung. Die Europameisterschaft kann kommen.
Weitere Informationen zur EM im Internet unter: de.parisinfo.com