Schruns. Ein Tal im österreichischen Vorarlberg zog vor fast 100 Jahren bereits Nobelpreisträger Ernest Hemingway an. Heute steigen vor allem Familien dort ab.

Als die Bergwelt noch in Ordnung war, stellte der Besuch eines Prominenten in den Alpen ein wahres Ereignis dar. Einer von ihnen war der US-amerikanische Schriftsteller und spätere Nobelpreisträger Ernest Hemingway, der dem Montafon einst beim Skifahren auf die Sprünge half. „Hemingway war einer der Protagonisten, die den Wintersport im Montafon populär gemacht haben“, sagt Markus Fessler-Jenny vom Montafon Tourismus.

Hemingway reiste Mitte der 1920er Jahre gleich zweimal nach Schruns. Der damals noch nicht berühmte Lebemann kam als Skianfänger aus einem trivialen Grund: Der Dollar stand gut, die Lebenshaltungskosten im Montafon waren für den stets klammen Familienvater gering. Tagsüber bezwang er zunächst mit geschulterten Skiern die liftlosen Berge, um sie anschließend zunehmend geübter runterzufahren. Abends belohnte sich der Autor im Hotel Taube beim Kartenspiel mit Bauern und Jägern der Region, die nicht weniger als er kräftig zu zechen wussten.

Aktionen gegen den Konkurrenzdruck

Heutzutage ist der Andrang viel größer. Jährlich kommen rund zwei Millionen Besucher ins Montafon mit seinen fünf Skigebieten Silvretta Montafon, Golm, Gargellen, Kristberg und Silvretta-Bielerhöhe. Zwei Drittel davon reisen allein während der Wintermonate an. Im Sommer ist Schruns dabei der gefragteste Ort. Die deutschen Urlaubsgäste bilden die Mehrheit, bisher gefolgt von Niederländern und Belgiern. Der starke Schweizer Franken beschert dem Montafon jedoch zunehmend mehr Eidgenossen. Unabhängig von der Nationalität sind es vor allem Familien, die im Montafon absteigen – und bewusst dem Remmidemmi anderer alpiner Täler aus dem Wege gehen.

In der kalten Jahreszeit verteilt sich der Besucherandrang auf die wie an einer Perlenschnur aufgezogenen acht Orte des für seine familiäre Atmosphäre geschätzten Tals. Doch auch wenn die Vorarlberger Region nicht nur zu den beliebtesten, sondern auch zu den größten Skigebieten Österreichs zählt, sieht sich das Montafon einem wachsenden Konkurrenzdruck ausgesetzt. Dagegen wappnet sich das Tal mit besonderen Aktionen. So gibt es beispielsweise in den letzten drei Wochen der Saison bis zum 10. April für Kinder bis 16 Jahren einen Rabatt von 50 Prozent auf den Skipass und die Übernachtung im Zimmer der Eltern.

Internet-Verbindung in der Panorama-Gondel

Ein Pfund, das auch schon Hemingway imponierte, kann der Skiregion allerdings niemand nehmen: Die 18 Dreitausender sind einerseits eine ergreifende Kulisse, andererseits fast schon eine Garantie für Schnee. Läuft alles glatt, können sich Skifahrer und Snowboarder auf insgesamt 225 Pistenkilometern austoben – unterstützt von nicht weniger als neun Ski- und Snowboardschulen. Zu den Höhepunkten zählen die Hochjoch Totale – mit zwölf Kilometern die längste Talabfahrt Vorarlbergs – und die sogenannten Black Scorpions, sieben Pisten mit einem Gefälle von rund 80 Prozent. Neuerdings ist der Skipass des Montafon auch fürs Brandnertal (65 zusätzliche Kilometer südwestlich von Bludenz) gültig, sodass in Summe nun 60 Liftanlagen rotieren.

Reise-Infos

Anreise: Mit dem Auto aus dem Ruhrgebiet über die A3 Richtung Frankfurt und Würzburg, über die A7 Richtung Ulm und Memmingen und die A96 Richtung Bregenz. In Österreich über die A14 und B188 nach Schruns oder Gaschurns. Mit der Bahn (01806/99 66 33) ab dem Ruhrgebiet nach Schruns.

Skipass: Der Skipass der Montafoner Skigebiete kostet für Erwachsene für zwei Tage in der Hauptsaison (bis 28. März) 94 Euro und in der Nachsaison (bis 10. April) 75 Euro. Für sechs Tage liegen die Kosten bei 229,50 bzw. 183,50 Euro.

Übernachtung: Als günstige Unterkunft in Gaschurn empfiehlt sich das einfache, aber gepflegte Explorer Hotel im Montafon (ab 39,80 Euro pro Person im Doppelzimmer mit Frühstück) oder die luxuriöse MO Lodge mit klasse Wellness-Bereich ab 155 Euro inklusive empfehlenswertem Sieben-Gänge-Menü abends:

Kontakt: Montafon Tourismus, 0043/50 66 86

Um das Skigebiet attraktiver zu gestalten, hatten die Liftbetriebe des Montafon im letzten Winter mit der Panoramabahn eine Acht-Personen-Gondel für den Tourismus freigegeben, für die eine Investition von 12,5 Millionen Euro notwendig war. Länger ist mit 2370 Metern kein Lift dieser Art im Bundesland Vorarlberg. 2360 Wintersportler lassen sich damit stündlich hoch zum Kreuzjochsattel chauffieren. Früher mussten sie auf den zwei Zweier-Sesselliften dafür mehr als eine halbe Stunde einplanen, nun können sie bereits nach acht Minuten den Ausblick vom zweithöchsten Punkt der Silvretta-Bahnen genießen. Besonderer Clou: In den 65 Gondeln der Panoramabahn gibt’s eine Internet-Verbindung – und zwar kostenlos.

Weitere Projekte stehen bereits auf der Wintersport-Agenda des Montafon. So soll in naher Zukunft eine neue Gondelbahn in St. Gallenkirch gebaut werden, die dort einen 30 Jahre alten 6er-Lift ersetzt. Hemingway wäre über Letzteren noch ungefragt dankbar gewesen.