Hobart. Wombats und Wallabys, die Wälder Tasmaniens sind immer eine Reise wert. Doch die Tiere sind in Australien gar nicht so einfach anzutreffen.
Die moosbehangenen Bäume und der schmale Weg, der in der Ferne leicht im Dunst eines kleinen Wasserfalls verschwindet, muten an wie aus einem Märchen der Gebrüder Grimm. Noch geheimnisvoller macht den Spaziergang durch die Wälder Tasmaniens ein Lebewesen mit Teddyaugen: der Wombat. Die Tierwelt in Down Under ist international so berühmt wie berüchtigt. Einerseits leben hier solch außergewöhnliche Kreaturen wie Koalas und Kängurus, andererseits beherbergt Australien giftige Schlangen und Spinnen, gefräßige Krokodile und Haie.
Die Gefahr, die von den Tieren Tasmaniens ausgeht, ist eine etwas andere. Am Flughafen von Hobart warnt Mister Smith, wie er sich vorstellt, bei der Autovermietung: "Passt bei Dunkelheit bloß auf, dass ihr keine Tiere anfahrt. Das wird teuer." Besonders vor einer Gattung nachtaktiver Vierbeiner soll man sich in Acht nehmen: "Sie sind wie Felsen, diese bösen Wombats", sagt Smith.
Geschwindigkeit bei Nacht runterfahren
Bei Anbruch der Dunkelheit wagen sich aber zuerst kleine Wallaby-Kängurus aus den Gebüschen am Straßenrand. Autofahrer auf Tasmanien müssen ihr Tempo in der Nacht halbieren - schneller als mit 50 km/h zu fahren, würde die einzigartige Tierwelt in Gefahr bringen.
Wombat, Wallaby und Tasmanischer Teufel
Die Tour zum Cradle Mountain, dem wohl berühmtesten Berg Tasmaniens, und dem benachbarten Lake St. Clair, dem tiefsten See Australiens, wird damit zur Geduldsprobe. Neben etlichen Wallabys springt in der Dunkelheit ein junger Tasmanischer Teufel vor die Motorhaube, um im Zickzackkurs vor dem Wagen die Straße entlangzulaufen. Wombats halten sich in dieser Nacht eher im Dickicht am Straßenrand auf. In die Herberge der Nacht schafft man es so unfallfrei - um gleich am nächsten Morgen bei der Einfahrt in den Cradle Mountain-Lake St. Clair National Park von einem quer über die Straße daherwatschelnden Ameisenigel, einem sogenannten Echidna, empfangen zu werden.
Die größten grabenden Säugetiere der Welt
Echidnas sind auf Wandertouren wie dem sechstägigen Overland Track immer mal wieder Begleiter am Wegesrand. Wombats aber sind nachtaktiv. Damit ist es fast unmöglich, einen der Vierbeiner am Tage zu sehen - wäre da nicht der Enchanted Walk. Durch die dichten Baumwipfel dringt kaum Tageslicht. Wombats glauben so auch tagsüber, es sei Nacht.
Lucy und ihre Mutter harren lange bei einem der Wombats aus. "Wombats sind schon immer meine Lieblingstiere", sagt die Zehnjährige und berichtet stolz, was sie alles über die Beuteltiere weiß. Dass sie die größten grabenden Säugetiere der Welt sind. Und dass die Öffnung ihres Beutels unten ist, damit beim Wühlen kein Dreck hineinkommt.
Als sich ein Tourist mit seiner Kamera an ihr vorbeiquetscht, um möglichst nahe an das Tier heranzukommen, seufzt sie verärgert - der Wombat, der eben noch einen Meter neben ihr am Wegesrand stand, hat sich zügig ins Dickicht zurückgezogen. (dpa)